Langer: Hoffen 2018 auf Herbstmärchen Ryder Cup

Frankfurt/Main (dpa) - Bernhard Langer ist die Leitfigur der deutschen Bewerbung um den Ryder Cup 2018. Die Entscheidung trifft am 17. Mai die Ryder Cup Europe LLP mit Sitz in London.

Spanien, Portugal, Niederlande, Frankreich und Deutschland wollen in sieben Jahren den wichtigsten Golf-Teamwettbewerb ausrichten. Der frühere Weltranglistenerste Langer hofft auf ein „Herbstmärchen“ 2018 in Bayern.

Wie hoch schätzen Sie die Chancen ein, dass Deutschland den Zuschlag für den Ryder Cup 2018 erhält?

Bernhard Langer: „Niemand von uns kennt die Angaben der Mitbewerber, das Verfahren war und ist bis heute vertraulich. Die eigenen Chancen zu benennen wäre reine Spekulation.“

Haben Sie als Präsident des eigens für die deutsche Bewerbung geschaffenen Golfclubs RC 2018 am Ende der Kampagne das Gefühl, „alles ist getan, mehr ging nicht“?

Langer: „Der Golfclub RC 2018 und sein Präsident sind nicht für die Bewerbung zuständig, sondern sollen diese auf nationaler Ebene begleitend unterstützen. Das Team der Bewerbungsgesellschaft hat meiner Einschätzung nach alles Mögliche und Denkbare unternommen, um eine zuschlagsreife Bewerbung abgeben zu können.“

Inwieweit fehlte der deutschen Bewerbung die prominente politische Unterstützung wie sie etwa Frankreich mit Staatspräsident Nicolas Sarkozy hatte?

Langer: „Mein Unverständnis darüber habe ich schon zum Jahresausklang 2010 geäußert. Leider haben politisch Verantwortliche im Bund und im Land Bayern keinen Weg geöffnet, eine Unterstützung, wie von anderen Bewerbern angekündigt, zu ermöglichen.“

Zwei Großereignisse 2018 wie Olympische Winterspiele und Ryder Cup im selben Jahr in Deutschland - ist das zu viel des Guten und kontraproduktiv für beide Bewerbungen?

Langer: „Diese Gedanken wurden zu Beginn der Bewerbung mit der Politik besprochen - alle Beteiligten waren der Ansicht, dass Deutschland sehr wohl in der Lage ist, zwei Großereignisse in einem Jahr durchzuführen, auch wenn beide in Bayern stattfinden würden. Besonders unter Berücksichtigung der Tatsache, dass zwischen den Olympischen Winterspielen und dem Ryder Cup sieben Monate liegen.“

Was passiert, wenn Deutschland an der Bewerbung scheitert?

Langer: „Dann sollten wir es nochmals versuchen. Für die Entwicklung des deutschen Golfsports wäre es sehr wichtig.“

Wäre der Imageschaden so hoch einzuschätzen, wie der bei einer abgelehnten Olympia-Bewerbung von München 2018?

Langer: „Was heißt hier Imageschaden? Bei RC Europe kennt man unsere Bewerbung, ihre Stärken und unser Manko sehr genau. Sollten wir den Zuschlag für den Ryder Cup 2018 nicht erhalten, dann lag das nicht an den deutschen Golfern und deren Unterstützung, ganz im Gegenteil, die war großartig. Für den deutschen Golfsport wird es keinen Imageschaden geben. Außerdem wird es bei Bewerbungen immer nur einen Gewinner und mehrere Platzierte geben, das sollte man nicht vergessen. Ein Scheitern der Olympia-Bewerbung würde ich bedauern.“

Welche Rolle spielt die fehlende finanzielle Garantie der Regierung, nachdem sich die Politik in Berlin und die in Bayern geweigert hat, rund 18 Millionen Euro bereitzustellen?

Langer: „Die ursprünglich erwarteten bzw. zugesagten finanziellen Garantien sind die messbare Qualität der Bewerbung, wichtiger ist jedoch die tatsächliche bzw. ideelle Unterstützung des Bundes und des Landes. Die Entscheidungen der deutschen Politik haben natürlich zu Irritationen geführt. Optimal sind hingegen die Entscheidungen der Stadt Neuburg/Donau und des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen gelaufen. Vor Ort hat man die Chancen dieser Veranstaltung, vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht, erkannt.“

Welche Auswirkungen auf die Bewerbung hatte die Aussage des ehemaligen Innenministers Thomas de Maiziére, Golf sei nur eine Randsportart in Deutschland?

Langer: „Diese Aussage fand ich im Zusammenhang mit der deutschen Bewerbung höchst enttäuschend. Wenn ein deutscher Minister einer deutschen Bewerbung nicht helfen will oder kann, dann hätte ich zumindest erwartet, dass er ihr nicht auch noch schadet. Für mich ist das ein Affront gegenüber 600 000 aktiven deutschen Golfern.“

War die Resonanz auch des Deutschen Golf Verbandes und des deutschen Ryder-Cup-Komitees auf die kritische Bemerkung nicht laut genug, um entscheidende Überzeugungsarbeit pro Ryder Cup leisten zu können?

