0:2-Niederlage für Nigeria Unglückliche WM-Premiere von Rohr - Kritik an Kroaten
Kaliningrad (dpa) - Unglücklicher hätte die WM-Premiere von Gernot Rohr kaum laufen können.
Ein Eigentor von Oghenekaro Etebo (32.) und ein Foulelfmeter von Luka Modric (71.) besiegelten das 0:2 Nigerias mit dem deutschen Trainer gegen Kroatien. Die Chancen der Afrikaner aufs Weiterkommen sind somit schon nach dem ersten Spiel ausgesprochen gering.
STANDARDSACHE: Chancen hatten die Nigerianer gegen die vielerorts als Geheimfavorit gehandelten Kroaten kaum zugelassen. Beide Gegentore resultierten aus Eckbällen, an deren Ende beim 0:1 das Eigentor und vor dem 0:2 das Foul von William Ekong standen. „Wir haben kein Gegentor aus dem Spiel heraus bekommen, von daher war es keine Frage der Taktik“, sagte der gebürtige Mannheimer Rohr. Im Vorfeld hatte er mehrfach auf die Stärken der Kroaten bei Standards hingewiesen. „Umso ärgerlicher, dass wir dann zwei solche Dinger fressen“, sagte der gebürtige Berliner Leon Balogun, derzeit noch in Diensten von Mainz 05.
MÜRRISCHER DALIC: Im Gegenzug musste sich Rohrs Kollege Zlatko Dalic trotz des verdienten Sieges kritische Fragen stellen lassen. Der Elfmeter von Modric 20 Minuten vor dem Ende war in der Statistik als erster kroatischer Schuss auf das Tor ausgewiesen. Dalic wollte sich die Freude aber nicht vermiesen lassen. „Ein Sieg ist ein Sieg ist ein Sieg“, sagte er mürrisch. „Eckbälle und Elfmeter sind Teil des Spiels.“
GELOBTER KRAMARIC: Das Eigentor zum 1:0 hat er zumindest erzwungen, seine Auswechslung aus taktischen Gründen bescherte Trainer Dalic kritische Nachfragen: Andrej Kramaric wird nach einer guten Rückrunde in Hoffenheim auch im kroatischen Nationalteam immer mehr zum Leistungsträger. Laut kroatischen Medien soll nun der FC Bayern Interesse an ihm haben. „Bayern? Ja, ich habe gesehen, was die Medien schreiben“, sagte Kramaric zu „goal.com“: „Aber kein Grund zur Hektik. Meine Priorität liegt auf der Weltmeisterschaft, danach bleibt immer noch genügend Zeit, um über einen möglichen Wechsel zu sprechen.“
HARTE KROATEN: Die Nigerianer spielen normal durchaus körperlich, doch von den Kroaten ließ sich das junge Team den Schneid abkaufen. „Das war schon sehr physisch“, sagte Balogun: „Bei jedem Eckball und Freistoß hatte ich auf gut Deutsch drei Hände in der Fresse.“ In der 23. Minute musste der Innenverteidiger nach einem Ellbogenschlag sogar wegen Nasenblutens behandelt werden. Mit derselben körperlichen Einstellung müsse sein Team nun gegen Island zu Werke gehen, forderte Balogun: „Das wird ein Fight, ein Abnutzungskampf. Und ich hoffe, dass wir dann richtig afrikanisch spielen.“ Und dann ergänzte er lachend: „Und ich hoffe, dass der Schiedsrichter das ähnlich durchgehen lässt wie der heute.“
GERINGE HOFFNUNG: Die Chancen der Nigerianer auf das Weiterkommen sind nach dem 1:1 zwischen Vize-Weltmeister Argentinien und Island gering. Selbst vier Punkte aus den beiden letzten Spielen könnten zu wenig sein. „Wir werden weiter fröhlich bleiben“, versprach Rohr. „Nichts ist verloren. Alles ist in unserer Hand.“ Auch Balogun blieb optimistisch: „Niemand hat gesagt, dass es einfach wird. Aber es ist auch nichts unmöglich.“