Workshop in Coverciano Zwei deutsche Video-Referees bei WM in Russland

Florenz (dpa) - Der Fußball-Weltverband FIFA will zwei deutsche Video-Referees zur WM nach Russland schicken. Das bestätigte Referee-Chef Pierluigi Collina in Florenz, nannte aber keine Namen.

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„Wir haben 13 Video-Assistenz-Schiedsrichter, die während der Weltmeisterschaft als Spezialisten arbeiten werden und zusätzlich werden wir auch einige Schiedsrichter haben, die als VAR eingesetzt werden“, sagte Collina im Rahmen des Seminars für WM-Schiedsrichter. Als deutsche Kandidaten für den Video-Job gelten Felix Zwayer und Bastian Dankert.

Bei dem Workshop in Coverciano, der seit Montag und noch bis zum 27. April läuft, sei auch der Halbzeit-Videobeweis im Bundesligaspiel FSV Mainz 05 gegen den SC Freiburg diskutiert worden, der die Diskussion um die Videotechnik wieder hochkochen ließ. „Der Vorfall ereignete sich am Montag, gestern haben wir ihn hier bereits diskutiert“, sagte Collina. Man habe den Schiedsrichtern „ein paar klare Hinweise und klare Empfehlungen“ gegeben, was zu tun sei, sollte es zu einem vergleichbaren Ereignis im Sommer im Russland kommen. „Wir begreifen Erfahrung als etwas sehr Nützliches.“

Zu den Workshops für die 36 Referees, zu denen als einziger Deutscher Felix Brych gehört, und die 63 Linienrichter gehört das Training mit dem Videobeweis auf dem Feld. Dafür wurde in Coverciano ein „Video Operations Room“ eingerichtet, wie er auch in Moskau zu finden sein wird. Was draußen auf dem Feld passiert, wird beim Training von 13 Kameras beobachtet. In Russland werden es mehr als 30 Kameras sein.

Bei jedem Spiel sollen drei Videoreferees und ein Linienrichter die Partie auf mehreren Bildschirmen verfolgen. Der Schiedsrichter wird nur per Funk kontaktiert, sollte er bei spielentscheidenden Szenen wie Tor, Elfmeter, Roter Karte oder der Bestrafung eines falschen Spielers eine falsche Entscheidung getroffen haben.

Die Vorauswahl an 13 Video-Assistenten komme dem endgültigen Team nahe, sagte Collina. Neben den zwei deutschen gebe es drei italienische, einen niederländischen, einen portugiesischen und mehrere polnische Video-Referees. Keiner soll mehr als ein Spiel am Tag abdecken müssen, denn: „Das ist nicht wie Kaffee trinkend auf dem Sofa zu sitzen“, sagte Collina. „Sie schwitzen wie auf dem Feld.“

Wie stressig der Job in dem Videoraum ist, wurde in Florenz deutlich: Auf acht Monitoren laufen nicht nur Live-Bilder vom Spielfeld, sondern auch Wiederholungen in Zeitlupe von möglicherweise problematischen Situationen. Hier ist klare Kommunikation gefragt: Deshalb sollen für Russland Teams gebildet werden, die sich auch nach Sprachgruppen zusammensetzen.

Der Videobeweis werde auch bei der WM „keine Lösung für alles“ sein, sagte Schiedsrichter-Chef Massimo Busacca. Er sei „aber eine gute Hilfe“. Das Beste wäre ohnehin, wenn der Videobeweis gar nicht zum Einsatz kommen müsste. „Wenn ich an Brasilien denke, erinnere ich mich an keine schwerwiegenden Fehler. Wir haben gewisse Situationen gehabt, aber Gott sei Dank haben die Schiedsrichter einen guten Job gemacht.“ Auch in Russland brauche man nicht mit großen Überwerfungen rechnen.

Der Workshop in Florenz ist der vorletzte vor der Video-Premiere beim Eröffnungsspiel am 14. Juni zwischen Gastgeber Russland und Saudi-Arabien in Moskau. Anfang März war der Videobeweis in das internationale Fußball-Regelwerk aufgenommen worden. Mitte März hatte anschließend das FIFA-Council beschlossen, dass die Technik bei der WM eingesetzt werden soll.