Wie viel Rückhalt hat der WSV?
Nach den Festtagen im Pokal landete der Klub am Wochenende unsanft in der Liga-Realität. Gründe dafür gibt es einige.
Wuppertal. WSV-Präsident Friedhelm Runge war am Samstag bedient. Nicht nur die 0:2-Niederlage gegen den Hamburger SV II hatte ihm gründlich die Laune verhagelt. Auch der schwache Zuschauerzuspruch machte ihn fast sprachlos. Nach dem Pokalsieg über Berlin und dem Traumlos Bayern München für die nächste Runde hatten die WSV-Verantwortlichen mit mindestens 6000 Besuchern im Stadion am Zoo gerechnet. Doch nur 3842 Zuschauer wollten sich den Liga-Alltag anschauen - der WSV landete unsanft auf dem Boden der Realität.
"Ich weiß gar nicht, was wir noch machen sollen", war Runge ratlos. "Dieses Spiel hat deutlich gezeigt, dass es in Wuppertal Zuschauer gibt, die sich nur ab und an mal ein Spiel des WSV herauspicken." Als Konsequenz daraus denkt der WSV nun darüber nach, den harten Kern seiner Fans für ihre Treue zu belohnen. So sollten alle, die am Samstag im Stadion waren, ihre Eintrittskarte nicht wegwerfen. Sie könnte als Nachweis für ein Vorverkaufsrecht zum Pokalkracher gegen die Bayern dienen.
Auch WSV-Fan Matthias Goldner kann nicht verstehen, wo die "Wuppertaler-Super-Fans" am Samstag gewesen sind. "Mein Mitgefühl geht an die Mannschaft und das Präsidium, die eine so jämmerlich Resonanz nicht verdient haben."
Die Gründe, warum der WSV trotz einer Spitzenposition bislang nur auf einen Zuschauerschnitt von knapp 5200 kommt, sind vielschichtig. Vereine wie Rot-Weiß Essen oder Eintracht Braunschweig stehen deutlich höher in der Fangunst. "Mit diesen Vereinen kann sich der WSV nicht vergleichen. Ich denke, dass viele Wuppertaler samstags zu den nahe gelegenen Bundesliga-Klubs fahren. In Braunschweig oder auch in Osnabrück gibt es im Umland kaum Alternativen. Außerdem könnte es 1994 nach dem Abstieg des WSV aus der 2.Bundesliga einen Bruch gegeben haben", sagt Christian Weiß, Fanbeauftragter des WSV.
Neben Wetter und Attraktivität des Gegners (die Zweitvertretungen der Bundesligisten ziehen nicht) macht Oberbürgermeister Peter Jung auch vereinsinterne Gründe für die schwache Publikumsresonanz aus. "In der Vergangenheit gab es viele Entscheidungen, welche die Öffentlichkeit nicht verstanden hat. Es gab zu viele Trainerwechsel, Kontinuität konnte so nicht aufkommen. Der WSV muss mehr auf die Leute zugehen. Das kann man mit mehr Herz machen", meint Jung. Die "Baustelle Stadion" will er nicht als Sündenbock für schwache Zuschauerzahlen ausmachen. "Die Tribüne ist toll und im Sommer haben wir die Fans auf der Gegengraden durch Abbau der Sitzschalen näher ans Spielfeld geholt", erklärte der Oberbürgermeister auf Anfrage der WZ.