Van Buytens letzter großer Job: Messi stoppen

São Paulo (dpa) - Daniel van Buyten weiß nicht, ob er in der kommenden Woche noch Fußball-Profi ist. Ob er als Spieler weitermachen oder vielleicht als Jugendtrainer anfangen soll, ob er mit seiner Familie in München bleibt oder in die Heimat zurückzieht.

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Das einzige, was der Verteidiger der belgischen Nationalelf zurzeit mit absoluter Sicherheit sagen kann, ist, dass er an diesem Samstag im Alter von 36 Jahren erst noch einmal das vielleicht größte und wichtigste Spiel seiner Karriere bestreiten wird. Es geht im WM-Viertelfinale gegen Argentinien. Es ist vor allem sein Job im Abwehrzentrum, den kleinen großen Lionel Messi zu stoppen.

„Das kleine Belgien ist immer noch dabei, mitten zwischen den großen Fußball-Nationen“, sagte van Buyten. „Messi ist zwar der beste Spieler der Welt, ein außergewöhnliches Talent. Aber in einem Turnier, bei dieser WM, in nur einem Spiel, ist alles möglich. Wenn es um Alles oder Nichts geht, kann man sich immer auf das Niveau selbst einer so großen Mannschaft wie Argentinien hieven. Das hat die Schweiz gerade bewiesen.“

Van Buytens Rolle bei dieser WM war schon etwas Besonderes, lange bevor er vor der Aufgabe stand, sich Lionel Messi in den Weg zu stellen. Der Verteidiger von Bayern München ist der mit Abstand älteste und erfahrenste Spieler in einem Kreis junger Hochbegabter. „Wenn Sie so wollen“, sagte er gegenüber „Sport Bild Plus“, könne man ihn auch den „Opa des Teams“ nennen. Ein Eden Hazard vom FC Chelsea, Kevin de Bruyne vom VfL Wolfsburg oder Thibaut Courtois von Atletico Madrid waren noch nicht einmal geboren, als Belgien bei der WM 1986 schon einmal in einem großen Spiel auf Argentinien traf und das Halbfinale dank zweier Maradona-Tore mit 0:2 verlor. Sie kennen die Generation um Jean-Marie Pfaff und Eric Gerets nur aus dem Fernsehen.

Van Buyten dagegen fieberte damals als Schüler mit. Und vor allem: Er war schon dabei, als die „Roten Teufel“ 2002 in Japan und Südkorea zuletzt an einer Weltmeisterschaft teilnahmen. „Natürlich kommen viele junge Spieler zu mir und fragen mich: Wie ist das, eine WM zu spielen? Ist der Druck größer?“, erklärte er. „Ich versuche, so viel wie möglich mit den Jungs zu reden.“

Sein früherer Mitspieler und heutiger Trainer Marc Wilmots setzte van Buyten in Brasilien vom ersten Spiel an ein. Das hat natürlich auch etwas mit den Verletzungsproblemen von Thomas Vermaelen (FC Arsenal) und Vincent Kompany (Manchester City) zu tun. Aber in erster Linie sieht Wilmots in ihm den erfahrenen Führungsspieler und Stabilisator, den sein Team bei dieser WM braucht.

„Meine Mannschaft hat wenig Turniererfahrung. Sie ist die jüngste der gesamten WM“, betont der frühere Schalker immer wieder. Van Buyten gleicht dieses Manko bislang mit einer derartigen Souveränität aus, dass nach dem Sieg gegen die USA auch sein früherer Bayern-Trainer und nicht gerade Förderer Jürgen Klinsmann zu ihm kam. „Er hat mir gesagt, dass ich ein herausragendes Spiel gemacht hätte und dass wir bei diesem Turnier noch weit kommen könnten. Das fand ich sehr nett“, erzählte der Routinier.

Am Ende habe ihm Klinsmann noch etwas anderes gesagt: „Ich solle nicht aufhören.“ Eine Entscheidung darüber ist aber noch nicht gefallen. „Damit beschäftige ich mich erst nach der WM.“ Sicher ist nur, dass er dann nicht weiter Spieler der Nationalmannschaft und des FC Bayern sein wird. „Da ist man viel unterwegs, das Niveau ist sehr hoch und ich gehe auf die 37 zu. Das wird zu schwierig für mich“, erklärte van Buyten. In München zu bleiben und vielleicht im Nachwuchsbereich zu arbeiten, sei eine Option, verriet er „Sport Bild Plus“: „Ich liebe den FC Bayern. Er ist meine zweite Heimat.“