WSV tappt in die Heimspiel-Falle
3. Liga: Der Glaube an den Heimvorteil war auch beim 0:2 gegen Ingolstadt trügerisch.
Wuppertal. In seiner langen Profikarriere hat Andreas "Zecke" Neuendorf, verletzter Star des FC Ingolstadt, selten ein Blatt vor den Mund genommen. Nach dem 2:0-Sieg seines Vereins im Stadion am Zoo meinte "Zecke" lapidar: "Man hat schon einen Klassenunterschied erkennen können", um dann verbal ein wenig zurück zu rudern. "Na ja, man hat aber klar gesehen, wer die stärkere Mannschaft ist", sagte Neuendorf.
Reifer, cleverer, abgezockter, und individuell stärker besetzt - wie so oft in dieser Saison lagen die Vorteile im Stadion am Zoo tatsächlich bei der Gastmannschaft. Und wie so oft tappte der WSV in die selbst gestellte Heimspielfalle, weil er nicht so hellwach und auf den Punkt konzentriert zur Sache ging wie in einem fremden Stadion. Das 0:2 gegen Ingolstadt, stärkstes Auswärtsteam der Liga, bedeutete die neunte Heimniederlage und die siebte, bei der vor enttäuschten Fans nicht ein einziger Treffer gelang.
Dass die verheerende Heimbilanz unter seiner Regie bisher nicht verbessert werden konnte, begründete Trainer Peter Radojewski mit der verschlafenen ersten Spielhälfte. Beide Mannschaften wollten ihren Gegner unter Druck setzen und vom eigenen Strafraum fern halten. Was dem WSV noch in Offenbach hervorragend gelungen war, klappte im eigenen Stadion nicht. "Ingolstadt ist zwar ein starker Gegner, aber wir haben es uns mit Hackentricks und einigen unkonzentrierten Aktionen selbst schwer gemacht. In der zweiten Hälfte hat die Mannschaft dann den Weg nach vorne gesucht. Nach der Pause, aber erst dann, hat uns das Quäntchen Glück gefehlt", sagte Radojewski, der weiterhin fest an den Klassenerhalt glaubt. "Auswärts sind wir extrem stark, das werden wir schon in Stuttgart wieder beweisen", kündigte er an. Am Mittwoch werden nach abgelaufener Sperre Mitja Schäfer und Björn Weikl wieder dabei sein, die dem Defensivblock des WSV zusätzlichen Halt verleihen sollen.
Gegen die spielstarken Ingolstädter hatte sich der WSV bei den Treffern von Steffen Wohlfarth (22.) und Moise Bambara (83.) nach Einwürfen die entscheidenden Aussetzer geleistet. Ärgerlich vor allem das 0:1, als den Gästen ein strittiger Einwurf zugesprochen wurde, den sie bei der Ausführung zudem um mindestens fünf Meter nach vorne verlegten. So hatte Wohlfarth gegen die aufgerückte WSV-Abwehr plötzlich freie Bahn.
Mitte der zweiten Spielhälfte verpassten Andrés Formento, Ken Asaeda und Tobias Damm den Ausgleichstreffer. In dieser Phase war zu erkennen, dass sich die Mannschaft noch lange nicht aufgegeben hat. Durch die gestrige 0:1-Niederlage des BVB II in Erfurt ist die Lage am Tabellenende überschaubar geworden. Aufgrund der Resultate des 35.Spieltages werden wohl Holstein Kiel, der Tabellenvorletzte Wuppertaler SV und die Nachwuchsteams von Dortmund und Bremen die drei Absteiger unter sich ausmachen. Und in diesem Vierkampf ist der WSV allein wegen der drei noch ausstehenden Auswärtsspiele nicht ganz chancenlos.