WM-Prämien: „Wir spielen nicht des Geldes wegen“
Rio de Janeiro (dpa) - Bei den Prämien ist Spanien schon Weltmeister: Die Spieler des Titelverteidigers erhalten nach Medienberichten jeweils 720 000 Euro, wenn sie am 13. Juli den Pokal wieder in den Himmel halten - so viel wie keine andere Mannschaft in Brasilien.
Was im wirtschaftlich gebeutelten Spanien doch so einige Debatten ausgelöst hat. Die Verhandlungen laufen bei den meisten Teams unter strenger Geheimhaltung, die Ergebnisse werden selten offiziell gemacht - und sind doch ein großes Thema.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat die ausgelobten Summen als einer der ganz wenigen Verbände bekanntgegeben: Philipp Lahm und Co. würden 300 000 Euro pro Kopf für den vierten WM-Titel erhalten. Die insgesamt 6,9 Millionen Euro wären die höchste Summe, die der DFB jemals auszahlen müsste oder dürfte.
In den großen Mannschaften haben die Prämien-Diskussionen etwas an Brisanz verloren: Viele Profis von Brasilien, Frankreich, Spanien, Italien oder England verdienen ohnehin mehrere Millionen im Jahr. Anders ist das bei den Außenseitern beispielsweise aus Afrika, wo schon um Antrittsgelder gefeilscht wird. So hatten die Spieler des Kontinentalmeisters Nigeria mit einem Boykott des WM-Testlaufs gedroht, weil sie sich unterbezahlt fühlten.
Inzwischen haben sich die Gemüter beruhigt. Zeitungsberichten zufolge haben Kapitän Joseph Yobo und Chelsea-Star John Obi Mikel bei den Funktionären eine Siegprämie für die Vorrunde in Höhe von 10 000 Dollar pro Mann herausgeschlagen. Zusätzlich wollen die „Super Eagles“ noch ein Antrittsgeld. „Es gibt aber kein Problem. Wir sind bereit zu spielen und werden uns auch nicht beeinflussen lassen“, sagte Yobo und stellte klar: „Wir spielen für Nigeria nicht wegen des Geldes.“ Das Team fordere jedoch nichts, was ihm nicht zustehe.
Im Trainingslager von Kamerun in Österreich tobte ein heftiger Prämienstreit, dabei ging es um die erreichte WM-Qualifikation: Die Nationalspieler sollen umgerechnet 182 000 Euro verlangt haben und auch das nachgebesserte Angebot der Regierung in Höhe von 68 000 Euro abgelehnt haben. Nach Angaben des Schalkers Joel Matip ist sich der Spielerrat mit dem Verband mittlerweile so gut wie einig. Über die Höhe der Prämie wisse er aber nichts.
Vor dem Endrundenturnier 2006 in Deutschland gingen die Querelen in Togos Team wegen der Bezahlung so weit, dass der deutsche Trainer Otto Pfister sogar zurücktrat - um drei Tage später doch wieder die Mannschaft zu übernehmen.
Solche Schlagzeilen könnte sich Brasilien angesichts der aufgeheizten politischen Lage derzeit nicht leisten. Der Gastgeber und Favorit einigte sich im Stillen und soll nur eine Sonderzahlung bekommen, wenn der Titel im Land bleibt. Die Summe wurde nicht veröffentlicht, sie soll aber bei etwa 300 000 Euro liegen. Die Uruguayer würden - ähnlich wie die Chilenen - bei einem Triumph jeweils sogar 728 000 US-Dollar (rund 534 580 Euro) kassieren, Nachbar Argentinien nach Angaben des spanischen Sportblatts „As“ 510 000 Euro.
Auch bei den Franzosen soll die ausgelobte Summe etwa 300 000 Euro betragen, bei Italien 200 000. Die englischen Nationalspieler würden rund 350 000 Pfund (rund 430 000 Euro) bei einem WM-Sieg verdienen, schrieb die „Daily Mail“. Den Vize-Weltmeistern aus den Niederlanden winken wie vor vier Jahren 270 000 Euro - wenn sie das Finale diesmal erfolgreich bestreiten würden.
Die Schweizer um Trainer Ottmar Hitzfeld würden für einen WM-Überraschungscoup mit einer halben Million Franken (410 000 Euro) belohnt werden, müssten sich aber mit einem für Fußballprofis bescheidenen Taschengeld von 10 000 Franken begnügen, wenn sie in der Vorrunde ausscheiden. Die deutsche Mannschaft verdient erst vom Viertelfinale an: Für das Erreichen würde es 50 000 Euro geben. Der deutsche Gegner Portugal hat eine Rekordprämie für den WM-Triumph in Aussicht gestellt: Nach Angaben der Tageszeitung „Diario de Noticias“ 400 000 Euro pro Kopf.
Die internen Prämien können die nationalen Verbände im Erfolgsfall locker von den FIFA-Preisgeldern bezahlen. Der Weltmeister kassiert vom Weltverband die Rekordsumme von 25,7 Millionen Euro, der unterlegene Finalist immerhin noch 18,3 Millionen.