Spielerbörse WM: Kampf um Juwelen - Ruhe bei Löw-Stars

Rio de Janeiro (dpa) - Das wertvollste Transferjuwel der WM reichte seine Wechsel-Bewerbung direkt auf der größten Fußball-Bühne ein. Es wäre ein Traum, in der spanischen Primera División zu spielen, verkündete Kolumbiens Shootingstar James Rodríguez.

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Und dabei konkretisierte er nach den Turniertreffern vier und fünf gegen Uruguay gänzlich unbescheiden seine Präferenzen. „Ich mag Madrid mehr als Barcelona.“ Nicht nur der 22 Jahre alte Stürmer vom AS Monaco hat seinen Marktwert in Brasilien schon nach dem Achtelfinale drastisch erhöht - die deutschen Stars sind beim Wettbieten auf der Spielerbörse dagegen weitgehend außen vor.

Noch vor vier Jahren verliebte sich die halbe Welt in die junge Auswahl von Joachim Löw. Nach der WM in Südafrika zahlte Real Madrid knapp 30 Millionen Euro für das Mittelfeld-Duo Sami Khedira und Mesut Özil, vier von 23 WM-Fahrern wechselten im damaligen Sommer den Verein.

Inzwischen stehen sechs Legionäre im DFB-Kader, 2010 war es noch keiner. Angesichts der stabilen Vertragsverhältnisse in der Stammformation - auch Philipp Lahm und Thomas Müller verlängerten rechtzeitig vor WM-Start langfristig beim FC Bayern - sorgt derzeit nur das Interesse der halben europäischen Club-Elite an ihrem Teamkollegen Toni Kroos für Aufsehen. Der 24-Jährige will erst nach der WM über seine Zukunft entscheiden und schweigt zu den Gerüchten.

Die wurden durch einen Bericht der renommierten „Marca“ von neuem befeuert: Mit einem angeblich bevorstehenden Wechsel zu Real Madrid wurde der Nationalspieler ausgerechnet am Tag des deutschen WM-Achtelfinals mal wieder zum Hauptdarsteller im internationalen Transfertheater. Der Berater des Bayern-Profis dementierte allerdings umgehend. „Es gibt keine Einigung, weder mit Real Madrid noch mit einem anderen Verein“, sagte Volker Struth der Nachrichtenagentur dpa. „Toni spielt derzeit eine WM, die absolut im Vordergrund steht. Bevor diese nicht zu Ende ist, wird es auch keine Neuigkeiten geben.“

Die Rolle der gejagten Top-Nachwuchsspieler haben inzwischen die international zuvor eher unauffälligen Niederländer übernommen: Memphis Depay (20) und Leroy Fer (24) sollen möglicherweise ihrem Coach Louis van Gaal zu Manchester United folgen, Bruno Martins Indi (22) steht vor einem Wechsel zum FC Porto.

Experten rechnen damit, dass Jungstars ihr Gehalt mit einer glänzenden WM locker verdoppeln können - vor dem Weltturnier zeigten sich bislang nur die üblichen Verdächtigen spendabel. Dank der Finanzkraft seiner katarischen Besitzer machte Paris Saint-Germain den Brasilianer David Luiz zum teuersten Abwehrspieler der Welt, der FC Chelsea lockte Cesc Fabregas für rund 35 Millionen Ablösesumme vom FC Barcelona.

Die englische Finanzelite untermauerte auch einen weiteren Trend auf dem Transfermarkt: Linksverteidiger sind das rarste Gut. Für den 18 Jahre alten Luke Shaw, der nur beim bedeutungslosen letzten Gruppenspiel der Three Lions in Brasilien zum Einsatz kam, überwies Manchester United bemerkenswerte 37,5 Millionen Euro an den FC Southampton.

Derartige Summen bleiben für weite Teile der Bundesliga reine Utopie. Zumindest 19 Millionen Euro ließ sich Borussia Dortmund den bei der WM glücklosen italienischen Stürmer Ciro Immobile kosten. Ansonsten schauen sich die Clubs eher bei den kleineren Nationen um. Hannover 96 holte Chiles Abwehrspieler Miiko Albornoz, der in Brasilien gar nicht zum Einsatz gekommen war.

Angesichts der aufgerufenen Preise verzichteten mehrere deutsche Vereine gleich ganz darauf, vor Ort mit Scouts nach vermeintlichen WM-Schnäppchen zu fahnden. „Die Entscheidung hat finanzielle Gründe“, begründete Werder Bremens Sportchef Thomas Eichin in der „Bild“ die Zurückhaltung. „Spieler, die sich bei einer WM in den Vordergrund spielen, können wir nicht bezahlen. Darum wäre so eine Reise für uns nicht effektiv.“

Europas Elite buhlt hingegen schamlos um die WM-Hauptdarsteller. Englands Trainer Roy Hodgson verhängte deshalb sogar einen Bann für Berater im Team-Camp. Und selbst gefallene Helden bleiben nicht außen vor. Trotz seiner Beißattacke darf Liverpools Luis Suárez auf eine Aufbesserung seines Salärs hoffen, sollte ihn der angeblich interessierte FC Barcelona verpflichten. „Hai-Klausel“, spottete der „Daily Mirror“ bereits: „Barcelona bereit, Suárez 40 Millionen Pfund Deal anzubieten, aber sagen ihm: Kein Beißen“.