Absageflut vor EM: Roggisch für kleine Liga und Playoffs
Hamburg (dpa) - Oliver Roggisch hat sich nach der Absageflut vor der Handball-EM in Polen für eine Reduzierung der Bundesliga ausgesprochen.
„Es gibt die Möglichkeit, die Liga zu verkleinern“, sagte der Teammanager der deutschen Männer-Nationalmannschaft dem „Mannheimer Morgen“. Das Programm der Champions-League-Starter THW Kiel, SG Flensburg-Handewitt und der Rhein-Neckar Löwen sei knallhart, die Belastung viel zu hoch.
„Wenn man jetzt die ganzen Verletzten bei Kiel und den Löwen sieht, ist es an der Zeit, Dinge zu verändern und Lösungen zu erarbeiten, um die Topspieler zu entlasten“, betonte der frühere Nationalspieler. Im Gegenzug votiert er im Sinne der nicht im Europapokal vertretenen Clubs für die Einführung von Playoffs um den Klassenverbleib.
„Dann hätten die Vereine aus der unteren Tabellenregion auch keine finanziellen Einbußen, weil ihnen bei Playoffs trotz reduzierter Liga keine Heimspiele verloren gingen. Und die Topclubs würden auf diese Weise entlastet“, erklärte der 37-Jährige, der auch Teammanager des Bundesliga-Spitzenreiters Rhein-Neckar Löwen ist. Eine Reduzierung der Champions League hält er kaum für umsetzbar. Da zudem die Belastung in anderen Ländern weniger hoch liege, sei dies ein deutsches Problem: „Deswegen sollten wir schauen, ob wir nicht eine nationale Lösung wie eben die Verkleinerung der Bundesliga finden.“
Deutschlands Handballer müssen bei der Europameisterschaft ab 15. Januar diverse Leistungsträger ersetzen. Kapitän Uwe Gensheimer, Paul Drux, Patrick Groetzki, Patrick Wiencek und Michael Allendorf fallen verletzt aus. Dennoch will Bundestrainer Dagur Sigurdsson die massiven Ausfällen nicht in den Mittelpunkt stellen. „Vielleicht bin ich naiv oder ein bisschen übermotiviert: Aber es hilft mir doch nicht, jetzt groß rumzujammern“, sagte er der „Welt“ (Dienstag): „Wir müssen diese Verletztenmisere wie Männer annehmen und uns volle Pulle auf die Spieler konzentrieren, die bei der EM spielen können.“
Deutschland trifft in der Vorrundengruppe C auf Spanien, Schweden und Slowenien. „Ich glaube, dass wir gegen alle Gegner in der Vorrunde gute Chancen haben zu gewinnen. Wir können gegen jeden Gegner der Welt bestehen“, gibt sich Sigurdsson kämpferisch. „Wenn wir einen guten Rhythmus finden, geht vieles von allein. Aber im Handball ist es eben immer eng in solchen Spielen.“
Die Deutschen, die nach ihrem WM-Gold 2007 schwere Zeiten durchgemacht haben, sieht Sigurdsson auf dem Weg zurück zu alter Stärke: „Ich bin der Meinung, dass wir auf dem Weg sind, eine Mannschaft zu bauen, die die nächsten acht bis zehn Jahre zusammenhalten wird und eine neue Ära begründen kann.“