McIlroy gewinnt 143. British Open - Kaymer 70.
Hoylake (dpa) - Erleichtert schaute Rory McIlroy nach dem Triumph bei der 143. British Open in den Himmel über Hoylake und umarmte danach seine vor Glück weinende Mutter Rosie.
Nordirlands Golfstar hatte dem riesigen Erwartungsdruck standgehalten und den dritten Major-Sieg seiner Karriere perfekt gemacht. Während tausende britischer Fans ihren erst 25 Jahre alten Helden auf den Tribünen rund um das 18. Grün des Royal Liverpool Golf Clubs mit Schlachtgesängen feierten, war US-Open-Champion Martin Kaymer (296) nach seinem enttäuschenden 70. Platz schon längst verschwunden.
McIlroy legte auf dem Dünenplatz an der Nordwestküste Englands einen Start-Ziel-Sieg hin und gewann mit einem Gesamtergebnis von 271 Schlägen vor dem starken Spanier Sergio Garcia und Rickie Fowler (beide 273) aus den USA, die sich den zweiten Platz teilten. Für den Sieg kassierte McIlroy 975 000 Pfund (1,22 Millionen Euro) Preisgeld und bekam die silberne Rotwein-Karaffe „Claret Jug“ als Trophäe überreicht. „Das fühlt sich unglaublich an“, sagte der Publikumsliebling stolz.
Tiger Woods (294) hatte mit dem Sieg in Hoylake genau wie Kaymer nichts zu tun. Der US-Superstar beendete das Turnier nur einen Rang besser als der Deutsche auf Rang 69. Titelverteidiger Phil Mickelson (283) aus den USA belegte den geteilten 23. Platz.
Für Kaymer war die Open Championship ein Turnier zum Vergessen. An den ersten beiden Tagen wurde sein Traum vom ersten Sieg eines deutschen Golfers vom Wind zerstört. Und zum Abschluss leistete sich der US-Open-Champion noch eine indiskutable 79er-Runde. „Diese Wochen hat man halt ab und an, dass man nicht ganz so vorne mitspielt“, sagte Kaymer, der trotzdem ganz entspannt wirkte. Bereits vor der Schlussrunde war ihm klar, dass er mit dem Sieg nichts mehr zu tun haben würde: 17 Schläge betrug sein Rückstand auf den späteren Champion McIlroy.
McIlroy, der mit sechs Schlägen Vorsprung auf seine härtesten Konkurrenten in die letzte Turnierrunde gestartet war, musste am Ende aber noch zittern. Bis auf zwei Schläge kamen die überragend spielenden Garcia und Fowler heran. Doch die 71er-Runde reichte dem „Celtic Tiger“ zum Sieg. „Heute war es alles andere als einfach. Ein paar Typen haben mich ganz schön gejagt. Ich musste mich total fokussieren und konzentrieren“, sagte ein überglücklicher McIlroy.
Bisher konnte der Golfprofi aus der nordirischen Kleinstadt Holywood zwei Major-Turniere gewinnen: 2011 die US Open und ein Jahr später die PGA Championship. McIlroy ist mit 25 Jahren der drittjüngste Spieler, der bei drei unterschiedlichen Major-Turnieren siegen konnte - nur US-Golf-Legende Jack Nicklaus und Tiger Woods waren mit 23 und 24 Jahren noch jünger. Diese Tatsache lässt McIlroys Triumph in einem noch helleren Licht erstrahlen. „Drei der vier Majors zu gewinnen, ist schon eine ziemlich gute Leistung“, schwärmte McIlroy.
Auch für seinen Vater Gerry und drei seiner Freunde war am Sonntag Zahltag. Das Quartett hatte vor zehn Jahren bei einem Buchmacher eine Wette über 400 Pfund platziert, dass Rory bis 2014 den Titel bei den British Open holt. Der Gewinn: 200 000 Pfund.
Für Tiger Woods dagegen verlief das Turnier an der Nordwestküste Englands alles andere als gut. Nach Runden von 69, 77, 73 und 75 Schlägen beendete der 14-maligen Major-Sieger die Open Championship auf einem enttäuschenden 69. Rang. Für den 38-jährigen Kalifornier war die British Open das erste große Test nach seiner Rückenoperation vor knapp vier Monaten. In den nächsten Turnieren braucht der US-Star dringend gute Ergebnisse, damit er sich noch für die lukrativen FedExCup-Playoffs qualifiziert.
Woods war 2006 der letzte Golfer, der hier im Royal Liverpool die „Claret Jug“ bei einer British Open entgegen nehmen durfte. Mit dem gereiften McIlroy hat er jetzt einen würdigen Nachfolger.