Kritik an Sportförderung Hambüchen: Athleten-Meinung wird unter den Tisch gekehrt

Berlin (dpa) - Turn-Olympiasieger Fabian Hambüchen hat die Führung des deutschen Sports heftig angegriffen und vor allem die bessere Akzeptanz mündiger Athleten eingefordert.

Foto: dpa

Er habe schon immer kritisiert, dass Athleten zu wenig wahrgenommen werden. „Wir sind die Protagonisten - und wir dürfen eine Meinung haben. Die wird nur gern unter den Tisch gekehrt“, unterstrich er seine Kritik in einem Interview des Portals „Sportbuzzer“.

Zwei Tage vor seinem 30. Geburtstag mahnte er vor allem mehr Förderung des sportlichen Nachwuchses an. „In der Nachwuchsarbeit muss mehr gemacht werden. Die Frage ist nur, wer sich zuständig fühlt. Der Verband? Das Bundesinnenministerium? Der DOSB? Es fehlt an vielen Stellen an Struktur“, sagte der Reck-Champion von Rio de Janeiro. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur bekräftigte er seine Aussagen.

Am meisten leiden nach seiner Auffassung kleinere Standorte an der zunehmenden Zentralisierung im deutschen Sport, die durch das neue Förderkonzept fixiert werden soll. Hambüchen verließ sich in den Jahren seiner Karriere immer auf seinen „Familien-Clan“ als Haupt-Unterstützer und schloss sich nie einer Sportfördergruppe der Bundeswehr oder der Bundespolizei an, um am Heimatstandort Wetzlar trainieren zu können. „Nicht alle Athleten können zu den großen Stützpunkten wechseln. Einige hören deswegen mit dem Sport auf“, analysierte er. „Wer in Stuttgart studiert und sein Umfeld hat, soll nach Hamburg wechseln, weil er sonst keine Förderung mehr bekommt? Das kann nicht sein!“

Seine grundsätzlichen Gedanken über den deutschen Sport legt der Turn-Star in seinem zweiten Buch „Den Absprung wagen“ dar, das Montag erstmals im Buchhandel erschien. Stets hatte Hambüchen angekündigt, sich auch nach der internationalen Karriere für die Interessen der Sportler einzusetzen. So kann er sich eine Mitarbeit im neuen Verein „Athleten Deutschland“ vorstellen. „Ich bin offen für Gespräche“, sagte er.

Auch im Deutschen Turner-Bund könnte sich Hambüchen eine Funktion vorstellen. Gespräche mit Alfons Hölzl, dem DTB-Präsidenten, stehen an. „Wir wollen überlegen, ob es Möglichkeiten zur Zusammenarbeit gibt, ob auf Funktionärsebene oder als Trainer“, sagte Hambüchen.