DFB-Schmach als Warnung Neymar schwört Seleção auf Achtelfinalgegner Mexiko ein

Moskau (dpa) - Als die deutsche Mannschaft nach der historischen WM-Schmach längst auf dem Heimweg war, genossen Neymar und seine Teamkollegen ihren freien Tag in Sotschi.

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Verteidiger Marquinhos spazierte bei bestem Wetter mit seiner Familie auf der Promenade am Schwarzen Meer. Und Superstar Neymar verbrachte die Zeit nach dem souveränen Achtelfinal-Einzug der Brasilianer mit seinem Sohn. „Du gehst nicht, oder?“, fragt er den Kleinen auf einem Instagram-Video. Nein, anders als der entthronte Weltmeister wollen Neymar und sein Sohn noch lange bei der WM in Russland bleiben. Das Scheitern des Titelverteidigers soll der Seleção eine Warnung sein.

Im Gegensatz zum großen Rivalen will sich der fünfmalige Weltmeister keinen Ausrutscher auf dem Weg zum Titel erlauben. Das peinliche Scheitern Deutschlands hätten sie vor ihrem eigenen 2:0-Sieg gegen Serbien keinesfalls verfolgt, beteuerten die Brasilianer anschließend unisono. Und doch zogen sie wichtige Lehren für ihre weiteren Auftritte aus der Kunde vom ersten Vorrunden-K.o. des Teams von Joachim Löw. „Das deutsche Aus zeigt, dass dieser Wettbewerb sehr hart ist. Die Ergebnisse sind so eng“, sagte Team-Manager Edu Gaspar mit Blick auf den kommenden Brasilien-Gegner Mexiko, der Deutschland zum Turnierstart früh entzaubert hatte. „Wenn du einmal nicht konzentriert bist, bist du draußen. Mexiko ist eine sehr gute Mannschaft.“

Doch unter Coach Tite hat sich auch die Seleção in den vergangenen zwei Jahren wieder in ein gut funktionierendes Kollektiv entwickelt. Dass ihnen nun die herbeigesehnte Chance auf Wiedergutmachung für die 1:7-Katastrophe von der Heim-WM vor vier Jahren gegen Deutschland genommen wurde, spielten die brasilianischen Profis gekonnt herunter. „Deutschland ist ausgeschieden? Mich interessiert nur Brasilien“, behauptete Paulinho, der nach seinem 1:0 als Spieler des Spiels ausgezeichnet wurde. „Wir sind im Achtelfinale - das ist die Hauptsache.“

Und dort gehört der Rekord-Weltmeister nun endgültig zu den Titelfavoriten. Diesen Status wies Tite allerdings direkt weit von sich. „Wir leben nicht von Erwartungen, sondern von Realitäten“, betonte der Coach auf die Frage nach seiner Meinung zur Einstufung als heißester Kandidat an den Wettmärkten. „Buchmacher und all das interessieren mich nicht. Für uns geht es nur darum, stärker zu werden und zu wachsen.“

Dies ist in diesem Turnier bislang gelungen. Der erste Treffer nach Vorarbeit des wieder einmal überragenden Philippe Coutinho bewies, dass selbst ohne den omnipräsenten Neymar Geniestreiche gelingen können. Auch wenn der 222-Millionen-Euro-Mann von Paris Saint-Germain sich langsam wieder seiner Topform nähert, ist Brasilien nicht mehr so abhängig von ihm wie noch beim Halbfinal-Aus 2014. „Der Star wacht auf“, schrieb die Zeitung „Estado de S. Paulo“. „Der bessere Neymar“, titelte globoesporte.com. „Der Angreifer ändert sein Verhalten, spielt für die Mannschaft und macht gegen Serbien sein bestes Spiel bei der WM.“

Zumindest den zweiten Treffer durch Thiago Silva legte Neymar dann auch noch selbst per Ecke auf. Anschließend versöhnte er sich mit großer Geste wieder mit dem Innenverteidiger, der sich zuvor noch „traurig“ über Neymars Schimpftirade gegen ihn beim 2:0-Zittersieg über Costa Rica geäußert hatte.

Und da Brasilien in vier WM-Spielen gegen Mexiko ohne Niederlage noch eine makellose Bilanz aufweist, war Coach Tite vor der Partie am Montag (16.00 Uhr MESZ) in Samara eigentlich rundum glücklich. Ein Verlangen hatte der 57-Jährige dann aber doch noch. „Ich habe Spaß, ich werde mir heute Abend einen Drink erlauben“, sagte Tite beschwingt. Und was stand auf seiner Wunschliste: natürlich Caipirinha.