Neuntes Müller-Tor im neunten WM-Spiel
Recife (dpa) - Nach seinem frechen Schlenzer ins lange Eck fiel der Jubel erst einmal verhalten aus. Thomas Müller grinste, ließ sich von seinen Mitspielern feiern und reckte dann kurz die Arme in die Höhe.
Mit seinem neunten Treffer im neunten WM-Spiel hat der Angreifer des FC Bayern München die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zum 1:0-Sieg gegen die USA und als Gruppensieger ins Achtelfinale der Weltmeisterschaft in Brasilien geschossen. Im prestigeträchtigen Gruppenfinale gegen die USA und seinen früheren Vereins-Trainer Jürgen Klinsmann musste der 24-Jährige in Recife lange auf den großen Moment warten. In der 55. Minute stand er perfekt, nahm überlegt Maß und ließ US-Keeper Tim Howard mit seinem Schuss von der Strafraumgrenze ins lange Eck keine Chance.
„Jetzt habe ich tatsächlich mal ein schönes Tor geschossen. Ab und zu fällt mir auch mal einer vor den Fuß. Aber ich mache ja nix anderes als trainieren wie ein Wahnsinniger“, scherzte Müller nach dem Spiel und sprach von einem „Geduldssiel“ gegen die Amerikaner. „Wir haben zwar nur 1:0 gewonnen. Das nehme ich aber gerne mit.“
Mit jetzt neun Toren bei Weltmeisterschaften ließ der WM-Torschützenkönig von 2010 den ehemaligen DFB-Teamchef Rudi Völler (8) hinter sich und zog mit Karl-Heinz Rummenigge und Uwe Seeler gleich. „Bei Weltmeisterschaften läuft es bisher nicht schlecht für mich“, hatte Müller nach seinem Giganten-Auftritt mit den drei Toren beim 4:0-Erfolg gegen Portugal gesagt. Beim 2:2 gegen Ghana übernahmen Mario Götze und Miroslav Klose die Rollen als Torschützen.
Doch als es jetzt in einem wichtigen Moment drauf ankam, müllerte es wieder. Per Mertesacker scheiterte zunächst mit einem Kopfball an Howard, dann war Müller als Torjäger in unnachahmlicher Art da. 21 Tore in 52 Länderspielen weist seine Statistik nun auf.
Nach dem Ausscheiden von Stürmerstars wie Italiens Mario Balotelli, Portugals Cristiano Ronaldo oder Englands Wayne Rooney und der Sperre für Uruguays Angreifer Luis Suárez konkurriert der legitime Nachfolger des legendären Gerd Müller nun mit Brasiliens Neymar und Argentiniens Lionel Messi um die Krone des Torschützenkönigs. Aber der WM-Titel, so Müller, sei weitaus wichtiger als die persönliche Auszeichnung.
„Wahnsinn“, „Weltklasse“ und für die Gegner „eklig“ wurden Müller als Attribute zugeschrieben, nachdem er die Portugiesen quasi im Alleingang besiegt hatte. Endgültig verstummen ließ er auch die vor der WM aufgekommenen Diskussionen um die „falsche Neun“.
Ein klassischer Stürmer ist Müller, der mit seinen dünnen Beinen viele Kilometer im Dienst der Mannschaft abspult, tatsächlich nicht. Der Bayern-Profi ließ sich auch im Dauerregen von Recife als freiheitsliebender Raumdeuter in kein Schema pressen. „Viele sprechen von einer falschen Neun und wissen nicht, was das heißt. Wir haben Bewegungsstürmer“, sagte Müller und fasste sich beim Jobprofil für seinen Posten kurz. „Ich bin ein Stürmer, der Tore schießen will.“ Was er gegen die USA wieder einmal eindrucksvoll unterstrich.