Major-Sieger Clarke: Sause in ganz Nordirland
Sandwich (dpa) - British-Open-Sieger Darren Clarke ist ein Schwergewicht unter den Golfprofis - und Genießer in allen Lebenslagen. Der 42-jährige Nordire sonnt sich nach dem Sieg in Sandwich im Glanz seines ersten Majors und kündigt eine „Festwoche“ in seiner Heimat an.
Mit der ganzen Wucht seines Körpers drückte Clarke erst seine Eltern Godfrey und Hettie und dann liebevoll seine Verlobte Alison Campbell an sich. Für einen kurzen Moment schien er - mit der Silbernen Rotweinkanne (Claret Jug) im Arm - seinen Triumph bei den 140. British Open und die ganze Welt um sich herum zu vergessen.
Aber dann fasste sich der bärige Genuss-Mensch wieder und kündigte vor tausenden tobender Fans für die „kommende Festwoche“ die nächste Riesensause in seinem nordirischen Heimatstädtchen Portrush an. „Ich bin sicher, die ganze Stadt wird wieder eine einzige Party sein. Ganz Nordirland ist eine kleine, aber feine verschworene Gemeinschaft, die ihre Sporthelden feiert. Sie werden sicher alle zu viel trinken. Wenn nicht, hoffe ich, dass sie es tun“, scherzte Clarke, ehe er im südenglischen Kent „ein Fass“ aufmachte und sich wie schon in der Schlussrunde eine dicke Zigarre gönnte.
Mit dem überraschenden Erfolg vor zwei Monaten auf Mallorca hatte Clarke aufhorchen lassen - inzwischen ist er mit 42 Jahren und 337 Tagen der älteste Golfer Europas, der je ein Major gewonnen hat. 14 Europa-Tour-Titel und zwei Ryder Cup-Siege hat das Schwergewicht in 21 schillernden Karrierejahren schon geholt, aber erst mit seinem ersten Major-Titel in Sandwich ist Clarke am Ende seiner Sehnsüchte: „Alles was ich erlebt, gemacht und getan habe, war es wert. Diese Trophäe im Arm bedeutet mir alles auf der Welt.“
Nach dem US-Open-Sieger von 2010, Graeme McDowell, und dessen erst 22 Jahre altem Nachfolger Rory McIlroy ist Clarke schon der dritte Nordire, der innerhalb der vergangenen zwölf Monate einen Grand Slam-Titel gewonnen hat. Alle drei gehören zum „Stall“ des Geschäftsführers der „International Sports-Managementgroup“, dem englischen „PR-Guru“ Andrew „Chubby“ Chandler.
Clarke hatte das Leben in Saus und Braus genossen mit schwersten Motorrädern und teuersten Limousinen. Er kenne „das Innere eines Ferraris genauso in- und auswendig wie eine kubanische Zigarre und den Boden eines mit Guinness gefüllten Bierglases“, schrieb die „Times“. Aber nach dem tragischen Tod seiner Frau Heather 2006 wurde es stiller um ihn. Der emotionale Ryder Cup-Sieg in Irland - sechs Wochen nach dem Verlust seiner Frau - hatte aus dem lauten „Zocker“ zwischenzeitlich einen eher leisen, nachdenklichen Profi gemacht.
Seine sieben Jahre ältere Verlobte Alison hatte er erst vor Monaten bei einem vom Kollegen McDowell eingefädelten „Blind Date“ kennengelernt. Die ehemalige „Miss Northern Ireland“ führt eine Model-Agentur in Belfast. „Alison ist ein 'good girl'“, sagte Clarkes Vater Godfrey. „Es ist viel leichter, besser Golf zu spielen, wenn die Familienangelegenheiten stimmen.“