Nach Kiel fahren und genießen
Der Bergische HC ist beim Rekordmeister am Sonntag nur krasser Außenseiter und kann unbelastet aufspielen.
Wuppertal. Für einen Handballer gibt es kaum ein größeres Erlebnis, als einmal in der legendären Ostseehalle (inzwischen Sparkassen-Arena) gegen den THW Kiel aufzulaufen. Jahrelang hat man auch im Bergischen davon geträumt und es mit dem Sprung in die 1. Liga nun tatsächlich geschafft. Am Sonntag um 17.30 Uhr gastiert der BHC beim THW.
„Da fahren wir hin und wollen Spaß haben und genießen“, sagt BHC-Trainer HaDe Schmitz nach dem erhofften Liga-Auftakt mit 2:2-Punkten.
Zu locker darf man gegen die Kieler aber auf keinen Fall zu Werke gehen, denn dann droht ein Debakel. Die Auftaktergebnisse des THW waren beeindruckend: 35:21 gegen die ambitionierten Flensburger, 38:20 bei Aufsteiger Hüttenberg und Mittwochabend 28:20 gegen Europapokalsieger Frisch Auf Göppingen.
„Phasenweise war ich mit dem Spiel meiner Mannschaft einigermaßen zufrieden. Wir haben aber noch großes Steigerungspotenzial“, kommentierte THW-Trainer Alfred Gislason den Erfolg, der vor allem dank einer starken Abwehrleistung so deutlich ausfiel. Nur 28 erzielte Treffer zeigten allerdings, wie viel Luft nach oben das internationale Starensemble um Torwart Thierry Omeyer, Kreisläufer Marcus Ahlm, Daniel Narcisse, Filip Jicha, Kim Andersson, Momir Ilic und Dominik Klein noch besitzt. Weitere Weltklasseleute wie Christian Zeitz (Schulterprobleme) und Christian Sprenger (Oberschenkelzerrung) pausierten zudem noch.
Ein BHC-Spieler, der bestens Bescheid weiß, was da auf die Bergischen zurollt, ist Hendrik Pekeler. Der BHC-Kreisläufer war als Jugendlicher vom THW verpflichtet, dann aber wegen seines nicht professionellen Lebenswandels wieder aussortiert worden. Zehn Minuten durfte Pekeler beim Heimsieg gegen Melsungen im Dezember 2009 spielen. Zu mehr kam es nicht.
„Ich will in Kiel unbedingt ein gutes Spiel abliefern und allen zeigen, dass ich doch noch die Kurve bekommen habe“, sagt der Juniorenweltmeister, der in der vergangenen Woche wegen eines Magen-Darm-Infekts sieben Kilo Körpergewicht verloren hatte („Ich konnte weder essen noch trinken“), sich seit dem Wochenende aber schon wieder fünf Kilo angefuttert hat.
Mitspielen durfte in Pekeler in Kiel nur einmal. Zuschauen dafür sehr oft. Er kennt das Rezept, wie man sich als Underdog so teuer wie möglich verkaufen kann.
„Man muss in der Abwehr wahnsinnig kämpfen und im Angriff extrem lange spielen, um den THW gar nicht erst zu seinem Tempospiel kommen zu lassen“, weiß „Peke“ und verweist auf den überraschenden Punktgewinn von Dormagen vor drei Jahren — das Paradebeispiel für alle THW-Herausforderer. Die Frage, auf welchen Spieler des THW man besonders aufpassen muss, stellt sich für Pekeler nicht. „Egal, wer bei denen auf dem Platz steht. Von denen ist jeder in der Lage, uns zehn Tore reinzuwerfen“, weiß der 20-Jährige, der aber trotz dieser Warnung aber keine Spaßbremse sein will.