Das Beste für die Besten: Die Betreuer im DFB-Team

Porto Alegre (dpa) - Zum Start der prickelnden K.o.-Phase wurde das Team hinter dem deutschen WM-Team auf dem Rasen kurzzeitig um eine Spezialkraft größer.

Foto: dpa

Der verletzte Lukas Podolski präsentierte sich für das Achtelfinale als Antreiber der besonderen Art und wollte „die Jungs“ im Match gegen Algerien „pushen“. Beim Abschlusstraining war Podolski an der Seitenlinie im Betreuerstab dabei, ließ sich strahlend mit Mannschaftsärzten fotografieren. Der angeschlagene Angreifer dokumentierte dadurch ein bisschen: Die Fußball-Nationalmannschaft umfasst mehr als nur die Profis, die auf dem Platz stehen.

Gleich 39 Helfer kümmern sich direkt um die 23 deutschen WM-Spieler - es fehlt an Nichts und Niemand. Vier Ärzte, vier Physiotherapeuten, vier Fitnesstrainer, drei Scouts und ein Sportpsychologe sind eng dran an Philipp Lahm & Co. in den Tagen der Brasilien-WM. So viele waren es noch nie im noblen Quartier der Nationalmannschaft.

„Die Stimmung ist hier sehr relaxed, der Umgang miteinander absolut vorbildlich. Generell, und erst Recht an den Abenden nach unseren Spielen“, berichtete Teammanager Oliver Bierhoff vor dem ersten deutschen K.o.-Spiel in Brasilien aus dem Campo Bahia. Nach den zum Teil langen Reisen sitzt der Tross in der Regel noch eine Weile beim Essen zusammen. „Diese Momente sind für das Klima im gesamten Team wichtig. Die Betreuer tauschen sich mit den Spielern aus, die Betreuer aus den einzelnen Bereichen untereinander.“

Alles wird getan, damit die DFB-Elf auf dem Rasen perfekt vorbereitet ist. „Wir versuchen, die Bedingungen zu optimieren“, erklärte Psychologe Hans-Dieter Hermann. „Der DFB legt eine unglaubliche Grundlage, unsere Spieler haben die bestmögliche Situation, um Leistung zu erbringen und erfolgreich zu sein“, sagte Fitnesscoach Mark Verstegen. Körperlich, mental, organisatorisch - alles sollte stimmen beim Anlauf auf den vierten Weltmeisterschaftstitel einer DFB-Auswahl.

Das Beste für die Besten. Diese Philosophie wird beim Deutschen Fußball-Bund seit Jahrzehnten verfolgt: Seit den Zeiten von Bundestrainer Jürgen Klinsmann ab 2004 und Joachim Löw ab 2006 ist diese Strategie immer weiter optimiert worden. Der DFB bucht für die großen Turniere nicht nur ein exklusives Hotel, „es soll für diese Zeit auch unsere Heimat sein“, sagte Georg Behlau, als Chef des Büros Nationalmannschaft einer der Cheforganisatoren. „Das ist das Konzept des DFB.“

Besonders ausgetüftelt musste dabei gerade in Brasilien das Sicherheitskonzept sein. „Angst muss man keine haben. Nicht, wenn man sich an die empfohlenen Verhaltens- und Sicherheitsregeln hält. Wobei man Kriminalität natürlich leider nie ganz ausschließen kann“, erklärte Hendrik Große Lefert. Der DFB-Sicherheitsbeauftragte lobte in Santo André die Zusammenarbeit mit den Behörden. „Wir sind der Polizei sehr dankbar für ihr kompetentes und freundliches Auftreten - die Zusammenarbeit funktioniert aus unserer Sicht sehr gut.“

Der Stab der Spezialisten hat sich ständig vergrößert. Inzwischen gibt es gleich vier Zeugwarte, sechs Männer für die Medienarbeit und drei Leute, die den Bereich Sicherheit verantworten. Die mitgebrachten Securitykräfte zur Absicherung des Campo Bahia kommen zu den 39 direkten DFB-Kräften noch hinzu. Besonders gefragt sind in der Spielvorbereitung die Scouts, die sich an den zwei Tagen vor dem Anpfiff mit den Trainern „fast rund um die Uhr mit dem Gegner beschäftigen“, wie Bierhoff vor dem Algerien-Spiel erklärte.

Bierhoff, Bundestrainer Joachim Löw, die Assistenten Hansi Flick und Andreas Köpke erhöhen die Gesamtzahl im Tross auf mehr als 70; Koch und Busfahrer eingerechnet. Kein Wunder, dass da bei Reisen zu den Spielen wie etwa in Recife eine Hoteletage nicht mehr ausreicht.

Dass die Nation zu Hause vom Löw-Team in Brasilien schönen Fußball, viele Tore und möglichst den Titel erwartet, empfinden die Helfer nicht als Belastung. „Die Drucksituation ist eher eine freudvolle. Auch für unsere Betreuer ist es ein Kindheitstraum, hier zu sein. Es ist eine WM, und dann noch eine in Brasilien“, betonte der 54 Jahre alte Hermann.

Nach dem Anpfiff müssen sie wie die Fans dann hoffen, dass die Mannschaft auf dem Rasen funktioniert. „Weil wir uns wirklich gewissenhaft vorbereitet haben, bin ich relativ ruhig“, gestand Verstegen. Und nach der Weltmeisterschaft? Da wird es Veränderungen geben. Viel wird auch von Löws Zukunft abhängen. Ein Wechsel in der sportlichen Leitung steht aber schon fest: Hansi Flick wird DFB-Sportdirektor.