Trotz Erdogan-Debatte Löw sieht kritisierten Özil bereit für die WM

Moskau (dpa) - Trotz der anhaltenden Diskussionen um die Erdogan-Affäre fürchten Verantwortliche und Spieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaft keine Auswirkungen auf die sportliche Leistung von Mesut Özil bei der WM.

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„Wir sind fokussiert auf das Turnier, die Stimmung ist gut. Ich glaube, es wurde aus vielen Nebengeräuschen mehr gemacht als da eigentlich war“, sagte Mittelfeldspieler Julian Draxler auf der FIFA-Pressekonferenz vor dem ersten Gruppenspiel des DFB-Teams am Sonntag gegen Mexiko.

Über Özil sei geschrieben geworden, dass er lustlos und irgendwie bedrückt und gehemmt wirke, sagte Draxler: „Und das stimmt nicht, Mesut ist gut drauf, Mesut ist fröhlich, er macht viele Witze mit uns. Er kann genauso wie alle anderen nicht erwarten, dass das Turnier startet.“ Bundestrainer Joachim Löw hat den 29 Jahre alten Spielmacher weiter als Fixgröße für seine WM-Elf eingeplant. „Mesut Özil hat diese Woche zwei zusätzliche Einheiten gemacht. Er ist einsatzfähig, er ist fit, er macht einen guten Eindruck“, sagte Löw.

Er kenne die beiden Nationalspieler mit türkischen Wurzeln schon sehr lange und wisse, dass sie sich ganz mit den in Deutschland gelebten Werten identifizierten, bekräftigte Löw im „Spiegel“. Das sei für ihn das „Allerallerwesentliche“. „Diese beiden Spieler sind in Deutschland wirklich gut integriert. Das kann ich versichern.“

Gündogan und Özil waren nach einem Treffen und Fotos mit dem umstrittenen türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in die Kritik geraten. Mittelfeldspieler Gündogan, der sich im WM-Trainingslager in Südtirol erstmals gegenüber Journalisten zum Erdogan-Besuch geäußert hatte, war im WM-Test gegen Saudi-Arabien in Leverkusen (2:1) von vielen deutschen Fans ausgepfiffen worden.

Am Tag vor der WM-Generalprobe war an Gündogans Auto, einem schwarzen Mercedes, eine Scheibe eingeschlagen worden. Das bestätigte am Samstag die Kölner Polizei. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung (Samstag) berichtet. Der Vorfall ereignete sich laut Polizei bereits am Abend des 7. Juni zwischen 23.00 Uhr und 24.00 Uhr. Gündogan war zu diesem Zeitpunkt mit der Nationalmannschaft in Köln.

Es gebe aber keinen konkreten Hinweis auf einen Zusammenhang zu der Attacke auf den Wagen, betonte die Polizei. Es sei auch keineswegs sicher, dass der Täter gewusst habe, wessen Wagen er beschädigte. Das Auto habe ein Stuttgarter Kennzeichen.

„Natürlich werden auch die Fragen, die aufgekommen sind rund um dieses Foto mit Ilkay Gündogan und Mesut Özil nach der Weltmeisterschaft auch noch gestellt werden“, sagte DFB-Vizepräsident Rainer Koch bei einem Besuch des Goethe-Instituts von Moskau. „Und diese Fragen verdienen dann auch eine Antwort.“

Auch im deutschen Fanlager in der russischen Hauptstadt sei die Affäre ein Thema gewesen. „Ich will ganz generell sagen, dass unsere Fans absolut den Sport am Sonntag im Mittelpunkt sehen und ohne Ausnahme hinter der Mannschaft stehen“, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel.