So fühlen sich Niederlagen an
In letzter Sekunde wird der WSV mit dem 2:2-Ausgleichstreffer gegen den VfL Bochum II hart bestraft.
Wuppertal. In Überzahl handelt sich der Wuppertaler SV in der vierten Minute der Nachspielzeit mit einer Slapstick-Einlage der gesamten Abwehr den Ausgleichstreffer zum 2:2 (1:1) gegen den VfL Bochum ein. Rachid ElHammouchi wehrt am Ende einer langen Fehlerkette den Ball mit der Hand ab, es gibt Elfmeter, den Zech mit der letzten Aktion des Spiels zum 2:2 verwandelt.
Der WSV verliert zwei Punkte und für die nächsten beiden Spiele seinen neu verpflichteten Linksverteidiger, der dringend Spielpraxis benötigt. Dieses Unentschieden war für die Mannschaft und die mitgereisten Fans schlimmer als so manche Niederlage. Was dem WSV im Lohrheide-Stadion wiederfahren ist, ist unglaublich ärgerlich, etwas unglücklich, aber leider auch die fatale Folge eines tiefer liegenden Problems: Seit Wochen lässt der WSV jeden seiner Gegner gut aussehen. Zu wenig Wert wird darauf gelegt, das gegnerische Spiel zu stören, die Gefahr vom eigenen Strafraum fern zu halten. So kamen die Bochumer zu etlichen guten Torchancen. Auch in der letzten halben Stunde, als Rotsünder Viktor Braininger nach einer Torwartparade im eigenen Strafraum den Platz schon längst verlassen hatte.
WSV-Trainer Michael Dämgen kritisierte mehr die fehlende Konsequenz vor dem gegnerischen Tor. Die Abschlussschwäche des WSV war tatsächlich von der ersten bis zur letzten Minute beeindruckend. Nach 15 Sekunden bot sich dem WSV gleich eine Dreifachchance durch Michael Holt (scheitert an Esser), Jerome Assauer (Pfosten) und Tom Moosmayer (vorbei). Der Bogen reicht bis in die Nachspielzeit, als Moosmayer nur eine Minute vor dem 2:2-Ausgleichstreffer frei vor Esser den Außenpfosten trifft. Dazwischen hatte der WSV noch etliche Möglichkeiten, die Partie für sich zu entscheiden. Und es gab noch mehr Gelegenheiten, das Spiel zu ordnen und das Tempo zu bestimmen.
Doch dem 1:0 durch einen perfekt verwandelten Freistoß von Moosmayer (26.) folgte nicht das 2:0. Und dem 2:1-Führungstreffer nach einem Foulelfmeter durch Markus Heppke (61.) ließen die Wuppertaler keine souveräne Partie, sondern eine Zitterpartie folgen. "Das hätten wir ganz ruhig ausspielen müssen. In Überzahl muss man in die Lücken spielen", sagte Kapitän Stefan Lorenz. Doch die Lücken taten sich trotz des Überzahlspiels immer wieder in der Wuppertaler Abwehr auf. "Wir haben zu wenig investiert, um das dritte Tor zu erzielen, das die Partie entschieden hätte", kritisierte Michael Dämgen.
Allerdings investierte der WSV auch zu wenig in seine Abwehrarbeit, um den Vorsprung über die Zeit zu bringen. Torhüter Sascha Samulewicz, der beim Ausgleichstreffer zum 1:1 einen Freistoß nicht unter Kontrolle bekam, hatte bis zuletzt alle Hände voll zu tun. Beim Elfmeter von Zech war er zwar mit den Fingern dran, aber diese kleine Prise Glück, die in einem kuriosen Spiel nicht fehlen darf, hatte sich der WSV vorher leider nicht verdient.