Portugal erleichtert: Ronaldo wohl fit gegen Deutschland
Florham Park (dpa) - Auf diese Bilder haben die Portugiesen mehr als zwei Wochen lang warten müssen. Cristiano Ronaldo, wie er ein paar Bälle lässig aufs Tor schießt.
Cristiano Ronaldo, wie er wieder mittendrin ist in einem Übungsspielchen auf kleinem Feld. Und Cristiano Ronaldo, wie er danach Autogramme schreibt im Trainingslager des ersten deutschen WM-Gegners in New Jersey/USA.
Der an Knie- und Oberschenkel-Problemen leidende Weltfußballer des Jahres hat an diesem Wochenende zum ersten Mal in der WM-Vorbereitung ohne Einschränkung mit seiner Mannschaft trainieren können. Alles deutet darauf hin, dass der Superstar von Real Madrid jetzt auch im ersten WM-Spiel gegen Deutschland am 16. Juni dabei sein kann. Vielleicht sind ja auch schon ein paar Einsatzminuten am Dienstagabend (Ortszeit) beim letzten Test gegen Irland drin.
Noch in der Nacht werden die Portugiesen anschließend nach Brasilien weiterfliegen und als letztes aller 32 Teams ihr WM-Quartier in Campinas rund 100 Kilometer nördlich von Sao Paulo beziehen. Ronaldo selbst bleibt auch diesmal seiner Medienstrategie treu, nach der er im Vorfeld eines großen Turniers einige ausgewählte Interviews gibt, um dann während bzw. kurz vor der WM so wenig wie möglich zu sagen.
Das mussten auch diesmal seine deutlich unbekannteren Kollegen übernehmen. „Dass Ronaldo für uns sehr wichtig ist, weiß doch jeder. Allein seine Präsenz in der Gruppe ist für uns andere Spieler noch einmal eine zusätzliche Motivation“, sagte sein möglicher Vertreter Vieirinha vom VfL Wolfsburg. Luis Neto gab sogar einen kleinen Einblick in das Innenleben des ansonsten so strikt abgeschirmten Teamhotels. „Cristiano arbeitet seit Tagen von morgens bis spät abends, um wieder zurückzukommen“, sagte der Verteidiger von Zenit St. Petersburg.
Wie angespannt die Stimmung bei den Portugiesen war, ließ sich am Freitagabend gut im vorletzten WM-Test gegen Mexiko beobachten. Das späte 1:0 (0:0) durch Bruno Alves in der dritten Minute der Nachspielzeit wurde so intensiv bejubelt, als hätte der kantige Verteidiger von Fenerbahce Istanbul seinen herrlichen Kopfball bereits der deutschen Mannschaft ins Netz gejagt.
Das Bangen um die Genesung von Ronaldo und auch die Suche nach der nötigen WM-Form hatten dieser an sich so eingespielten Mannschaft vorher sichtbar zugesetzt. Wie schon beim 0:0 gegen Griechenland hatten die Portugiesen auch gegen Mexiko große Probleme. Die besseren Chancen besaß der Olympiasieger.
„Das Ergebnis war besser als die Leistung“, titelte die Sportzeitung „A Bola“ deshalb auch auf ihrer Internetseite. Eine tiefergehende Analyse möglicher Probleme fiel danach aber aus, weil nur einen Tag später schon wieder Ronaldo die Schlagzeilen bestimmte. „Der Kapitän ist zurück“, stand da auf Seite 1.
Beides - der Sieg gegen Mexiko und die Fortschritte ihres mit Abstand wichtigsten Spielers - haben bei den Portugiesen für Erleichterung gesorgt. „Dieses Spiel beweist die Einstellung dieser Mannschaft. Wir haben eine Siegermentalität und müssen jetzt mit der gleichen Freude weiterarbeiten. Wir sind auf einem guten Weg zur WM“, meinte Bruno Alves. Frei von Sorgen ist Trainer Paulo Bento aber dennoch nicht.
Verteidiger Pepe von Real Madrid konnte auch am Pfingstwochenende nicht mit der Mannschaft trainieren. Und sollte Ronaldo noch einmal einen Rückschlag erleiden, stünde in Vieirinha und Varela zwar sehr fleißiger, aber niemals gleichwertiger Ersatz für ihn bereit. Bento blieb trotzdem gelassen. „Bis zum Spiel gegen Deutschland haben wir noch genügend Zeit“, meinte er.