Viel WM-Ärger bei Kroaten - „Finale“ gegen Kamerun
Salvador (dpa) - Der vermeintliche Betrug im Eröffnungsspiel, dazu die nackten Tatsachen am Pool und der anschließende Medienboykott: Für Kroatien ist das Brasilien-Abenteuer alles andere als wunschgemäß angelaufen.
Und selbst wenn Bayern-Torjäger Mario Mandzukic im zweiten WM-Gruppenspiel gegen Kamerun am Mittwoch (24.00 Uhr) in Manaus nach abgesessener Sperre wieder zurückkehrt, könnte das Turnier für die Kroaten schon schnell wieder beendet sein. Es geht um Alles oder Nichts. Wie auch für Volker Finkes „Unzähmbare Löwen“, die ebenfalls mit einer Niederlage gestartet sind.
Der Wirbel war groß im Lager der Kroaten, nachdem Paparazzi-Fotos von drei Spielern, die nackt im Pool des Team-Quartiers „Ecoresort Tivoli“ in Mata de Sao Joao badeten, die Runde machten. Nachdem die Bilder im Netz kursierten, verhängte das Team von Niko Kovac am Wochenende kurzerhand einen Medien-Boykott. Seitdem spricht nur noch der Trainer, der sich voll hinter seine Spieler stellt und die Frage an die Medien in den Raum stellte: „Wie würden Sie sich fühlen, wenn von Ihnen Nacktaufnahmen gemacht, veröffentlicht würden und jeder daheim sie sehen könnte?“
Sorgen ganz anderer Art hat Kamerun: Die „Unzähmbaren Löwen“ müssen die vorentscheidende Partie aller Voraussicht nach ohne ihren Star Samuel Eto'o bestreiten. Der 33 Jahre alte Kapitän kündigte bereits via Twitter an, dass es wegen seiner Knieprobleme, die sich beim 0:1 gegen Mexiko wieder verschlimmerten, wohl nicht reichen wird. „Die Ärzte haben gesagt, dass ich am Mittwoch wohl nicht spielen kann.“
Trainer Volker Finke wird seinen Starstürmer wohl durch Pierre Webo ersetzen, auch wenn Eto'o noch ein wenig an eine Wunderheilung glaubt. „Ich hoffe, dass ich mein wundervolles Land noch auf dem Platz verteidigen kann“, sagte er dem Kameruner Radio- und TV-Sender CRTV. Falls es nicht klappt, will Eto'o sein Team als Kapitän und „großer Bruder“ von der Bank aus anfeuern und „zum Sieg antreiben“.
Offen ist, ob der Schalker Joel Matip nach seiner überraschenden Ausbootung zum WM-Auftakt diesmal auflaufen darf. Der in zahlreichen Champions-League-Spielen gestählte Innenverteidiger gilt als besonders sensibler Profi, der das Vertrauen von Trainer und Mitspielern spüren muss. Dies scheint aus unerfindlichen Gründen aber verloren gegangen, obwohl Matip in der Vorbereitung jedes Testspiel von Anfang an bestritt und durchaus überzeugte.
Nach dem 0:1 gegen Mexiko hat der völlig frustrierte Matip eine Menge Optimismus verloren, den er vor WM-Beginn ausgestrahlt hatte. „Unsere Chancen sind nach der Auftaktniederlage natürlich nicht wirklich gut. Vor allem, weil wir jetzt auf stärkere Mannschaften treffen“, sagte er der dpa. Denn zum Vorrunden-Abschluss wartet im WM-Gastgeber sogar noch der dickste Brocken. „Brasilien ist Favorit auf den Gruppensieg und den WM-Titel, das ist klar“, sagte Matip. „Aber auch Kroatien hat sich hier stark präsentiert. Sie haben technisch starke und aggressive Spieler“, warnte der 22-Jährige. „Wir müssen gewinnen, um uns noch eine kleine Chance auf das Weiterkommen zu erhalten.“
Laut Kovac hat sein Team die Schiedsrichter-Fehlentscheidungen beim unglücklichen 1:3 im Eröffnungsspiel gegen Brasilien inzwischen abgehakt. „Wir haben ein sehr gutes Spiel gezeigt. Daran müssen wir denken“, betonte Kovac, der seine Spieler bei der Ehre packt und eine Jetzt-erst-recht-Stimmung erzeugen will. „Ich kann in ihren Augen sehen, dass sie entschlossen sind, die gegen Brasilien verlorenen Punkte nun gegen Kamerun zurückzuholen“, versicherte der ehemalige Bundesliga-Profi, der auch auf den zuletzt angeschlagenen Danijel Pranjic bauen kann. Auch Champions-League-Sieger Luka Modric von Real Madrid, der wegen einer Fußverletzung erst Montag wieder trainieren konnte, will in der wichtigen Partie die Zähne zusammenbeißen. „Es war dramatisch, aber Luka ist bereit für Kamerun“, sagte Kovac.