Weiter dank Fairplay-Wertung „Nishinos Magie“: Furchtlose Japaner noch nicht am Ziel
Wolgograd (dpa) - Nach dem Zitterakt ins Achtelfinale wollen sich Shinji Kagawas furchtlose Japaner bei der WM noch lange nicht zufrieden geben.
Zum dritten Mal nach 2002 und 2010 erreichten die Asiaten um ihren in der Heimat hochgelobten Trainer Akira Nishino die erste K.o.-Runde. Auf die Frage, ob nun ein Traum für ihn wahr geworden sei, antwortete der Dortmunder Shinji Kagawa: „Noch nicht, ich hoffe wir können noch weiterkommen.“
Der von Japan ersehnte erstmalige Einzug ins Viertelfinale erfordert nun einen Sieg am Montag (20.00 Uhr MESZ) in Rostow am Don gegen die bislang so souveränen Belgier. „Wir haben zwar keine großen Resultate in der Vergangenheit erzielt, aber wir haben vor niemandem Angst“, betonte Routinier Keisuke Honda nach dem 0:1 gegen Polen am Donnerstag. „Wir haben unsere japanische Mentalität.“
Und zu dieser gehört im Fußball auch eine große Portion Pragmatismus und Mut zum Risiko. Trainer Nishino, der die Japaner erst im April übernommen hatte, wechselte gleich auf sechs Positionen seine Startformation. Der Coach habe eine „Hochrisikoentscheidung getroffen“, befand der 32-jährige Honda. „Ich habe mit ihm vor dem Spiel gesprochen, und er wollte das Risiko eingehen, weil er schon an das nächste Spiel gedacht hat. Das ist eine großartige Entscheidung, ich habe so etwas zuvor noch nicht gesehen.“
Dann setzte Nishino auch knallhart auf Pragmatismus, als Kolumbien im Parallelspiel mit 1:0 gegen den Senegal führte. Die Japaner waren damit punkt- und torgleich mit den Afrikanern, auch der direkte Vergleich endete unentschieden. Damit entschieden am Ende in der Fairplay-Wertung zwei Gelbe Karten weniger über das Weiterkommen. Auch „Nishinos Magie“ habe dafür gesorgt, lobte „Nikkan Sports“.
Mit heftigen Pfiffen begleiteten allerdings die Zuschauer die letzten Minuten der lange zähen Partie, da sich die Japaner nur noch vorsichtig gegenseitig den Ball zuschoben. „Es war eine harte Entscheidung und eine sehr riskante Situation“, meinte Nishino, dem auf der Pressekonferenz seine Marschroute sichtlich unbehaglich war.
„Die Umstände haben diese Entscheidung erfordert. Wir haben nicht mehr angegriffen, sondern uns entschieden, uns auf das andere Spiel zu verlassen“, sagte er. „Ich bin nicht allzu glücklich darüber, ich habe das von meinen Spielern aber eingefordert.“
Der in der 82. Minute eingewechselte Frankfurter Makoto Hasebe informierte seine Mitspieler über den Stand des Parallelspiels und mahnte, nur noch rein taktisch zu agieren. „Das war ein komisches Gefühl“, räumte Hasebe ein. „Das Ende sieht nicht so gut aus, das Publikum hat auch gepfiffen. Am wichtigsten ist, dass wir weitergekommen sind“, resümierte der Hamburger Gotoku Sakai.
Belgien ist nun ein ganz anderes Kaliber. „Ich hoffe, dass die Spieler wieder Kraft gesammelt haben und im Achtelfinale 120 Prozent geben können“, meinte Sakai über seine geschonten Teamkollegen. Ob denn das Finale sogar drin sein könne, wurde Hasebe gefragt. „Wenn es geht, aber erstmal gilt: Konzentration auf das nächste Spiel.“ Denn zumindest das Viertelfinale soll für Japan kein Traum bleiben.