50 starke Minuten reichen nicht

Beim 31:32 in Göppingen war der Bergische HC ganz nahe dran am ersten Auswärtssieg.

Wuppertal. Die Handballer von Erstligaaufsteiger Bergischer HC warten auswärts weiter auf ein Erfolgserlebnis. 50 gute Minuten reichten in Göppingen nicht. Am Ende zog der Außenseiter mit 31:32 (16:16) den Kürzeren.

16 Minuten und 36 Sekunden sind gespielt in der Göppinger Hohenstaufenhalle, als Alexander Oelze zur Tat schreitet. Es steht 9:9. BHC-Spielmacher Henrik Knudsen hat einen umstrittenen Siebenmeter plus Zweiminutenstrafe gegen Frisch Auf!-Torjäger Lobedank herausgeholt. Das gefällt den 4500 in der Halle überhaupt nicht. Genauso wenig wie Tatsache, dass die Bergischen bislang die bessere Mannschaft sind, vier Minuten zuvor sogar mit 9:6 geführt hatten.

Seinen ersten Strafwurf hat Spezialist Oelze bereits sicher versenkt. Ein trockener Aufsetzer ins untere linke Eck. Diesmal versucht es der Mann mit dem großen Wurf-repertoire mit einem Leger. Mittig, Kopfhöhe. Doch Oelze zielt zu ungenau. Der Ball streift Göppingens Keeper Bastian Rutschmann an der Schläfe und verfehlt das Tor. Jubel auf den Rängen und Proteste von Rutschmann, der einen Kopftreffer reklamiert. Die Schiedsrichter sehen das genauso und zücken Rot gegen Oelze. Mit einem Schulterzucken quittiert BHC-Trainer HaDe Schmitz die Entscheidung. Da gibt es wohl auch nicht viel zu diskutieren. So ist die Regel, um die Torhüter zu schützen. Rutschmann hatte den Kopf kaum bewegt, Oelzes Wurf war zwar nicht fest und sicher nicht absichtlich, aber das spielt keine Rolle.

Der BHC ist schon in der Anfangsphase dezimiert. Auf vier Verletzte hatte man ohnehin verzichten müssen, jetzt bricht ein weiterer Akteur weg. Die Mannschaft muss 43 Minuten mit neun Feldspielern auskommen. Eine Hypothek, die gegen den Europapokalsieger mit seinem 14er-Kader kaum zu kompensieren ist.

Oder etwa doch? Das Häuflein der Aufrechten schlägt sich jedenfalls weiter prächtig. Mit Leidenschaft und Cleverness fighten die „Löwen“, die drei Tage zuvor im DHB-Pokal noch so sang- und klanglos eingegangen waren. Im Angriff abgezockt, in der Deckung bärenstark und mit vollem Körpereinsatz. Das Göppinger Starensemble mit vier deutschen Nationalspielern und weiteren internationalen Topstars findet kaum eine Lücke. Nicht einmal in Überzahl. Lediglich Göppingens Halbrechter Lobedank, der bis zur Pause acht von 16 Treffern erzielt, ist kaum zu stoppen.

Beim BHC drückt Linksaußen Jens Reinarz dem ersten Durchgang seinen Stempel auf. Er ist auch derjenige, der in die Bresche springt und anstelle von Oelze die Siebenmeter wirft. Zwei verwandelt er bis zur Pause, hinzu kommen vier Feldtreffer von Außen oder als Einläufer vom Kreis.

Den Start in die zweite Halbzeit erwischt der BHC optimal: 21:18 führt der Underdog nach 36 Minuten. Die „Hölle Süd“ köchelt nur noch auf kleiner Flamme, der Außenseiter schnuppert am Sieg.

Als Knudsen und Co. aber einige gute Chancen auslassen, macht sich mehr und mehr die Breite und individuelle Klasse des Göppinger Kaders bemerkbar. Bei den Hausherren sorgen erst Pavel Horak (sechs Tore nach der Pause) und der eingewechselte Momir Rnic (drei Treffer in Folge) für einen 14:6-Lauf und eine vorentscheidende 32:27-Führung (58.). Hinzu kommt, dass Frisch Auf!-Keeper Rutschmann einen weit besseren Tag erwischt hat als die Kollegen Mario Huhnstock und Jan Stochl auf Seiten des BHC.