Unzufriedener Tiger Woods legt Wettkampfpause ein
Washington (dpa) - Die letzten Runden auf dem Golfplatz waren für Tiger Woods erniedrigend. Erst spielte er wie ein Anfänger, dann musste er unter den Augen Hunderter Fans erneut verletzt und enttäuscht aufgeben.
Damit soll nun Schluss sein.
Die ehemalige Nummer eins der Welt legt eine Wettkampfpause ein - auf unbestimmte Zeit. Diese Entscheidung gab der Kalifornier auf seiner Homepage bekannt. „Mein Spiel, meine Ergebnisse sind für Turnier-Golf nicht akzeptabel“, begründete er die Pause. Er werde die Zeit intensiv nutzen, an seinem Spiel zu arbeiten.
„Ich werde alles tun, zum Höhepunkt meines Spiels zurückzufinden“, betonte der 14-malige Majorsieger. Das wird ein weiter Weg, denn inzwischen ist er auf Platz 62 im Welt-Ranking abgerutscht - so schlecht war er zuletzt vor seinem ersten Major-Sieg 1997. Und damals war er jung und fit. Die Frage ist: Wird Woods jemals wieder zu der Form zurückfinden, die ihn eine so große Dominanz ausstrahlen ließ, dass die Konkurrenten in entscheidenden Runden reihenweise einbrachen.
In dem neuen Statement heißt es, die Probleme am Wochenende in San Diego hätten nichts mit der Rücken-Operation im vergangenen März zu tun. Sie kämen von der Gesäßmuskulatur und würden bei physiotherapeutischer Behandlung von Tag zu Tag besser.
Woods ist bekannt dafür, dass er Stunden im Kraftraum verbringt, besessen auf der Range Bälle heraushaut und zu Hause auf seiner eigens eingerichteten Puttinganlage nichts dem Zufall überlässt. Er hat schon öfter in seiner Karriere gesundheitliche Rückschläge wie gerissene Kreuzbänder und Achillessehnenprobleme überwunden. Mit 39 Jahren sendet sein Körper nun unüberhörbare Signale. Ständig zwickt es woanders.
Mut wird dem amerikanischen Golfidol sicher seine neun Jahre jüngere Freundin Lindsey Vonn zusprechen, die nach zwei Kreuzbandrissen zurück zu alter Leistungsstärke im Ski-Zirkus fand. Auch wenn die Rekord-Weltcupsiegerin bei der Heim-WM im US-Bundesstaat Colorado bisher ihre gesteckten Gold-Ziele verfehlte.
Verständnisvoll reagieren Kollegen auf den befristeten Rückzug des TV-Lieblings und Quotenbringers. Der Südafrikaner Ernie Els, der Woods am längsten von allen PGA-Spielern kennt, kann die Entscheidung gut nachvollziehen. „Wir sind zwar Konkurrenten, aber wir wollen niemanden so leiden sehen“, sagte Els, der so oft wie kein anderer hinter Woods Zweiter wurde. „Wir müssen unsere Sachen vor Publikum tun. Es ist egal, ob es Tiger Woods, Ernie Els oder sonstjemand ist. Wenn du einen Fehler in deinem Spiel hast, bist du dem gnadenlos ausgesetzt“, sagte der Majorsieger.
Dies bestätigte der „Tiger“ in seiner Erklärung: „Mein Spiel, meine Ergebnisse sind für Turnier-Golf nicht hinnehmbar.“ Bei den Phoenix Open hatte er zuletzt mit 11 über Par die schlechteste Runde seiner Profi-Karriere gespielt.
Den Zeitpunkt für eine Rückkehr auf die Tour ließ er bewusst offen. Er werde zurückkommen, „wenn ich denke, dass ich bereit dafür bin.“ Ende des Monats steht die Honda Classic in seiner Heimatstadt an, ob er mitmacht, ist ungewiss. Nur, um mitzuspielen, wird er in Zukunft auf keinen Fall dabei sein.
Seine Ziele sind ehrgeiziger: Die Bilanz von 79 PGA-Turniersiegen und 14 Majorerfolgen reicht ihm nicht. Seinen letzten Turniersieg fuhr er 2013 bei der WGC-Bridgestone Invitational ein, sein letztes Major gewann er 2008 bei der US Open. Ob er jemals den Rekord von Jack Nicklaus mit 18 Triumphen erreichen wird, entscheidet vor allem sein Körper.