Aufstieg in der Wüste: Kaymer als Nummer 1 gekrönt
Marana/Frankfurt (dpa) - Martin Kaymer ist der beste Golfspieler der Welt. Als zweiter Deutscher nach Bernhard Langer hat Deutschlands stiller Star die Spitze der Weltrangliste erklommen.
Der 26 Jahre alte Musterprofi aus Mettmann krönte seinen unaufhaltsamen Aufstieg in der Branchenordnung am Samstag (Ortszeit) mit dem Halbfinalsieg bei der World Matchplay Championship in Marana/Arizona gegen den Amerikaner Bubba Watson und ist laut Statistik erstmals die Nummer 1.
„Es hat nur fünf Jahre gedauert, um die Nummer eins zu werden. Für mich, meine Familie und für die, mit denen ich arbeite, ist das ein großartiger Erfolg“, sagte Kaymer nach dem historischen Auftritt auf dem Wüstenkurs. „Erst der zweite Deutsche nach Bernhard zu sein, der mein Vorbild war, als ich aufwuchs, ist ein ganz besonderes Gefühl.“ Sein Vorgänger aus Anhausen stand zur Premiere der Rangliste als erster Spieler überhaupt für drei Wochen vom 7. bis 27. April 1986 ganz vorn - damals war Kaymer gerade einmal ein Jahr alt.
Völlig unabhängig vom Ausgang des Finalduells mit dem Engländer Luke Donald wird er offiziell zum Wochenbeginn Lee Westwood ablösen. Der Brite hatte 17 Wochen geführt, war aber nach zwei Runden bei dem mit 8,5 Millionen Dollar dotierten Lochspiel-Wettbewerb in der Wüste vorzeitig ausgeschieden.
„Ich brauche sicher einige Zeit, um darüber nachzudenken und das sacken zu lassen“, sagte Kaymer. Seit 2007 hat er 10,327 Millionen Euro Preisgeld aufgehäuft - mit inzwischen neun Siegen auf der US- und Europa-Tour sowie seinem Ryder-Cup-Triumph im Oktober 2010 in Wales gegen die USA.
Den letzten Schritt zum Gipfel machte Kaymer mit einem weiteren Coup gegen Watson. Ausgerechnet der 32 Jahre alte „Longhitter“ aus Bagdad/Florida musste sich am ersten Extra-Loch nach vier Runden auf dem Par 72-Kurs in der Wüste dem sechs Jahre jüngeren Rheinländer beugen. Am 15. August 2010 hatte Watson mit einem taktischen Fehler im Stechen am 3. Extra-Loch Kaymer bei US PGA Championship in Whistling Straits (USA) zu dessem ersten Major-Titel verholfen.
In der bizarren Kakteenlandschaft vor den Toren seines Winterquartiers Scottsdale konnte sich der so coole und hochkonzentrierte Kaymer nach ständigem Auf und Ab mit häufig wechselnder Führung gegen Watson erst im „sudden death“ durchsetzen. Zuvor hatte er sich im Viertelfinale gegen den bereits 47 Jahre alten Spaniers Angel Miguel Jiménez ganz knapp mit „1 auf“ am letzten Grün in die Vorschlussrunde gearbeitet.
Wegen der drohenden Unwetter war das Semifinale vorgezogen worden und forderte den Spielern mit mindestens 36 Löcher am Tag auch konditionell im Wüstenwind alles ab. Aber auch gegen die Urgewalt der Abschläge von Watson von bis zu 350 Metern fand der ebenfalls nicht gerade kurz schlagende Kaymer lange das richtige Konzept. Seine Präzision ließ mit zunehmender Spielzeit nach, aber es reichte zum Sieg.
Kaymer ist der zweitjüngste Profi nach Tiger Woods und 14. Spieler überhaupt, der das Ranking anführt. Den Rekord von US-Superstar Woods über insgesamt 623 Wochen in fast zwölf Jahren als Branchenführer zun knacken, wird aber auch für Kaymer schwer.
Der Junggeselle blieb bescheiden nach seinem Aufstieg: „Das Gute ist, dass ich in der kommenden Woche kein Turnier habe. Vielleicht bin ich dann in der Lage, nachzuvollziehen, was ich getan habe.“ In 14 Tagen muss er bei der WGC Championship in Doral bei Miami in Florida seine Position erstmals verteidigen.