0:5 gegen Russland Saudis geschockt nach Auftakt-Pleite - Kritik an Spielern
Riad (dpa) - Nach der Auftaktpleite im WM-Eröffnungsspiel gegen Russland will Saudi-Arabiens Fußballverband seine Spieler zur Rechenschaft ziehen.
Wegen der „sehr schlechten“ Leistung beim 0:5 werde mit einigen von ihnen gesprochen werden, sagte der Chef des saudischen Fußballverbands, Adel Issat, dem arabischen Nachrichtenkanal Al-Arabiya. Namentlich nannte er Torwart Abdullah al-Majuf, Verteidiger Omar Husawi und Topstürmer Mohammed al-Sahlawi.
Das Spiel weckte bei den saudischen Fans böse Erinnerungen an die WM 2002, als die „grünen Falken“ im Auftaktspiel gegen Deutschland mit 0:8 untergingen. Nach der Partie gegen Russland übernahm der Chef der saudischen Sportbehörde in einem Video die „volle Verantwortung“. Die Spieler hätten ihn vor den Augen des Kronprinzen Mohammed bin Salman das Gesicht verlieren lassen, sagte Turki Al al-Scheich.
„Eine blasse Leistung und eine heftige Niederlage“, titelte die Nachrichtenseite Okaz und schrieb in Anlehnung an die Trikotfarbe weiter: „Nicht einmal die größten Pessimisten haben eine so schwere Niederlage der saudischen Grünen erwartet.“
Die Spieler mussten Spott über sich ergehen lassen, der auch den Kronprinzen traf. Saudi-Arabiens starker Mann hatte die Partie auf der Ehrentribüne in Gesellschaft vom russischen Präsidenten Wladimir Putin verfolgt. Nach dem Spiel kursierte unter arabischen Fans der Witz, der 32-Jährige lasse nun in der Hauptstadt Riad das Luxushotel Ritz Carlton für die Spieler herrichten. Dort waren nach einer Verhaftungswelle im vergangenen Jahr Prinzen des Königshauses wegen Korruptionsvorwürfen über Wochen festgehalten worden.
Saudi-Arabien war nicht zuletzt wegen der nur knappen 1:2-Niederlage in der Vorbereitung gegen Deutschland mit einiger Hoffnung in die WM gegangen. Torwart Al-Majuf hatte nach der Partie in Leverkusen großes Lob bekommen, unter anderem von Oliver Kahn. Der frühere deutsche Nationaltorhüter ist seit Herbst Torwart-Berater des saudischen Fußballverbands und sollte dessen Keeper für die WM fitmachen.
Sportfunktionär Turki Al al-Scheich kündigte an, sein Land wolle eine neue Fußballgeneration aufbauen. Dafür sollten Nachwuchsfußballer für eine Profiausbildung ins Ausland geschickt werden: „Wir müssen zugeben: Das ist die Leistungsfähigkeit der jetzigen Generation.“
Er erneuerte seine Kritik an hohen Gehältern in der saudischen Liga, die Spieler davon abhalten, im Ausland Erfahrung zu sammeln: „Ich hatte gesagt, dass es kein saudischer Spieler verdient, mehr als eine Million Rial (etwa 230 000 Euro) in der Saison zu bekommen. Danach bin ich stark angegriffen worden. Aber das ist die Realität.“