Trend zum Namen des WM-Balls als Kulturbotschafter
Düsseldorf (dpa) - Beim Namen des offiziellen Turnierballs der Fußball-Weltmeisterschaft setzt sich Experten zufolge die Tradition fort, kulturelle Besonderheiten des Gastgeberlandes hervorzuheben.
Der Ball der WM in Brasilien heißt „Brazuca“. Die Bezeichnung für das runde Leder müsse gar nicht weltweit klar verständlich sein, sondern vor allem Emotionen wecken. Dieser Trend geht aus einer sprachwissenschaftlichen Auswertung der Namensagentur Nomen International aus Düsseldorf hervor, in der die Bezeichnungen aller WM-Bälle seit 1950 verglichen wurden.
Das Ergebnis der Analyse: Anfangs kamen die Ballbezeichnungen recht dröge daher. Dann wurden die Namen landestypischer oder zielten auf die sportliche Idee des Nationenvergleichs. Und seit der WM in Argentinien vor 36 Jahren dominiert die Funktion, kulturelle Besonderheiten des Ausrichters zu zeigen.
Für die diesjährige WM (12. Juni bis 13. Juli) lief die Namensfindung erstmals nicht mehr über die FIFA. Stattdessen stimmten die Fans im Gastgeberland ab. Dabei gewann „Brazuca“ klar vor „Bossa Nova“ und „Carnavalesca“ - schon bei den drei Wahlmöglichkeiten lief also der Trend weiter, sprachlich-kulturelle Besonderheiten der Ausrichternation auszudrücken, wie Nomen erklärt.
Brazuca stehe frei übersetzt für Emotionen, Stolz und Herzlichkeit. Dass diese Bedeutung international nicht verstanden wird, sei eher unwichtig. So wie auch der südafrikanische Vorgänger „Jabulani“, was in der Zulu-Sprache „sich freuen“ bedeutet, wirke „Brazuca“ schon durch seine exotische Anmutung. „Es geht darum, ein positives Lebensgefühl zu vermitteln“, sagt Nomen-Geschäftsführerin Sybille Kircher. „So wird der Name zum Markenzeichen des Ausrichterlandes.“
Diese Chance sei vor einigen Jahrzehnten noch nicht genutzt worden. Die frühen Namen hätten aus heutiger Sicht wenig Charme besessen. So spielte man 1950 in Brasilien mit dem „Super Duplo T“ auf, vier Jahre später versuchte die Schweiz mit dem „Swiss WC Match Ball“ ihr Glück. Irgendwo verständlich, aber nach Meinung der Sprachexperten völlig unkreativ, präsentierte sich Schweden 1958 mit dem „Top Star“.
Mit der Zeit wurde es landestypischer: „Tango Durlast“ (Argentinien 1978), „Tango España“ (Spanien 1982), „Azteca México“ (1986), „Etrusco Unico“ (Italien 1990) oder „Tricolore“ (Frankreich 1998). Aber nicht alle Nationen nutzten das Potenzial, sich mit dem Namen zu inszenieren. Stattdessen stand kurzzeitig der Sportgedanke im Vordergrund, wie etwa bei „Fevernova“ (Japan/Südkorea 2002) und „Teamgeist“ (Deutschland 2006).
Komplett aus dem Rahmen fällt laut der Auswertung übrigens nur ein Name, der 1970 in Mexico und auch 1974 in Deutschland zum Einsatz kam: Der „Telstar“ hatte einen zivilen Satelliten als Namensgeber, in Anspielung auf dessen runde Form. Und mit der muss ja bekanntlich ein jeder Fußball ins Eckige - Namensfeinheiten hin oder her.
Die dpa dokumentiert die Bezeichnungen seit 1950: