2:0 gegen Uruguay Teuflische Franzosen: Triumph soll gegen Belgien nicht enden

Nischni Nowrogod (dpa) - Sie sangen im Bus, sie tanzten im Flieger: Nach ihrem wohlverdienten Partyabend wollen Frankreichs neue Fußball-Helden ihre Tour de Triumph nun auch mit dem WM-Titel krönen.

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„Unser Ziel ist nicht das Halbfinale, wir wollen es bis zum Schluss schaffen“, betonte Miteinpeitscher Paul Pogba. Das Spiel um Platz drei ist für Frankreich keine Option, auch Rekordweltmeister-Besieger Belgien soll die Grande Nation auf dem Weg zum zweiten WM-Pokal 20 Jahre nach der glorreichen Heim-Weltmeisterschaft nicht aufhalten. „Teuflisch“, titelte bereits die Sportzeitung „L'Équipe“.

An Unterstützung wird es dem jungen Team mit großer Perspektive nicht mangeln. Staatschef Emmanuel Macron hat sich für die Partie an diesem Dienstag in St. Petersburg angekündigt, die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo will ihr Public-Viewing-Versprechen vor dem Rathaus einlösen. „Bravo les bleus“, gratulierte sie der Mannschaft um die beiden Bundesliga-Profis Benjamin Pavard und Corentin Tolisso, die wie alle anderen nach dem 2:0 im Viertelfinale von Nischni Nowrogod gegen Uruguay bester Laune, aber auch voller Entschlossenheit waren.

„Wir wissen, dass wir eine gute Mannschaft sind“, meinte Mittelfeldmann Tolisso vom FC Bayern. Er kam als erster aus der Kabine, frisch gestylt mit einem Lächeln im Gesicht und redselig obendrein. „Der Unterschied zwischen einer guten und einer großen Mannschaft sind Spiele wie ein Halbfinale und ein Finale. Wir wollen eine große Mannschaft sein“, sagte Tolisso. „Wir haben Vertrauen in uns, wir wissen um unsere Qualitäten“, pflichtete VfB Stuttgarts Außenverteidiger Pavard bei - er ist schon jetzt einer der großen Gewinner in einem Ensemble von Topspielern mit Weltniveau wie Turbostürmer Kylian Mbappé.

Mit Pavard kann es eigentlich nicht schiefgehen. Von den zehn Spielen, in denen er zum Einsatz kam, gewann Frankreich acht, zwei endeten unentschieden. Schon in den Junioren-Teams erwies sich Pavard als Erfolgsgarant: Ob in 15 Spielen der U21 oder vier der U19 - Pavard hat keines verloren. Er ist derzeit Frankreichs Unschlagbarer.

So soll es in der finalen WM-Woche bleiben. Bereits am Abend nach der Partie an der Wolga kehrte die Mannschaft von Trainer Didier Deschamps unter großem Jubel der Angestellten ins WM-Hotel in Istra zurück. Viel Zeit zum Ausruhen bleibt nicht: Bereits am Montag wird das Team nach St. Petersburg aufbrechen.

„Wir werden alles tun, um uns so schnell wie möglich zu erholen“, sagte Torschütze und Vorbereiter Antoine Griezmann. Gegen Belgien dürfte sein Jubel auch ungezügelter ausfallen, sollte er wieder treffen, seiner zweiten Liebe Uruguay hatte er nicht noch mehr Schmerz zufügen wollen.

Leidenschaftlich, hochbegabt, diszipliniert, mit Finesse und Durchschlagskraft - so präsentiert sich die Mannschaft von Deschamps nach einer eher mäßigen Gruppenphase nun in den K.o.-Spielen. „Wir waren vielleicht nicht die Besten, aber wir sind immer weitergekommen. Wir sind immer gewachsen. Das ist sehr gut für uns“, sagte Deschamps nach dem Halbfinaleinzug. Erst das 4:3 gegen Argentinien, nun der Sieg über Uruguay.

„Alle Träume sind erlaubt für diese Blauen, die nichts aufzuhalten scheint“, schrieb Le Figaro am Tag nach dem Einzug in die Runde der letzten Vier. Auch die Sport-Tageszeitung L'Équipe ist euphorisiert: „Diese Generation 2018 (...) setzt sich keine Grenzen mehr.“

Das Viertelfinal-Aus gegen die DFB-Elf vor vier Jahren ist überwunden, Manndecker Raphael Varane vertrieb die bösen Geister des damals verlorenen Kopfballduells gegen Mats Hummels beim 1:0-Treffer der Deutschen. Nun kann die Équipe Tricolore einen bewegten und bewegenden WM-Zyklus mit den Terrorattacken im November 2015 und dem verlorenen Finale der Heim-EM 2016 mit dem begehrtesten aller Fußball-Titel küren.

„Du kannst so talentiert sein, wie du willst, aber ohne die richtige Einstellung kannst du kein Team bilden“, erklärte Deschamps. Der 49-Jährige kann der dritte Trainer werden, der den WM-Titel als Spieler und Coach holt. Bisher schafften das nur Franz Beckenbauer und der Brasilianer Mário Zagallo. Ein Fehltritt gegen die Belgier würde jegliche Partystimmung der Franzosen aber jäh zerstören.