Kaymer und Siem wollen in München um Titel mitspielen

München (dpa) - Die Enttäuschung über das frühe Aus als Titelverteidiger bei der US Open könnte Martin Kaymer am besten mit seinem zweiten Titel bei der BMW International Open in München verarbeiten.

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„Ich hatte ein bisschen die Schnauze voll von Golf nach dem verpassten Cut beim Masters“, erklärte der ehemalige Weltranglisten-Erste seine Durchhänger bei den zwei Majors. Er habe so viel trainiert, dass er danach wochenlang die Lust verloren und auch schlecht gespielt habe. „Jetzt habe ich wieder Energie und es ist eine Frage der Zeit, wann sich das Blatt wendet.“

Kaum wieder daheim gelandet, ging es für den Sieger von 2008 morgens noch vor acht Uhr auf den Golfplatz in Eichenried - da war die Driving-Range noch gar nicht geöffnet. „Vor heimischem Publikum ist es immer sehr speziell für mich. Ich habe den Fans nicht viel Anlass zum Feiern gegeben seit meinem letzten Sieg und hoffe, das ändert sich dieses Mal“, sagte der 30-Jährige vor seinem ersten Abschlag am Donnerstag um 08.40 Uhr.

Nach dem verpassten Cut im Vorjahr, als er ziemlich geschafft als US-Open-Champion anreiste, will der aktuelle 21. des Weltrankings den Vorteil der frühzeitigen Rückkehr aus Seattle nutzen. „Die Woche nach einem Major kann sehr schwierig sein, besonders mit einem Zeitunterschied von neun Stunden. Ich bin sicher, dass ich noch etwas müde sein werde, aber ich brauche für dieses Turnier keine Extra-Motivation“, meinte der dreimalige Ryder-Cup-Sieger. Mit Kumpel Thomas Müller vom FC Bayern brachte sich Kaymer am Mittwoch beim Spaßturnier schon einmal in Stimmung: „Das war die beste und lustigste Vorbereitungsrunde, die ich je hatte.“

Die Zeitumstellung anzusehen war Marcel Siem, der nach den zuletzt verkorksten Turnierwochen dringend auf ein Erfolgserlebnis wartet. Mit aller Macht will sich der 34-Jährige auf der US-PGA-Tour etablieren: „Ich habe alles versucht, aber es läuft gerade nicht so, wie ich mir das vorstelle.“ Die holprigen Putting-Grüns bei der US Open hatten dem Ratinger zuletzt den Rest gegeben. „Die waren extrem schlecht. Hier sind sie dagegen sensationell“, schwärmte Siem, der 1990 in Eichenried Clubmeister wurde. Seine Mutter betrieb einst die Clubgastronomie. Er startet schon um 08.30 Uhr zusammen mit dem Briten Tommy Fleetwood und Thongchai Jaidee aus Thailand.

Jeden Grashalm im Münchner Norden kennt Stephan Jäger, der erstmals als Profi in seinem Heimatclub dabei ist. „Meine Eltern wohnen Luftlinie 800 Meter entfernt, das sind zusammen vielleicht ein Par fünf und drei“, scherzte der 26-Jährige. Er will in den nächsten Tagen mit dem Roller „anreisen“. Bekannt wurde Jäger erst vor kurzem - als er sich für die US Open qualifizierte. Er ging vor zehn Jahren als Schüler in die USA und blieb in Tennessee wegen der guten Bedingungen. Nach dem mit zwei Millionen Euro dotierten Event der Europa-Tour geht es für Jäger zurück in die 2. US-Liga.

Ein Geheimtipp ist Maximilian Kieffer, der mit guten Platzierungen schon früh seine europäische Tourkarte für 2016 sicherte. „Ich bin gesund und mein Golf ist ganz gut“, sagte der Düsseldorfer. Sein neuer Trainer Ted Long habe daran großen Anteil. Kieffer war zuletzt nah an einem Sieg, die Konstanz fehlt ihm noch an den Schlusslöchern. Manches Mal habe er zu sehr an das Ergebnis gedacht, gab er zu.