Ratloser Kaymer ohne Masters-Plan - Langer gefragt

Augusta (dpa) - Die Ratlosigkeit des besten Golfprofis der Welt klang wie ein Schrei nach Hilfe. „Es gibt kein realistisches Spielkonzept. Ich weiß tatsächlich nicht, wie ich diesen Platz spielen soll“, sagte Martin Kaymer nach seiner desaströsen 78er Auftakt-Runde beim US-Masters in Augusta.

„Ich kann eine, eineinhalb oder auch zwei Stunden darüber grübeln, aber ich finde nicht wirklich eine Lösung.“ Kaymers niederschmetterndes Fazit klang wie eine Kapitulation vor sich selbst. Im Moment der Frustration gelang es ihm nicht, die Leichtigkeit zurückzugewinnen, die ihn im atemberaubenden Tempo auf den Thron im Ranking katapultiert hatte - vorbei an den US-Stars Tiger Woods, Phil Mickelson und dem von ihm abgelösten Spitzenreiter Briten Lee Westwood.

„Vielleicht sollte ich mich später mit Bernhard Langer zusammensetzten und ihn fragen. Ich glaube, ich kann nur von ihm einen guten Ratschlag bekommen“, meinte der 26-Jährige aus Mettmann zur Ultima Ratio des stillen deutschen Alt-Stars. Bisher ist Kaymer ohne große Rückschläge mit unerschütterlichem Selbstvertrauen immer nur nach oben marschiert.

Die in der Branchenordnung auf Rang zwei bis fünf geführten Westwood, Mickelson, Luke Donald (England), Graeme McDowell und Tiger Woods könnten Kaymer bei bestimmten Konditionen mit einem Masters-Sieg wieder vom Thron stoßen. Nur mit einem kleinen Wunder an der Magnolia Lane kann Kaymer das noch verhindern.

Seine Masters-Ergebnisse sprechen dagegen: 78 Zähler waren das höchste Ergebnis für 18 Löcher auf dem Par 72-Kurs in Georgia, das der Weltranglisten-Erste bei seinem vierten Masters-Start im Augusta International GC gespielt hat. Bei den sechs Versuchen zuvor hat Kaymer lediglich einmal an der Magnolia Lane das Par 72 gebrochen, aber nie eine Runde in den Sechzigern geschafft.

Aber nach dem kapitalen Einbruch nagen Zweifel. Natürlich ist der zweimalige Mastersieger Langer gern gefragt. Er begleitet seit Jahren Kaymer aus der Distanz und sagte noch am Mittwoch: „Warum soll Martin nicht in Augusta gewinnen. Er hat das Zeug dazu. Ich weiß gar nicht, warum er nicht schon längst das Major gewonnen hat.“

Langer ist bekanntermaßen ein großer Fan seines „Nachfolgers“ und steht Gewehr bei Fuß. Der 53-Jährige musste auf seinen 26. Masters-Start in Serie verzichten, weil er unter den Folgen einer Daumenoperation leidet - ist aber zur Beratung vor Ort. Um das Aus beim ersten Major der Saison zu vermeiden, muss Kaymer mindestens den 44. Rang nach zwei Runden belegen - oder nicht mehr als zehn Schläge auf der Scorecard haben als der Spitzenreiter nach zwei Runden.

Beste Aussichten auf seinen ersten Major-Titel hat vor allem der erst 21 Jahre alte Nordire Rory McIlroy (65). Ironie des Schicksals: Ausgerechnet einer von Kaymers besten Kumpels auf der Tour, Spaniens Weitenjäger Alvaro Quiros, teilte sich nach der ersten Runde die Führung bei dem 7,5 Millionen-Dollar-Spektakel mit McIlroy. Die Südkoeraner Koreaner Y.E. Yang und K.J. Choi lagen mit je 67 Schlägen auf Rang drei. Der top-gewettete Titelverteidiger Mickelson (70) und der viermalige Masters-Sieger Woods (71) lagen auf der Lauer.