Der Wuppertaler SV wird als Marke wiederentdeckt

Nach den Live-Bildern vom Spiel gegen Aachen gehen beim Verein Anfragen von Agenturen und Vermarktern ein.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Mit 6221 Zuschauern war die Regionalliga-Partie des Wuppertaler SV gegen Alemannia Aachen im Stadion am Zoo glänzend besucht. Dass wegen des großen Personaleinsatzes im Sicherheitsdienst nur eine bescheidene Summe in die Vereinskasse floss, verbucht WSV-Finanzvorstand Lothar Stücker als Investition in die Zukunft. „An den Tagen nach der Fernsehübertragung haben wir zahlreiche Anrufe von Agenturen und potenziellen Vermarktern erhalten. Alle wollten mit uns etwas unternehmen“, sagt Lothar Stücker.

350 000 Zuschauer verfolgten die spannende Partie im Schnitt an der Mattscheibe, in der Spitze sahen das 2:2 zwischen den alten Westrivalen 590 000 bei Sport 1. Aus Sicht des Spartensenders war es ein Quotenhit — weitere Besuche im Stadion am Zoo nicht ausgeschlossen. Zumal Reporter Jörg Dahlmann die Atmosphäre über den grünen Klee lobte und seine Hymne mit vielen Informationen über Verein und Stadt blumig verpackte.

„Der Sicherheitsaufwand bei der Partie gegen Aachen war mit dem gegen RWE vergleichbar. Nur haben wir mit mehr als 11 000 Zuschauer gegen RWE einen ordentlichen Gewinn erzielt, gegen Aachen leider nicht“, sagt Stücker. Bei den Duellen der sogenannten Traditionsvereine sorgen die Fans für eine tolle Stadionatmosphäre, die diese Spiele erst für das Fernsehen interessant macht. Einige wenige gewaltbereite Besucher im Stadion lösen aber einen gewaltigen Aufwand mit Hundertschaften von Ordnern privater Sicherheitsdienste aus, der den möglichen finanziellen Gewinn wieder aufzehrt. Das mag sich bei fünfstelligen Zuschauerzahlen in höheren Ligen noch rechnen, im Regionalligaalltag nicht. Ganz zu schweigen vom Einsatz weiterer Hundertschaften der Polizei, der vom Steuerzahler finanziert wird.

6662 Zuschauer weist der WSV nach vier Heimspielen im Schnitt auf, das ist mehr als mancher Erstligist in anderen europäischen Ländern vorweisen kann. Die Regionalliga West ist dem Profußball näher als den sogenannten Amateurligen. Das hat auch die TSG Sprockhövel erfahren müssen, die einige Heimspiele aus Sicherheitsgründen im Hagener Ischeland-Stadion austragen muss. So am Samstag, 22. Oktober, (Anstoß 14 Uhr) im Nachbarschaftsduell gegen den WSV. Um weitere Finanzquellen zu erschließen, will die TSG Sprockhövel das Stadion am Baumhof nach einem Sponsoren benennen. „Wir haben von fast allen Parteien in Sprockhövel ein gutes Feedback erhalten. Ich bin optimistisch, dass der Sprockhöveler Stadtrat dem Antrag zustimmt“, sagt Jürgen Meister von der TSG. Eine Vermarktung des Stadions am Zoo schließt Lothar Stücker aus. „Das Weiterleben der Tradition muss gesichert sein. Bevor wir uns mit dieser Idee beschäftigen, werden wir daran arbeiten, die Wertigkeit des WSV weiter zu steigern. Im Namen sollte auf jeden Fall der Bezug zum Stadion am Zoo erhalten bleiben.“

Als Besitzer des Stadions am Zoo müsste der Rat der Stadt einer Namensänderung zustimmen. Matthias Nocke, Beigeordneter für Sport und Kultur: "Das ist ein traditionsreiches Stadion mit einem traditionsreichen Namen. Es ist Respekt vor solchen Traditionen geboten. Für die Stadt ist das kein Thema, wir warten die zunehmende Professionalisierung des WSV ab. Hingegen gibt es einen lebhaften Austausch mit dem Verein, die Jugendarbeit auf dem Stadiongelände zu konzentrieren. Vor dem Spiel gegen Aachen wurde ein positives Gespräch geführt", sagt Matthias Nocke.