Handball-Bundesliga BHC will Flensburgs Probleme nutzen
Wuppertal/Düsseldorf · Handballer haben am Donnerstag den Meister in Düsseldorf zu Gast. Dort warten sie auf den ersten Sieg.
Wenn der Bergische HC gegen den Deutschen Meister spielt, ist das immer etwas Besonderes. „Natürlich freuen wir uns auf Donnerstag“, sagt Trainer Sebastian Hinze vor der Partie gegen den amtierenden Titelträger SG Flensburg-Handewitt am kommenden Donnerstag um 19 Uhr im Düsseldorfer ISS Dome. Euphorie wie sie im Juni an gleicher Stelle auf beiden Seiten aufgekommen war, will angesichts der Konstellation allerdings nicht aufkommen. Damals war es das letzte Saisonspiel, für Flensburg ging es um die Meisterschaft, für den BHC noch um Europa, was 10 000 Zuschauer anlockte. Jetzt ist der BHC Zehnter, Flensburg bleibt als neuer Tabellenzweiter nach dem 29:23 im Verfolgerduell gegen Magdeburg immerhin dran an Spitzenreiter Kiel. Auch aufgrund des fanunfreundlichen Werktagabends, der unabdingbar war, weil die Champions-League vorgeht (Flensburg spielt am Samstag in Zagreb), waren bis Montag „nur“ rund 3100 Karten verkauft.
Das ändert allerdings nichts daran, dass Flensburg ein hochattraktiver Gegner ist. Der schwedische Mittelmann Jim Gottfridsson kann Spiele allein entscheiden, Holger Glandorf bürgt seit mehr als einem Jahrzehnt für Qualität aus dem Rückraum, die bei den Norddeutschen auch daneben in Masse vorhanden ist. Kreisläufer Johannes Golla überzeugte im deutschen EM-Team, Benjamin Buric ist ein Torhüter der Extraklasse, zeigte das zuletzt am Sonntag gegen Magdeburg mit 41 Prozent gehaltenen Bällen.
Flensburg muss ohne BHC-Schreck Röd auskommen
Dennoch ist die Aussicht des BHC, zum ersten Mal seit 2015 Zählbares aus dem Duell David gegen Goliath zu holen, vielleicht gar nicht so schlecht. Flensburg hat Probleme im rechten Rückraum. Magnus Röd, der dem BHC stets große Probleme bereitet hatte, ist seit der EM verletzt, Rechtsaußen Marius Steinhauser verletzte sich gegen Magdeburg.
So ließ Trainer Maik Machulla gegen Magdeburg drei Rechtshänder im Rückraum spielen, was allerdings ganz gut funktionierte. „Das ändert für sie das Angriffsspiel, für uns aber auch das Abwehrspiel etwas“, sagt Sebastian Hinze und ist vorsichtig, es vorab als Vorteil für sein Team zu werten. In erster Linie gelte es die überragende Spielsteuerung von Gottfridsson und Goran Johannesson effektiv zu stören, selbst eine außergewöhnliche Torhüterleistung zu zeigen und dann vor allem besser in die Partie hineinzukommen als beim 24:27 gegen Wetzlar am Samstag. Auch wenn man in der ersten Halbzeit danach zweimal im Führung gegangen sei, habe er das Gefühl gehabt, dass seine Mannschaft 60 Minuten lang auf der Suche nach sich selbst gewesen sei. „Da gab es eine Phase, in der auch Wetzlar viele Fehler gemacht hat, die wir aber nicht bestraft haben“, so Rückraum-Shooter Fabian Gutbrod. Nach der Pause habe Wetzlar dem BHC dann kaum noch Gelegenheiten zum Konterspiel gegeben.
„Gegen Flensburg, das wissen alle, müssen wir schon eine optimale Leistung abrufen, um etwas holen zu können“, so Gutbrod. Genau das sei wie immer das Ziel. Hinzu kommt, dass der BHC bei inzwischen fünf Partien in Düsseldorf noch auf die ersten Punkte wartet und diesen Bann brechen will.
Dass Flensburg nicht unschlagbar ist, hatte man im Juni gesehen, als der Gast nach einer BHC-Aufholjagd unter anderem mit sechs Gutbrod-Toren kurz vor Schluss noch in Not geriet, aus der er sich dann aber noch zum 27:24 befreite - unterstützt von vielen eigenen Fans auf den Rängen. Darauf können sie diesmal nicht bauen.