Zwanziger für geheime Abstimmung bei FIFA-Wahl
Berlin (dpa) - Theo Zwanziger hat sich kurz vor der Präsidentenwahl auf dem FIFA-Kongress für eine geheime Abstimmung und eine kritische Überprüfung der WM-Vergabe 2022 an Katar ausgesprochen.
Amtsinhaber Joseph Blatter, einziger Kandidat, wäre angesichts der Korruptionsvorwürfe beim Fußball-Weltverband klug beraten, „wenn das Ganze in einer geheimen Abstimmung geschieht“, sagte Zwanziger im ZDF-Morgenmagazin. „Was in den letzten Wochen passiert ist, ist ein Skandal, den wir uns so nicht vorstellen konnten“, meinte der DFB-Chef.
„Wir brauchen andere Strukturen, bessere Strukturen“, forderte Zwanziger. „Was jetzt zu tun ist, ist eine Auflösung des Skandals.“ Man müsse „klar gegen ein solches Krebsgeschwür der Korruption angehen“. Die Sünder und Täter müsse man bestrafen, forderte Zwanziger.
Zudem sprach sich Zwanziger für eine Überprüfung der WM-Vergabe 2022 an Katar aus. Um den umstrittenen Zuschlag für den Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaften in elf Jahren „ranken sich immer wieder Spekulationen und Korruptionsvorwürfe. Sogar der FIFA-Generalsekretär hat, egal ob salopp formuliert oder nicht, in einer E-Mail die finanziellen Möglichkeiten Katars kritisch betrachtet. Deshalb bin ich der Meinung, dass diese WM-Vergabe nochmals auf den Prüfstand gebracht werden sollte“, sagte der DFB-Präsident auf der Internetseite des Verbandes.
Dies bedürfe einer „genaueren Betrachtung“, betonte Zwanziger, der beim FIFA-Kongress erstmals in seiner Funktion als Exekutivmitglied und Nachfolger von Franz Beckenbauer teilnimmt. „Sollte die FIFA ein Interesse daran haben, dass auch Vertreter des Exekutivkomitees bei solch einer Aufarbeitung mitwirken, so bin ich bereit, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Schließlich war ich im Dezember 2010 am WM-Vergabeprozess persönlich nicht beteiligt“, sagte Zwanziger.
Einen Tag vor seiner wahrscheinlichen Wiederwahl auf dem FIFA-Kongress hatte Blatter Probleme beim Fußball-Weltverband eingeräumt. „Ich dachte, dass der Fußball in dieser Welt dank seiner Werte Respekt, Fairplay und Disziplin eine verbindende Rolle spielen könnte. Aber das scheint nicht der Fall zu sein. Unsere FIFA-Pyramide schwankt, es ist Gefahr im Anzug“, hatte der 75 Jahre alte Schweizer im Hallenstadion von Zürich erklärt. Dort hatte Blatter den 61. FIFA-Kongress offiziell eröffnet.
Blatter, ehemaliger FIFA-Generalsekretär, ist seit 1998 Chef des Verbandes und strebt seine vierte und letzte Amtszeit an. Vor Kongressbeginn hatten der englische und schottische Verband wegen der Korruptionsvorwürfe gegen hochrangige Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees und der Gerüchte um Bestechungen bei der WM-Vergabe für 2022 an Katar eine Verlegung der Wahl gefordert.