Langer: „Die Reaktion von Herrn Nothelfer, dem Präsidenten des Deutschen Golf Verbandes, war klar, deutlich und informativ. Das ist sachliche Argumentation, alles andere ist nicht zweckdienlich. Andererseits wird es notwendig werden, dass sich der vom damaligen 'Sportminister' als Randsportart bezeichnete Golfsport gegenüber der Politik verändert, seiner internationalen Bedeutung entsprechend darstellt, um alte, zementierte Vorurteile weiter abzubauen.“

Welche Erwartungen knüpfen Sie an einen Zuschlag?

Langer: „Dass sich Land und Bund in ihrer Haltung zum Ryder Cup verändern und ein weiteres Sportmärchen in Deutschland, dann ein 'Herbstmärchen', verwirklicht werden kann. Alle weiteren positiven Aspekte sind schon mannigfach erläutert worden.“

Der Ryder Cup ist nach Olympia und Fußball-WM eines der medienträchtigsten Sportspektakel, bei dem nachweislich Milliarden umgesetzt und riesige Steuereinnahmen anfallen. Die finanziellen Gewinne lägen für Deutschland und die Region doch auf der Hand?

Langer: „Gerade beim Ryder Cup und den damit verbundenen Turnieren vor und nach 2018 ist der wirtschaftliche Aspekt für das Gastgeberland und die Region sehr hoch. Bei Umsätzen in dem Zeitraum 2012 bis 2022 von weit über einer Milliarde Euro macht allein die Mehrwertsteuer, die dem Fiskus zu Gute käme, einen gewaltigen Betrag aus. Der sanfte Tourismus, den die Veranstaltung über Jahrzehnte auslöst, ermöglicht eine große Nachhaltigkeit für das Gastgeberland.“

Warum ist die Wahl eines Neubaus als gewählter Austragungsort im Wittelsbacher GC in Rohrfeld bei Ingolstadt die beste Lösung?

Langer: „Die Anforderungen des bid books haben es uns allen nochmals bestätigt: Es gibt in Deutschland keine bestehende Golfanlage, die alle Anforderungen des Ryder Cup 2018 erfüllen kann. Deshalb ist es ideal, einen Platz unter Einbeziehung der Erfahrungen von RC Europe neu zu bauen. Man erhält damit auch zusätzlich noch einen ungemein hohen Know-How-Transfer. Hinzu kommt die gute internationale Verkehrsanbindung und Erreichbarkeit und das Übernachtungsangebot im Städte-Dreieck München, Nürnberg und Augsburg.“

Martin Kaymer pendelt inzwischen in der Weltrangliste unter den Top drei und ist ihr Nachfolger als Deutschlands Vorzeige-Profi. Sie haben zehnmal am Ryder Cup teilgenommen und auch als Kapitän mit Europa gewonnen. Welche Karriere und Erfolge trauen sie Kayner zu?

Langer: „Martin hat die Chance auf eine ebenso lange wie erfolgreiche Karriere im Profigolf. Dazu sollten auch noch viele Einsätze im Ryder Cup gehören - hoffentlich 2018 in unserer Heimat Deutschland.“

Was macht ihn so besonders?

Langer: „Er betreibt seinen Sport mit vollem Ernst und Ehrgeiz, ohne den erforderlichen Spaß für den Wettkampf zu vergessen. Wenn er ohne größere Verletzungen bleibt, wird er noch viele Jahre an der Spitze bleiben können. Dadurch, dass wir zur Zeit keinen dominierenden Spieler haben, wird es häufiger zum Wechsel an der Position eins in der Weltrangliste kommen. Die Zeit eines auf Dauer an der absoluten Weltspitze spielenden Golfers wie Tiger Woods es über Jahre geschafft hat, ist momentan nicht zu sehen.“

Ihre Karriere scheint endlos, alterslos - begleitet von Erfolgen in den USA, zwei Major-Titeln beim US Masters und auf der Championstour der Senioren. Sie haben oft gesagt, dass Sie so lange als Profi Golf weiterspielen, wie Sie gesundbleiben. Ist es das einzige Kriterium?

Langer: „Wer von sich sagen kann, seinen beruflichen Traum verwirklicht zu haben - und das ist bei mir der Fall - sollte doch so lange es ihm körperlich und geistig möglich ist, diesen ausüben. Ich habe nach wie vor viel Freude am Golfsport und damit an meinem Beruf. Was die Reisen von Kontinent zu Kontinent betrifft, sind diese deutlich weniger geworden, seit ich auf der Champions Tour spiele. Meine Familie hat mich bis zum heutigen Tag voll und ganz unterstützt. Also sehe ich noch keinen Grund aufzuhören.“