Fußball-Regionalliga WSV gewinnt mit zehn Mann in Aachen

Aachen/Wupperta · Mit einem aufopferungsvoll erkämpften 1:0-Erfolg bei Alemannia Aachen beendete der Fußball-Regionalligist seine Negativserie nach der Winterpause.

Es war ein Spiel der Emotionen in Aachen, mit gutem Ausgang für den WSV.

Foto: Daniela Ullrich

Für Fußball-Regionalligist Wuppertaler SV ist die Negativserie in der Liga nach dem Winter zu Ende gegangen. Am Aachener Tivoli erkämpfte sich die Mannschaft von Adrian Alipour am Samstag mit aufopferungsvollem Einsatz und über 80 Minuten in Unterzahl einen wertvollen 1:0-Erfolg. Damit ging eine lange Misserfolgsserie des WSV in Aachen zu Ende, und die Wuppertaler konnten in der Tabelle mit den Alemannen gleichziehen. Noch wichtiger: Der Abstand auf die Abstiegsplätze, auf denen Kölns U 21, Wiedenbrück dreifach punkteten, bleibt konstant bei elf Punkten.

Gegenüber dem 0:3 in Lippstadt am vergangen Samstag hatte Alipour die Mannschaft gehörig verändert. Dass der A-Jugendliche Phil Britscho linker Verteidiger spielte, hatte allerdings damit zu tun, dass sich Mario Andric im Training einen Bänderriss zugezogen hat und wohl auch noch länger ausfällt. Das in Lippstadt enttäuschende Sturmduo Viktor Maier und Kenan Dünnwald-Touran ließ Alipour ganz draußen, brachte dafür Enes Topal als zunächst einzige Spitze. Gino Windmüller lief nach abgelaufener Rotsperre zunächst im offensiven Mittelfeld auf. In der Innenverteidigung kam Peter Schmetz zu seinem Startelf-Debüt nach seiner Verletzungspause. Für ihn rückte Dennis Malura auf die Rechtsverteidiger-Position, Silvio Pagano musste auf die Bank. Im defensiven Mittelfeld ersetzte Jan Steffen-Meier Sascha Schünemann.

Das sah auch alles zunächst gut aus, was der WSV machte. Die Gäste hielten Aachen vom eigenen Tor weg und kamen auch selbst häufiger mal in des Gegners Häfte. Torchancen waren auf beiden Seiten zunächst nicht zu verzeichnen.

Rote Karte nach 15 Minuten verändert das Spiel

Doch nach 15 Minuten war der WSV-Plan zunächst dahin. Mit einem Steilpass auf Bendi Idrizi sezierte Aachen erstmals die WSV-Abwehr, Peter Schmetz hielt den frei durchlaufenden Aachener kurz vor dem Strafraum fest. Schiedsrichter Jörn Schäfer zeigte zunächst gelb, korrigierte sich aber nach Intervention seines Linienrichters auf Rot. Für den WSV hieß das 75 Minuten Unterzahl. Als erste Konsequenz musste Gino Windmüller zurück in die Abwehrkette, womit das Anlaufen des Gegners in dessen eigener Hälfte flach fiel.

Der WSV fing sich dennoch schnell, stellte sich tiefer und ließ Aachen kaum ins Spiel kommen, auch wenn die Gastgeber nun versuchten, den Druck zu erhöhen. Nach 27 Minuten zahlte sich dann die Stärke des WSV bei Standardsituationen aus. Freistoß-Spezialist Meik Kühnel – nach 14 Jahren Aachen vor der Saison an die Wupper gewechselt – zog in seinem ehemaligen Wohnzimmer und vor dem Aachener Block einen Freistoß aus dem Halbfeld schön auf den ersten Pfosten. Dort stand Innenverteidiger Tjorben Uphoff und köpfte den Ball gekonnt ins lange Eck. Danach war Aachen kurzzeitig von der Rolle, hätte aus einer ähnlichen Situation kurz darauf fast das 0:2 kassiert. Torwart Daniel Zeaiter ließ den Ball nach Kühnels erneuter Freistoßflanke durch die Hände gleiten. Leider war kein WSVer zur Stelle. Auch der Block mit den rund 200 WSV-Fans machte sich nun stimmlich bemerkbar. Schon ein komisches Gefühl: Auf der einen Seite der Aachener Block mit vielleicht 3000 Fans, auf der anderen Seite die WSV-Fans in einen Eckblock gedrängt und dazwischen in dem mehr als 30 000 Zuschauer fassenden Stadion fast nur leere gelbe Sitzschalen.

