DFB-Gegner Jubel über den Wolken: Ein Prozent Chance für Südkorea

Lomonossow (dpa) - Der deutsche Siegtreffer von Toni Kroos gegen Schweden hat auch in 10.000 Metern Höhe für großen Jubel gesorgt.

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„Als wir in den Flieger gestiegen sind, waren wir unglaublich enttäuscht. Kaum jemand hat geredet, denn wir waren sicher, dass wir ausgeschieden waren“, berichtet Hong Chul, Linksverteidiger bei Deutschlands letztem Gruppengegner Südkorea: „Als wir dann an Board die Nachricht vom deutschen 2:1 bekommen haben, waren wir glücklich, geradezu euphorisch. Denn aus null Prozent Chance war auf einmal ein Prozent Chance geworden.“

Als einziges punktloses WM-Team haben die Koreaner damit nämlich noch eine kleine Chance aufs Achtelfinale. Von dieser Euphorie war nach der Rückkehr ins WM-Quartier nach Lomonossow bei St. Petersburg aber nicht mehr viel zu spüren. Und das lag nicht nur an 15 Grad und Starkregen nach zuvor 35 Grad im Spielort Rostow am Don. Denn eine Niederlage bleibt eine Niederlage. Und ein Prozent Chance ist sehr wenig. Vor allem, wenn es zum Abschluss am Mittwoch in Kasan (16 Uhr) gegen den Weltmeister geht.

„Wir sind gut auf sie vorbereitet“, sagt Linksverteidiger Chul, der den verletzten Ex-Dortmunder Joo-Ho Park wie beim 1:2 gegen Mexiko vertreten muss: „Wir haben viele Spiele von Real Madrid oder Bayern München gesehen. Aber deshalb wissen wir auch, mit wem wir es zu tun bekommen. Wir müssen defensiv sehr diszipliniert spielen. Wenn ich zum Beispiel alleine gegen Joshua Kimmich verteidigen muss, dann wird es sehr, sehr schwierig.“

Auch Trainer Tae-Yong Shin klingt eher demütig als kämpferisch. „Wir haben gute Spieler, aber vielleicht fehlt uns ein bisschen die Erfahrung“, sagt der Coach: „Erfahrung kommt nicht an einem Tag. Und wir haben Probleme mit unserem Fußball-System. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir unsere Meisterschaft verbessern und mit jungen Leuten arbeiten.“ Er selbst habe nur zehn Monate Zeit gehabt, das Team vorzubereiten: „Das ist sehr wenig. Mit mehr Zeit und weniger Verletzungen hätten wir es besser machen können.“

Sein im Oktober entlassener deutscher Vorgänger Uli Stielike sieht aber auch Shin in der Pflicht. „Er hat beim Nachwuchs und auch im Verein in Korea gute Arbeit geleistet. Die muss er jetzt bei der Nationalmannschaft bestätigen“, sagt Stielike in der „Bild am Sonntag“ über seinen früheren Assistenten. Im Spiel gegen Deutschland erachtet er die Koreaner aber als chancenlos. Auf die Frage, wem er die Daumen drücke, sagt er: „Auch das braucht Korea dringender. Aber ich befürchte, das wird wenig helfen.“

Zumal der Wunsch von Asiens Fußballer des Jahrhunderts nicht in Erfüllung gegangen ist. „Ich hoffe, dass Deutschland vor dem letzten Gruppenspiel gegen uns schon weiter ist“, hatte der frühere Bundesliga-Stürmer Bum-Kun Cha vor dem Turnier gesagt: „Dann hätten wir vielleicht eine kleine Chance.“ Bewahrheitet hat sich dafür aber Chas Analyse: „Wir sind die schwächste Mannschaft in der Gruppe.“

Die Hoffnungen sind denn auch gering. Die „Tigers of Asia“ brauchen einen Sieg mit zwei Toren Unterschied und eine schwedische Niederlage gegen Mexiko. Seit der Aufstockung auf 32 Mannschaften bei der WM 1998 kam aber noch nie ein Team weiter, das die ersten beiden Spiele verloren hatte.