Löw nach Aus von Weltmeister Spanien „überrascht“
Santo André (dpa) - Für Bundestrainer Joachim Löw ist das WM-Aus von Titelverteidiger Spanien völlig unerwartet gekommen.
„Ich war natürlich auch überrascht, dass die Spanier jetzt nach zwei Spielen ausgeschieden sind. Ich halte Spanien noch für eine sehr gute Mannschaft mit klasse Spielern“, sagte der Bundestrainer im ARD-Hörfunk. „Sie haben irgendwie den entscheidenden Moment im ersten Spiel versäumt, sie hätten das 2:0 machen müssen. Im Gegensatz bekommen sie das 1:1 und haben hoch verloren. Das hat ihnen womöglich psychologisch einen Knacks gegeben“, erinnerte Löw an das 1:5 gegen die Niederlande.
„Chile war ein starker Gegner. Sie sind jetzt in einer starken Gruppe ausgeschieden. Ich hätte ihnen schon mehr zugetraut. Vielleicht nicht immer, dass sie den Titel gewinnen können, aber dass sie über die Gruppenphase hinauskommen“, erklärte Löw am Tag nach dem 0:2 der Spanier gegen Chile.
Per Mertesacker erinnerte an den unangenehmen und unorthodoxen Auftritt der Chilenen beim deutschen 1:0-Sieg im Freundschaftsspiel im März. Die Chilenen hätten Spanien über 90 Minuten beherrscht und auch noch Tore geschossen, betonte der deutsche Abwehrchef. „Jeder Gegner bringt so eine gewisse Gefahr mit. Dass die Spanier jetzt raus sind, ist ein Produkt davon, dass sehr viele gute Mannschaften dabei sind und jetzt mussten einfach die Spanier 'mal dran glauben.“
Natürlich sei man ein „bisschen überrascht, dass Spanien raus ist“, erklärte Keeper Roman Weidenfeller. „Die Dichte der Qualität ist bei der Weltmeisterschaft extrem. Es ist ein Warnzeichen, dass man keinen Gegner auf die leichte Schulter nehmen kann.“
Italiens Trainer Cesare Prandelli führt dagegen das frühe WM-Aus von Titelverteidiger Spanien auch auf die fehlende Frische einiger Nationalspieler zurück. „Sie haben den Preis bezahlt für eine sehr stressige Saison und das Champions-League-Finale“, sagte Prandelli in Recife. Er habe „großen Respekt“ vor der Auswahl von Trainer Vicente del Bosque und wolle daher „nicht ins Detail gehen“, sagte Prandelli, betonte aber: „Sie werden in einiger Zeit wieder gewohnt stark zurückkommen.“
Ottmar Hitzfeld ist ein „großer Bewunderer“ seines Trainer-Kollegen del Bosque und des spanischen Fußballs. „Ich war sehr traurig, dass er mit Spanien ausgeschieden ist. Das ist nicht schön für die Weltmeisterschaft. Es wäre schöner, wenn sie ins Halbfinale gekommen wären“, sagte der Schweizer Nationaltrainer in Salvador. „Die Spanier haben in den letzten Jahren den Weltfußball beherrscht und alle mit ihrem Fußball erfreut.“