Ibrahimovic, Bale, Ribéry - die WM ohne Weltauswahl
Rio de Janeiro (dpa) - Bei der WM fehlt eine ganze Weltauswahl. Robert Lewandowski vergnügt sich an der ligurischen Küste, Gareth Bale wird höchstens an der Playstation Weltmeister, und für Zlatan Ibrahimovic ist die WM gleich ganz ohne Bedeutung.
Auf der größten Fußball-Bühne in Brasilien schauen alleine fünf Superstars der ersten 13 Auserwählten von der jüngsten Weltfußballer-Kür zu - und kurz vor Beginn fielen immer noch mehr Publikumsmagneten aus.
Tschechiens Torwart Petr Cech, der ebenso nicht-qualifizierte David Alaba aus Österreich in der Verteidigung, die beiden verletzten Bayern-Profis Thiago und Franck Ribéry (Dritter beim Ballon D'Or) als Kreativantrieb und im Sturm das Über-Trio Ibrahimovic (4.), Bale (9.) und Radamel Falcao (11.). Eine Top-Elf der Fehlenden käme auf den Markwert von geschätzten 378 Millionen Euro - und hätte jede Chance auf den Titel.
„Es wäre großartig, es einfach zu erleben“, klagte der walisische 100-Millionen-Mann Bale im Video eines Sponsors über seinen WM-Traum. Und für Ibrahimovic war schon nach dem verpassten Ticket mit Schweden der Glamour-Faktor des Turniers gleich Null und eine Sache „klar: Eine WM ohne mich, die ist es nicht wert, dass man sie sich anguckt.“
Der Schwede teilt das Schicksal mit dem serbischen Abwehr-Duo Neven Subotic und Nemanja Vidic, Polens Lewandowski (13.) war jüngst mit knackigem Sixpack bei Wassersprung-Übungen im Urlaub zu beobachten. Für Italiens Riccardo Montolivo endete der Traum vom Weltturnier am Zuckerhut hingegen wie für Ribéry erst im Vorbereitungs-Endspurt.
Der Wehklang ob der verpassten Gelegenheit klingt dabei in den unterschiedlichsten Sprachen ähnlich melancholisch. „Ein Traum ist von einer zur anderen Sekunde geplatzt“, sagte Marco Reus nach seinem Syndesmoseband-Teilriss der „Bild“. „Mir bricht das Herz“, formulierte Ribéry seinen Schmerz. Und mit Tränen in den Augen erklärte Falcao, dass dies ein „sehr schwieriger Moment“ für ihn sei.
Für Kolumbien weitete sich das Aus für den Stürmerstar vom AS Monaco annähernd zur Staatsaffäre aus, Präsident Juan Manuel Santos sprach sein Mitgefühl aus. „Ich bin heute in einem guten Zustand, aber mir ist bewusst, dass mir noch etwas fehlt, um spielen zu können und ich wollte nicht einem Kameraden den Platz wegnehmen, der bei 100 Prozent ist“, erklärte Falcao seinen Verzicht auf den Platz im WM-Team.
Doch nicht überall gerät der Ausfall der Stars zur Katastrophe. Bei aller persönlichen Tragik für Reus kann Bundestrainer Joachim Löw aus einer Vielzahl an offensiv hochbegabten Mittelfeldspielern wählen. Und Frankreich nahm die Absage seines immens wichtigen, aber im Nationalteam stets auch umstrittenen Antreibers Ribéry erstaunlich nonchalant hin. Vor vier Jahren habe der Ausfall von Michael Ballack die deutschen Spieler auf und neben dem Platz befreit, analysierte „L'Équipe“: „Diesem Beispiel müssen die Blauen nun folgen.“
Schon 2010 fehlten mehrere ganz Große ihres Fachs: Ballack zog sich vorher die gleiche Verletzung wie nun Reus zu, schon damals glückte Ibrahimovic die Qualifikation mit Schweden nicht, David Beckham wurde nicht rechtzeitig fit und fuhr als gut gekleidetes Maskottchen nach Südafrika. Doch gerade der Engländer verdeutlicht, dass alle vermeintliche Abgeklärtheit à la Ibrahimovic womöglich nur gut gespielter Schein ist. „Ich habe einige Weltmeisterschaften gespielt und hatte eine gute Zeit, aber das ist besonders aufregend“, erklärte der Engländer wehmütig. „Es geht nicht besser als eine WM in Brasilien.“
Die WM-Elf der Fehlenden:
Bank: Víctor Valdés (Spanien/Kreuzbandriss), Branislav Ivanovic (Serbien/nicht qualifiziert), Ilkay Gündogan (Deutschland/Entzündung an einer Nervenwurzel im Lendenwirbelbereich), Samir Nasri (Frankreich/nicht berücksichtigt), Carlos Tevez (Argentinien/nicht berücksichtigt), Robert Lewandowski (Polen/nicht qualifiziert)