WSV liefert einen TV-Krimi (mit Video)
In einer packenden Partie trennen sich WSV und RWE mit 2:2. Der WSV verspielt eine 2:0-Führung. Torwart Semmler hält in der Schlussminute einen Elfmeter.
Wuppertal. Der alte Westschlager hielt am Ende, was er versprach: Vor 5480 Zuschauern im Stadion am Zoo und einigen Tausend Fernsehzuschauern in ganz Deutschland (Sport 1 übertrug direkt, die exakte Quote stand am Sonntag noch nicht fest) mussten sich der Wuppertaler SV und Rot-Weiß Essen am Samstag nicht verstecken und trennten sich leistungsgerecht mit 2:2.
Dass WSV-Torwart Christoph Semmler in der letzten Minute noch einen Elfmeter hielt, setzte das i-Tüpfelchen auf einen Krimi, der vor allem in der zweiten Hälfte von der Dramaturgie her nichts zu wünschen übrig ließ.
Nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte, in der sich Essen allerdings nur zwei, der WSV gar keine Torchance erarbeiten konnte, schienen die Gastgeber kurz nach der Pause auf der Siegerstraße zu sein. Wieder einmal zündeten die Standards. Beide Male brachte Tom Moosmayer eine Ecke von rechts scharf herein.
Beim 1:0 verlängerte Christian Knappmann so vor das Tor, dass der von Andre Wiwerink bedrängte Maik Rodenberg die Kugel mit der Hacke unglücklich ins eigene Netz lenkte. Beim 2:0 nach einer Stunde sah RWE-Torwart Dennis Lamczyk nicht gut aus, als er den Eckball unterlief und Christian Knappmann per Kopf seinen elften Saisontreffer ermöglichte.
Nun war Stimmung im Stadion, in dem die WSV-Anhänger, trotz etwa 2700 mitgereister RWE-Fans (laut Polizei) nicht in der Minderheit waren. Und der WSV spielte zunächst auch nicht auf Ergebnishalten.
Das neue 4—1—4—1-System mit den Mittelfeldspielern Marco Neppe, Robert Fleßers, Tom Moosmayer und Mehmet Boztepe in der zweiten Viererkette hinter der einzigen Spitze Knappmann erwies sich dabei als sehr variabel. Doch als zunehmend weniger WSV-Kicker bei Gegenstößen mitgingen, übernahm Essen immer mehr das Kommando.
„Schade, dass wir das 2:0 nicht länger halten konnten“, ärgerte sich WSV-Trainer Jörg Jung nachher. Der Anschlusstreffer fiel mehr als unglücklich, als ein Kullerball von Kerim Avci aus 25 Metern durch die gesamte Abwehr rutschte und im Tor landete.
Ob Markus Heppke noch dran war, spielte keine Rolle mehr. Der Ex-WSV-Spieler, der im RWE-Spiel im zentralen Mittelfeld vorne wie hinten Dreh- und Angelpunkt war, spielte aber die entscheidende Rolle beim 2:2. Mit viel Übersicht schickte er Konstantin Sawin durch die Nahtstelle der WSV-Viererkette in die Gasse und der verwandelte kühl.
Nun war es ein echter Derby-Kampf, in dem auch der WSV nicht ängstlich zurücksteckte. Trainer Jörg Jung brachte frische Offensivkräfte, doch der Schlussakkord blieb seinem Keeper vorbehalten. Als Semmler in der Schlussminute nach einer Essener Ecke mit hohem Bein aus dem Kasten stürzte und Kevin Grund am Kopf erwischte, entschied der nicht immer souverän wirkende Schiedsrichter Thorben Siewer auf Strafstoß. Dabei war der Ball längst ins Toraus gesegelt.
Semmler protestierte, fasste sich aber schnell und fischte den von Marvin Ellmann gar nicht schlecht geschossenen Elfmeter mit einer sehr guten Parade aus dem Eck. Der Rest war Jubel unter den Zuschauern, die dem WSV am Ende eine gute Leistung attestieren durften.
Das 2:2 bringt die weiter auf Rang sieben rangierende Mannschaft zwar nicht in Richtung Spitzengruppe, lässt sie allerdings auch nicht viel Boden verlieren, zumal von den Top-Teams nur Fortuna Köln (stürzte durch ein 3:1 im Duell Viktoria Köln mit seinem neuen Coach Wolfgang Jerat von der Tabellenspitze) gewinnen konnte.
Die Chance, sich im Fernsehen gut zu präsentieren, hatte die Mannschaft jedenfalls genutzt. Präsident Friedhelm Runge ärgerte sich nur über die eigenen Fans (Ultras), die den Fernsehsender Sport 1 und den DFB mit vulgären Transparentaufschriften beschimpft hatten (siehe dazu auch Seite 9).