Sportler der Woche Ein Torwart mit Leib und Seele
Wuppertal · WSV-Keeper Niklas Lübcke (20) arbeitet hart an sich und bleibt in brenzligen Situationen cool.
Die Aachener Fans im Rücken und von vorne eine Angriffswelle nach der nächsten, die auf ihn zurollte. Doch Niklas Lübcke behielt im WSV-Tor die Ruhe und war so am vergangenen Samstag einer der vielen Helden beim Fußball-Regionalligisten, der mit dem 2:1-Sieg gegen die favorisierte Alemannia die Sieglosserie von zuvor 15 Partien endlich beenden konnte.
Da wurden Erinnerungen wach an sein erstes Spiel im WSV-Dress an gleicher Stelle im März, als der im Winter gekommene damals noch 19-Jährige Youngster in den letzten 15 Minuten für den verletzten Sebastian Wickl zwischen die Pfosten musste und mithalf, den 1:0-Erfolg über die Zeit zu bringen. „Zwischen die Pfosten durfte“, drückt es Lübcke selbst aus, und ergänzt: „Das sind die Spiele, für die du Fußball spielst.“
Wie gerne er das tut, drückt der inzwischen 20-Jährige in jedem Training aus, hat auf den Fußball auch sein Studium in Bochum ausgerichtet. Damit er jede Trainingseinheit wahrnehmen kann, hat er den ursprünglichen Plan, Lehrer zu werden, aufgegeben, studiert jetzt nur noch Sport. Dadurch, dass er inzwischen in Bochum eine Wohnung hat, ist auch der Fahrtaufwand geringer geworden. Vorher war er zwischen seinem Elternhaus in Wesel, Wuppertal und Bochum gependelt.
„Das ist für mich ein großes Plus an Lebensqualität“, sagt er zur jetzigen Situation und steckt die gewonnene Zeit auch in den Sport. „Vernünftig trainieren, vernünftig ernähren, vernünftig schlafen“, gehört für ihn zwingend zur Spielvorbereitung. „Er würde am liebsten die ganze Woche über vormittags noch Torwarttraining machen“, sagt Trainer Alexander Voigt, nennt seinen Torwart „sehr ehrgeizig und positiv verrückt.“ Für sein Alter besitze Lübcke dazu eine erstaunliche Coolness. „Er strahlt eine unglaubliche Ruhe aus, gerade in Eins-gegen-Eins-Situationen“, so Voigt.
Davon hatte es zuletzt mehr gegeben, als ihm lieb sein konnte. Lübcke kommentiert das ebenso cool. „Wenn meine Vorderleute alles vorher wegräumen, bin ich glücklich, aber wenn mal ein Ball durchkommt, dafür bin ich eben da.“
Und das jetzt seit neun Spielen. Da hatte Voigts Vor-Vorgänger Karsten Hutwelker den Wechsel von dem als Nummer eins in die Saison gegangenen Edin Pepic zu Lübcke vollzogen und damit dessen Trainingsleistungen honoriert. Der erfahrenere Pepic sitzt seitdem auf der Bank, wird im Winter gehen, weil er sich beruflich verändert. „Wir haben ein super Verhältnis, er hat sich sehr korrekt verhalten und im Training weiter Gas gegeben, Respekt“, sagt Lübcke über seinen scheidenden Torwartkollegen. Auf einen neuen Konkurrenten freut er sich. „Das ist wichtig, um die Trainingsqualität hochzuhalten, aber meinen Platz möchte ich natürlich nicht hergeben.“ Und weiter seinen Anteil am Unternehmen Klassenerhalt leisten. „Der Sieg gegen Aachen war ein erster Schritt, aber wir müssen eine bessere Rückrunde als die Vorrunde spielen, sonst wird es nicht reichen“, sagt Lübcke. Dass die Mannschaft die Qualität dazu hat, davon ist er überzeugt.
Mit Trainer Alexander Voigt komme er sehr gut zurecht: „Er hat einen guten Draht zur Mannschaft und hat in der schweren Zeit Druck von uns genommen“, hebt Lübcke hervor. Dabei habe er eine sehr angenehme Sicht auf die Dinge. Auch Lübcke findet: „Es ist ein Privileg, hier Fußball spielen zu dürfen.“ Und auch wenn er nach erst neun Regionalliga-Spielen keine Ansprüche stelle und mit seiner derzeitigen Situation in Wuppertal glücklich sei, ist der Traum, einmal höher zu spielen, stets da. Dafür arbeitet er. Am Montag nach dem letzten Training geht es mit Eltern und Freundin erst einmal in den Urlaub - in die Sonne. Ausspannen. „Aber ein Fitnessstudio werden die da sicher auch haben“, sagt Lübcke lächelnd.