Frauen beim Public Viewing Iran träumt trotz Niederlage weiter

Kasan/Teheran (dpa) - Die Fans bejubeln ihr Team noch lange nach dem Schlusspfiff, Nationaltrainer Carlos Queiroz glaubt weiter fest an ein Happy End des Fußball-Märchens.

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Irans Nationalmannschaft hat trotz der knappen 0:1-Niederlage gegen den großen Favoriten Spanien eine ganze Nation stolz gemacht und lässt die Menschen weiter von einer WM-Sensation träumen. „Ihr habt Iniesta, wir aber haben ein großes Herz“, zitierte die Nachrichtenagentur Isna die Aufschrift eines Fan-Plakates. Sportminister Massud Soltanifar wandte sich am Tag nach dem 0:1 (0:0) in Kasan an das Team: „Die ganze Nation ist stolz auf euch.“

Nach der Niederlage im zweiten WM-Gruppenspiel gegen den Weltmeister von 2010 brauchen die Iraner nun einen Sieg gegen Portugal, um aus eigener Kraft den ersehnten ersten Einzug in ein WM-Achtelfinale zu schaffen. „Wir haben heute einen Matchball vergeben, aber wir haben gegen Portugal einen zweiten Matchball“, sagte Queiroz. „Alles ist offen. Wir leben und träumen noch.“ Der Iran hat drei Zähler, Spanien und Portugal führen mit je vier Punkten die Gruppe an.

Historisches für den Iran ereignete sich am Mittwochabend jedoch außerhalb des Platzes. Nach fast 40 Jahren durften Frauen beim Public Viewing in Teheran erstmals in ein Fußballstadion. „Das war der eigentliche große Sieg“, sagte die Abgeordnete und Frauenaktivistin Tajebeh Siawoshi laut Nachrichtenagentur Isna.

Zwar hatte die Polizei zunächst mit Verweis auf „infrastrukturelle Mängel“ die Veranstaltung absagen wollen, aber vom Innenministerium kam der direkte Befehl, das Azadi-Stadion in Teheran für die Menschen zu öffnen. Die Polizei musste nachgeben. Die Spieler des Iran wollten sich nach der Partie in Kasan nicht zu den historischen Vorgängen äußern - solche Themen wolle man „intern besprechen“, hieß es.

Die zahlreichen männlichen und weiblichen Iran-Fans in der Kasan Arena feierten ihre Team nach Abpfiff minutenlang. Immerhin hatte der Iran den Welt- und Europameister mit seiner konzentrierten, mutigen und leidenschaftlichen Verteidigung an den Rand des Punktverlustes gebracht. „Meine Spieler haben einen wundervollen Kampfgeist gezeigt gegen einen der Titelkandidaten“, lobte Queiroz. Mehr als das glückliche 1:0 durch Diego Costa (54. Minute) gelang Spanien nicht.

In der zweiten Halbzeit wurden die Iraner sogar nach vorne immer mutiger und hatten durchaus Chancen auf den Ausgleich. „Wir hätten ein besseres Ergebnis verdient“, urteilte Queiroz. Das vermeintliche 1:1 durch Saeid Ezatolahi nach gut einer Stunde wurden wegen Abseits nach einer Überprüfung durch den Videoassistenten nicht gegeben. „Wir haben immer noch Chancen auf das Achtelfinale. Das ist etwas, worauf wir stolz sein sollten“, sagte der portugiesische Coach Queiroz.

Und auch die Frauen im Teheraner Azadi-Stadion feierten ihr Team, nachdem sie das Spiel auf der großen Stadionleinwand verfolgt und zum ersten Mal die Stimmung erlebt hatten. „Ich wusste nicht, dass zwei Stunden rumbrüllen und kurz vor dem Herzinfarkt zu stehen soviel Spaß machen können“, schrieb eine der Frauen nach ihrer Stadionpremiere auf Twitter. Frauenaktivisten sind zuversichtlich, dass dies der Auftakt für die generelle Aufhebung des Stadionverbots für die Frauen im Iran sein könnte, das seit fast 40 Jahren in dem Land gilt.