Horst Szymaniak: Ein Buch über den begnadeten Fußballer
Ein neues Buch zeichnet die Karriere des verstorbenen WSV-Spielers Horst Szymaniak nach.
Wuppertal. Ilse Kinder kommen manchmal die Tränen, wenn sie über ihren verstorbenen Bruder spricht. Der ist nichts weniger als eine Fußball-Legende, in Wuppertal sowieso, aber auch weit über die Stadtgrenzen hinaus. "Als Horst zwölf Jahre alt war, da hat eine Zeitung schon über ihn geschrieben: ’Horst Syzmaniak scheint mit Fußballschuhen auf die Welt gekommen zu sein’", erzählt die rüstige 84-jährige Dame, die in Langerfeld wohnt, und ergänzt: "Fußball war sein Leben."
Wer "Schimmi" oder "Schorsch" zu seiner aktiven Zeit in den 50er und 60er Jahren hat spielen sehen, wird das bestätigen. Wem dies nicht vergönnt war, kann die Karriere des Fußball-Stars, der öfter die Titelseiten der damaligen Sportgazetten zierte als heutzutage Michael Ballack, nun im Buch von Peter Keller und Otto Krschak nachschlagen und auch nachlesen.
So hat unter anderem Andreas Boller, Sportchef der Westdeutschen Zeitung in Wuppertal, einen Beitrag über den zeitlebens bescheidenen Menschen und Profi (mit einigen Auslandsstationen, unter anderem Inter Mailand) geschrieben. "Schimmi" war eine Fußballautorität und ist bis heute der einzige deutsche Nationalspieler im WSV-Dress. Über ihn sagte der damalige Bundestrainer Sepp Herberger: "Der fühlt, wie ein Spiel läuft."
Die zahlreichen bislang unveröffentlichen Fotos im Buch zeichnen die Karriere eines "begnadeten Fußballers" nach, der "zuverlässig und tüchtig war, aber nicht immer die richtigen Berater hatte", wie es sein ehemaliger Mannschaftskamerad beim WSV, Günter Piesker (83), bei der gestrigen Buchpräsentation im Stadion formulierte.
Szymaniak kam 1955 aus seiner Geburtsstadt Erkenschwick zum WSV und blieb bis 1959, ehe er dem Lockruf des Geldes erlag. Der Fußball rettete den Bergmann vor der Staublunge, die er gerne mit einem "Pilsken" zuviel ölte. Mit 2,6Promille erwischte ihn die Polizei am Steuer in der Friedrichstraße. Da nutzte auch der große Name nichts: "Schimmi" musste für zehn Tage in den Bau.
Gegen das sich heute noch im Internet hartnäckig haltende Gerücht, wonach Szymaniak einmal "ein Viertel statt eines Drittels mehr Geld" gefordert haben soll, ist das ehemalige SPD-Mitglied sogar gerichtlich vorgegangen. Er war auch nie Bademeister, obwohl er Pächter eines Wannenbades am Höchsten war. Schließlich hat er trotz seiner 43 Länderspiele nie in einer Weltauswahl gespielt.
Tragisch und unbegreiflich bleibt, wie der Star Szymaniak seinen Lebensabend trotz toller Karriere in ärmlichen Verhältnissen verbrachte. Er starb am 9. Oktober 2009 im Alter von 75 Jahren in Melle.
Ein Buch, das fasziniert und mitunter Gänsehaut bereitet.