Randfigur Ramos Unterstützer: „Schreiben Geschichte“
Rio de Janeiro (dpa) - Adrián Ramos hat bei der WM in Brasilien die ganz großen Ovationen schon hautnah erlebt.
Mehr als 74 000 Zuschauer erhoben sich im legendären Estádio do Maracanã von den Sitzen, erzeugten mit ihren Jubel das Geräusch einer tosenden Meereswelle - und huldigten damit Kolumbiens Shootingstar James Rodríguez.
Bundesliga-Stürmer Ramos gibt wie beim 2:0 gegen Uruguay als Einwechselspieler für den fünffachen Torschützen bislang nur die Randfigur, zeigt sich aber als vorbildlicher Unterstützer der Hauptdarsteller: „Wir schreiben hier Geschichte“, schwärmte der 28-Jährige mit seinem gewohnt schüchternen Lächeln vor dem ersten WM-Viertelfinale in der Geschichte der Südamerikaner gegen Brasilien. Am Montag äußerte Ramos sogar Titel-Träume: „Es ist möglich, dass wir Champions werden, weil wir ein großes Team haben, aber wir müssen Schritt für Schritt gehen.“
Nach dem souveränen Sprint durch das bisherige Weltturnier erwartet die Südamerikaner am Freitag in Fortaleza nun die größtmögliche Aufgabe: „Brasilien ist der Favorit, aber deshalb dürfen wir nicht aufhören, unsere Arbeit zu machen“, betonte Ramos und beschrieb den Traum-Volleytreffer von Rodríguez in der Runde der besten 16 poetisch als „Juwel“: „Es war das schönste Tor, das ich in meinem Leben gesehen habe.“
Bei der WM stand der Neu-Dortmunder bislang 95 Minuten lang auf dem Feld. Nachdem er in den ersten beiden Vorrundenspielen nicht zum Einsatz gekommen war, wurde er beim 4:1 über Japan zum Abschluss der Gruppenphase vor dem Elfmeter zum ersten Treffer gefoult. „Er gefällt mir“, sagte die kolumbianische Ikone Carlos Valderrama im „kicker“. „Ein guter Spieler, schwer zu fassen für den Gegner. Aber leider können nur elf Mann spielen, und Kolumbien hat viele gute Stürmer.“
Beim historischen Coup über Uruguay durfte Gustavo Adrían Ramos Vasquez noch in der Schlussphase auf dem Feld mitfeiern - und dass, obwohl lange Zeit nicht einmal feststand, ob er überhaupt mit nach Brasilien reisen würde.
Nach dem damals letzten Auftritt im kolumbianischen Trikot im Juni 2012 wurde der Angreifer von Hertha BSC für mehr als anderthalb Jahre von Coach José Pékerman verschmäht. Die WM-Nominierung für Los Cafeteros blieb dennoch immer sein „Traum“ und erfüllte sich, obwohl Ramos wegen einer Muskelquetschung im Oberschenkel zum Saisonende um seine Teilnahme zittern musste.
Mit einer ordentlichen Leistung gegen Japan konnte der 1,84 Meter große schlaksige Stürmer nach der bereits perfekten Achtelfinal- Qualifikation beweisen, warum der BVB rund zehn Millionen Euro für die Verpflichtung des „Unterschied-Spielers“ (Hertha-Coach Jos Luhukay) an die Berliner zahlt.
In der vergangenen Bundesliga-Saison rechtfertigte Ramos, der zu Beginn seiner Karriere noch unter Wachstumsproblemen litt, seinen Wert mit 16 Toren und acht Vorlagen. „Adrians Leistung ist in dieser Saison explodiert“, lobte Luhukay. „Er hat es verdient, in der Champions League zu spielen.“ Und auch über weitere Gelegenheiten auf der WM-Bühne würde sich Ramos trotz seiner öffentliche Zurückhaltung nicht beklagen.