Traumstart für McIlroy - Lektion für Kaymer
Bethesda/Maryland (dpa) - Nordirlands Golfstar Rory McIlroy hat mit einem Traumstart bei der 111. US Open den derzeit besten Spielern der Welt um Martin Kaymer eine Lektion erteilt.
Der 22-Jährige aus Holywood zauberte am Donnerstag eine fehlerlose 65er Runde auf den Par 71-Kurs im Congressional Country Club von Bethesda/Maryland und stempelte den Giganten-Flight mit dem Weltranglisten-Dritten Kaymer (74 Schläge), Branchenführer Luke Donald (74) und dessen Verfolger Lee Westwood (75) zu Statisten.
Rang zwei teilten sich der Südkoreaner Y.E. Yang und US Masters-Champion Charl Schwartzel (Südafrika) mit je 68 Schlägen. Titelverteidiger Graeme McDowell (70/Nordirland) belegte zusammen mit 11 Konkurrenten Rang zehn, während sich Kaymer gemeinsam mit 22 Spielern auf Platz 62 im Mittelfeld wiederfand.
In Abwesenheit des verletzten Tiger Woods, der erstmals seit 1994 nicht dabei ist, spielten US-Topfavorit Phil Mickelson (74) sowie das deutsche Duo Alexander Cejka (75) und Marcel Siem (79) zumindest zum Auftakt des mit 7,5 Millionen Dollar dotierten Grand Slams auf dem Hügelkurs in dem Vorort von Washington auch keine Rolle.
„Luke, Lee und ich haben uns auf der Runde gut verstanden und auch mit meinem neuen Caddie Chris Donald hat es schon ganz gut geklappt. Wenn mir Fehler unterliefen, war ich selbst schuld. Chris hat mir erstaunlicherweise immer den richtigen Schläger gegeben“, sagte Kaymer nach dem vermasselten Start mit sechs Bogeys und nur drei Birdies. Pikanterweise hatte Kaymer den Bruder von Luke Donald als Caddie direkt vor dem 2. Major des Jahres verpflichtet und den 39-Jährigen in diese Vertrauensposition gehoben.
Die Feinabstimmung stimmte bei Kaymers kurzem Spiel um die Grüns allerdings nicht. Aber auch Donald und Westwood hatten mit den engen Spielbahnen und den schnellen Grüns auf dem rund 6900 Meter langen Kurs ihre liebe Mühe. Der 33-jährige Donald gilt als Meister des kurzen Spiels, während Westwood mit 37 Jahren das Image des besten Matchplayspielers im Kampf Mann gegen Mann verkörpert.
McIlroy strahlte nach seinem Paukenschlag mit verschmitztem Lächeln. „Ich freue mich riesig auf Runde zwei. Ich fühle mich auf dem Kurs wie zu Hause. Die Abschläge passten, das Spiel mit den Eisen war gut. Wenn Du diese Kombination schaffst, geht alles fast wie von selbst“, meinte der Youngster, der aber auch Erinnerungen an schlechte Zeiten weckte: Bei drei der vergangenen vier Major-Turniere lag McIlroy jeweils nach der ersten Runde in Führung - und versagte.
Bei der British Open 2010 begann die unheilvolle Serie, als der derzeitige Weltranglisten-Achte mit einer grandiosen 63er Runde das Major eröffnete - und mit einer 80 am zweiten Tag abstürzte. Viel schlimmer aber erwischte es den Lockenkopf beim US Masters: In Runde vier führte er neun Löcher vor Schluss in Augusta, ehe er mit einer Bogey-Serie völlig einbrach und noch 80 Schläge notierte.
Offenbar aber hat der Profi mit dem unverkennbar wippenden Gang dies alles weggesteckt. „Vielleicht habe ich nur ein kurzes Gedächtnis. Neulich hat Jack Nicklaus gedroht, mir in den Hintern zu treten, wenn das noch einmal passiert“, erzählte McIlroy vom „Golden Bear“, der allein vier Mal die US Open gewann und die Major-Statistik mit 18 Titeln vor Woods (14) anführt.