Aachen macht mächtig Druck

Die starke WSV-Phase wäre nach 40 Minuten fast abrupt beendet gewesen, als Torwart Sebastian Wickl bei einer Flanke nicht entschlossen rauskam und Vincent Boesen – zuletzt beim 2:0 in Rödinghausen zweifacher Torschütze - aus nächster Nähe köpfen konnte. Der Ball ging an die Latte, und auch bei einem Schuss von Szipe Batarillo-Cerdic nach der anschließenden Ecke hatten die Gäste Glück. Ein paar brenzlige Situationen hatte der WSV noch zu überstehen, bis er den Vorsprung mit in die Pause nehmen durfte.

Doch der Aachener Würgegriff schnürte sich nach der Pause immer enger. Kaum noch kam der WSV zu Entlastung und hatte Glück, dass er vor dem eigenen Tor zunächst immer noch ein Bein oder einen Körper dazwischenbekam. Der Ausgleich schien nur eine Frage der Zeit. Es wurde eine Abnutzungsschlacht mit größtmöglichem Einsatz. Ständig kniete ein Rot-Blauer auf der Erde, der sich weh getan hatte. Meier, Britscho, Kühnel – doch alle machten weiter. Mit Pagano für Malura und Viktor Maier für Hagemann hatte Alipour schließlich schon zweimal gewechselt und wollte sich für die letzten 20 Minuten nicht jegliche Optionen nehmen. Bei Aachen kam nun Freistoßspezialist Manuel Glowacz.

Aachener-Fans sorgen für Spielunterbrechung

Dann wollte Enes Topal mit Wadenkrampf ausgewechselte werden und Kenan Dünnwald-Turan stand auch schon bereits,abewr bei einer Rettungstat verletzte sich Torwart Sebastian Wickl und musste lange behandelt werden. Aus dem Block der Gastgeber flogen ihm daraufhin nicht nur Hassgesänge, sondern auch Bierecher entgegen, so dass der Schiedsrichter die Partie zunächst unterbrach.

Als es dann weiterging, hatte Aachen durch Robin Garnier die nächste 100-prozentige, doch er köpfte recht unbedrängt knapp am Tor vorbei. Das Luftholen hatte dem WSV, bei dem nun Niklas Lübcke erstmals zwischen den Pfosten stand, dennoch gutgetan. Reichte die Luft noch für die restlichen acht Minuten plus acht Minuten Nachspielzeit? Es reichte, weil jeder bis zur letzten Minute alles gab und Aachen sich beim Ausnutzen seiner zahlreich vorhandenen Torchancen sehr ungeschickt anstellte. „Oh, wie ist das schön“, sangen die WSV-Fans, die nun plötzlich lauter waren, als die der Aachener.

Verdacht auf Kreuzbandriss bei Viktor Maier

Dem WSV könnte der „dreckige Sieg“, wie in Trainer Alipour nachher nannte, allerdings noch teuer zu stehen kommen. Bei Bastian Wickl besteht der Verdacht auf Bänderriss im Fuß. Viktor Maier, der zehn Minuten vor dem Ende mit der Bahre abtransportiert werden musste, so dass der WSV mit neun Mann zu Ende spielen müsste, könnte nach einer ersten Diagnose sogar einen Kreuzbandriss erlitten haben.

Aachen-Trainer Fuat Kilic gab sich nachher als schlechter Verlierer, als er den WSV der Spielverzögerung bezichtigte: „Mit Fußball und Fairplay hatte das nichts zu tun“, so Kilic, der kein Wort über die Feuerzegwürfe der eigenen Fans verlor und erst danach auf die schwache Chancenauswertung seiner Mannschaft zu sprechen kam. .

(gh)