Fußball-Regionalliga WSV beurlaubt Trainer Adrian Alipour

Wuppertal · Alipour wollte eine Trennung in beiderseitigem Einvernehmen, der Vorstand wollte ihn umstimmen, doch es kam zu keiner Einigung.

Adrian Alipour, wollte offenbar die Vertragsauflösung, der Vorstand konnte ihn nicht umstimmen und beurlaubte ihn.

Foto: Kurt Keil

Das kommt nach den jüngsten sportlichen Erfolgen überraschend: Der Wuppertaler SV hat Trainer Adrian Alipour beurlaubt. In einer offiziellen Stellungnahme erklärte der Vorstand am Montag Nachmittag, dass Adrian Alipour am Samstag nach dem Spiel gegen Viktoria Köln auf Alexander Eichner und Sportdirektor Karsten Hutwelker mit dem Wunsch einer Vertragsauflösung zugekommen sei. Auch nach mehrfachen Umstimmungsversuchen sei es nicht möglich gewesen, Alipour von seiner Entscheidung abzubringen. Ein abschließendes gemeinsames Gespräch mit Karsten Hutwelker und Vorstand Maria Nitzsche am Montag Mittag folgte. „Er ließ sich aber leider nicht mehr umstimmen und erbat eine Trennung in beiderseitigem Einvernehmen“, berichtet Hutwelker, der die jüngste Entwicklung sehr bedauert. Als der Vorstand die einvernehmliche Trennung ablehnte, habe Alipour zwar gesagt, dass er unter diesen Umständen weitermachen würde. „Doch so einfach geht das nach dem, was vorgefallen war, auch nicht mehr“, warb Hutwelker für Verständnis für die Entscheidung des Vorstandes, Alipour vorläufig zu beurlauben.

Hutwelker: Alipour konnte nach den vielen Vorfällen beim WSV nicht mehr 100 Prozent geben

Alipour, der stets erkennbar für seinen Trainerjob brannte, habe ihn (Hutwelker) am Samstagabend nach dem als Erfolg zu wertenden 0:0 bei Viktoria Köln angerufen und ihm gesagt, dass er sich nach den aktuellen Vorfällen im Verein nicht mehr in der Lage sehe, 100 Prozent zu geben. Deshalb könne er auch nicht 100 Prozent an die Mannschaft weitergeben. „Die hat mit dem Klassenerhalt und dem Pokal aber noch hohe Ziele. Das darf der Vorstand natürlich nicht gefährden“, so Hutwelker. Schon in den ersten sieben Tagen seiner Amtszeit mit derartigen Entscheidungen konfrontiert zu sein, habe er sich sicherlich nicht gewünscht. Noch eine Woche zuvor, bei Hutwelkers Inthronisierung und der Demission von Vorgänger Manuel Bölstler als Sportdirektor, habe der Vorstand geäußert, dass er mit Alipour auf jeden Fall bis zum Saisonende weitermachen wolle.

Der 40-Jährige war ein Mann von Bölstler, der ihn nach sechs Spieltagen der laufenden Saison für den damals entlassenen Christian Britscho geholt hatte. Britscho, in der Vorsaison mit dem WSV Dritter, hatte mit der verstärkten und teureren Mannhaft bis dahin sieben Punkte geholt. Alipour, der aus der Oberliga vom ASC Dortmund kam, brachte es auf 28 Zähler aus 19 Ligaspielen. Alipour und Bölstler hatten stets betont, wie gut sie zusammenarbeiten würden. Bölstler hatte sich auch gegenüber dem neuen Vorstand hinter Alipour gestellt.

Nach schleppenden Start aus der Winterpause, in der mehrere Leistungsträger den Verein verlassen hatten, schien der mit vier Punkten aus den letzten beiden schweren Auswärtsspielen wieder auf Kurs. „Er hat die Mannschaft wieder auf den richtigen Weg gebracht, das haben ja auch die Ergebnisse gezeigt“, so Hutwelker. Alexander Eichner, der ebenfalls ein langes Telefongespräch mit Alipour geführt hatte sagte: Nachdem ich Samstag dem Trainer meine Glückwünsche für den Punkt in Köln Glückwünsche habe ausrichten lassen, kam seine Kündigung wenige Stunden später doch überraschend.“ Überrascht habe ihn auch die für einen Profi-Trainer eher unübliche Begründung, unter anderem dem hohen Erwartungsdruck. Am Montag habe man dann erfahren, dass Alipour am Freitag in Verhandlungen mit einem Regionalligisten gewesen sei.

Alipour selbst war für eine Stellungnahme bisher nicht zu erreichen. Sicher geht es nun auch um vertragliche Dinge, denn sein Vertrag läuft noch bis 2020.

Wer die Mannschaft über den Rest der Saison führt, will der Verein in den nächsten Tagen entscheiden. „Kurzfristig ist sicher naheliegend, dass die Co-Trainer um Pascal Bieler die Mannschaft auf das Spiel am Samstag gegen Wattenscheid vorbereiten“, sagt Hutwelker. Er hat zwar den Fußballlehrerschein, habe aber selbst derzeit keine Ambitionen, das Amt zu übernehmen.Der 47-Jährige ist noch bis 30. Juni beim FC Oberlausitz unter Vertrag, allerdings seit dem Winter freigestellt. Den Sportdirektorenposten beim WSV übt er ehrenamtlich aus, wie der Verein betont.

Gespräche hatte es im Vorfeld offenbar schon mit Ex-Profi Sven Demandt gegeben (zuletzt bis Oktober 2017 bei RWE unter Vertrag). Vielleicht einer der Gründe, warum Adrian Alipour sich in Wuppertal nicht mehr genügend geschätzt sah. Dass Demandt nun kurzfristig übernehmen könnte, kann sich Hutwelker allerdings nicht vorstellen.

Zu Gerüchten Adrian Alipour habe mit Südwest-Regionalligst TSV Steinbach Haiger gesprochen, wollte Hutwelker sich nicht äußern. „Davon weiß ich nichts.“

Steinbach hatte sich vor einer Woche von Trainer Matthias Mink getrennt, nachdem ein Aufstieg in weite Ferne gerückt war. Dafür hatte man sich in der Winterpause noch verstärkt, unter anderem mit WSV-Torjäger Christopher Kramer. Der erzielte am vergangenen Wochenende beim 1:1 gegen Balingen übrigens sein erstes Tor im sechsten Spiel.