Jordan Spieth: Der König von Augusta
Der 21-jährige gewinnt bei seiner erst zweiten Teilnahme das renommierte US Masters und beeindruckt dabei sich selbst und die namhafte Konkurrenz.
Augusta/Georgia. Selbst in dem Moment, als ihm Vorjahressieger Bubba Watson in der dem Augusta National Golf Club eigenen Tradition in das grüne Jackett des Turniersiegers verhalf, hatte Jordan Spieth noch nicht begriffen, was ihm da auf dem berühmten, malerischen Golfplatz im US-Bundesstaat Georgia gelungen war. „Das war die unglaublichste Woche meines Lebens. Es wird aber wohl noch eine Weile dauern, bis ich verstehe, was ich hier geschafft habe“, sagte der 21-jährige Amerikaner.
Über vier Tage dominierte der in Dallas geborene Texaner das Feld beim US Masters, dem ersten Major-Turnier des Jahres. In der „Kathedrale des Golfsports“ präsentierte sich der bisherige Weltranglisten-Vierte in der Form seines Lebens. Saubere Abschläge, mutige Annäherungsschläge und bärenstarke Putts — nur 270 Schläge hatte an vier Tagen in der traditionsreichen Geschichte in Augusta lediglich Tiger Woods im Jahre 1997 gebraucht. 28 Birdies auf vier Runden waren gar noch keinem Masters-Sieger in der 79-jährigen Geschichte des renommierten Turniers gelungen. Mit 21 Jahren ist Spieth außerdem der zweitjüngste Sieger nach Woods (1997) und erst der Fünfte Golfer, der das Turnierfeld vom Start weg über alle vier Tage anführte.
Spieth unterliefen auf dem schwierigen Kurs so gut wie keine Fehler. Und selbst, wenn ein vergleichsweise leichter Putt doch nicht den Weg ins Loch fand, gelang es ihm immer wieder, auf der folgenden Spielbahn die passende Antwort zu finden. „Jordan war phänomenal. Jedes Mal, wenn ich dachte, er wackelt vielleicht etwas, hat er einen souveränen Putt gemacht“, sagte Justin Rose. Der Engländer, der auf der Schlussrunde am Sonntag gemeinsam mit Spieth unterwegs war, belegte am Ende den geteilten zweiten Rang mit US-Superstar Phil Mickelson, vier Schläge hinter dem Sieger. Auch der dreimalige Masters-Champion war voll des Lobes für den 21-Jährigen: „Ich habe gut gespielt, aber Jordan war einfach unglaublich“, sagte Mickelson.
Spätestens als Spieth souverän aus der legendären „Amen Corner“ auf den Löchern elf, zwölf und dreizehn herauskam, in der sich der Turnierverlauf in den Vorjahren das ein oder andere Mal noch drehte, war den begeisterten Zuschauern auf der Anlage klar, dass die erfahreneren Rose, Mickelson und der Weltranglisten-Erste Rory McIlroy keine Chance mehr auf den Sieg haben würden. Nach dem finalen Putt auf dem 18. Grün fiel Spieth zunächst seinem Caddie Michael Greller in die Arme, bevor Familie, Freunde und Manager voller Stolz gratulierten. „Ein Traum ist wahr geworden“, sagte der 1,85 Meter große Rechtshänder, der sichtlich Mühe hatte, das Erlebte gleich einordnen zu können.
Spieth, in der neuen Weltrangliste hinter McIlroy nun Zweiter, gilt als eines der größten Talente im amerikanischen Golfsport. Seine wahre Meisterprüfung dürfte trotz des ersten Major-Triumphs noch kommen. Denn als Sieger von der Magnolia Lane gilt es in den kommenden Monaten zu beweisen, dass sein Erfolg kein Zufall war. War er auch nicht, denn drei Podiumsplätze (darunter ein Turniersieg) in der noch jungen Saison vor dem Masters hatten ihn bereits in den Kreis der Favoriten aufsteigen lassen.
Die junge Generation der amerikanischen Golfer mit Spieth, Patrick Reed oder Rickie Fowler schickt sich an, die Altmeister wie Mickelson oder Woods über kurz oder lang endgültig zu überholen. Dass dies aber nicht unbedingt in diesem Jahr bereits geschieht, bewiesen Mickelson mit seinem zweiten Rang und auch eben jener Woods. Nach längerer Auszeit aufgrund von Verletzungen und zuletzt desaströsen Auftritten auf der Tour, landete der Tiger in Augusta auf Rang 17. Zu wenig für die hohen Ansprüche der lebenden Legende, doch die ehemalige Nummer Eins zeigte auf seinem Lieblingsplatz phasenweise wieder vielversprechende Ansätze und wird den Staffelstab nicht kampflos an Spieth und Co. übergeben.