Gegen Leverkusen feierte Uwe Kamps seine Sternstunde

Der heutige Torwarttrainer von Borussia Mönchengladbach erinnert sich an das Pokalspiel 1992. Noch heute beobachtet er ter Stegen.

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Mönchengladbach. Das in violett und gelb gehaltene Trikot mit dem verwegenen Zick-Zack-Muster hat bei Uwe Kamps einen besonderen Platz in den eigenen vier Wänden. „Auch wenn es nur ein Stück Stoff ist, aber es erinnert mich immer wieder an das Spiel meines Lebens“, sagt er. Es war der 7. April 1992, ein Abend, der sich für viele Fußball-Anhänger am Niederrhein tief ins Gedächtnis gegraben hat. Im DFB-Pokal-Halbfinale zwischen Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen gelang Kamps am Bökelberg eine kleine Sensation: Er parierte nach einem Pokal-Krimi (2:2-Endstand nach 120 Minuten) vier Elfmeter, Schüsse von Jorginho, Heiko Herrlich, Ioan Lupescu und Martin Kree — und ermöglichte den Gladbachern somit den Einzug ins Pokal-Endspiel gegen Hannover 96. Pikant: Herrlich coacht heute Bayer Leverkusen. Und gewann drei Jahre verspätet mit Kamps im Gladbacher Trikot den DFB-Pokal gegen Wolfsburg. Der Fußball dreht sichständig. .

Immer noch beschleicht Kamps bei Pokalspielen dieses besondere Gefühl. Erst recht, wenn Bayer Leverkusen Gast ist. Wie heute Abend im Borussia-Park (Anpfiff 18.30 Uhr). Auf ein Elfmeterschießen ist Kamps nicht erpicht. „Das Spiel vom Punkt“, sinniert Kamps im Gespräch mit unserer Zeitung, „bleibt halt ein unwägbares Spiel, in dem meist der Zufall und das Glück die Oberhand behalten und trotzdem in diesen entscheidenden Sekunden vieles möglich ist.“

Uwe Kamps setzt auf die reguläre Spielzeit und ein Weiterkommen: „Das wäre für uns ein Riesenabschluss zum Jahresende.“ Längst betrachtet Kamps das Fußball-Geschehen aus einem anderen Blickwinkel. Der 53-jährige gebürtige Düsseldorfer fungiert seit Jahr und Tag als Torwarttrainer bei Borussia Mönchengladbach. Sein größter Erfolg als Trainer: Er baute den jungen Marc-André ter Stegen behutsam auf, machte ihn zum Nationalspieler und ebnete ihm den Weg für eine Weltkarriere beim FC Barcelona. „Ich schaue mir ihn im Fernsehen so oft wie möglich an und bin begeistert, wie er sich weiter entwickelt hat.“

Momentan nimmt Kamps, ausgebildeter Fußball-Lehrer, an einem aktuellen Programm der Uefa teil, um die neu geschaffene Torwart-Trainer-Lizenz zu erlangen. „Das ist hoch interessant. Auch das Thema Psychologie und Belastungssteuerung bei jüngeren Spielern stehen auf der Tagesordnung.“ Einen Coach für die Torleute gab es früher nicht. Mental-Trainer war ein Fremdwort, und vom Torwart als Passgeber war noch nicht so oft die Rede.

Kamps kümmert sich mit viel Verve auch immer wieder um die jüngeren Keeper in den Nachwuchs-Teams. „Das Anforderungspotenzial ist hoch. Ein Torwart muss neben den üblichen Qualitätsmerkmalen heute die Fähigkeiten eines Spielers erlangen, also den Ball in jeder kritischen Situation gut beherrschen“, sagt Kamps. Doch beim Elfmeterschießen ist alles anders. Tricks oder Intuition? Vielleicht Glückssache. Eine Sternstunde, wie sie ihm vor 25 Jahren beschieden war, hat jedenfalls Seltenheitswert.