BHC-Zugang Uros Vilovski: Aus der Wüste ins grüne Bergische

BHC-Zugang Uros Vilovski spielte zuletzt in Doha und freut sich auf die Herausforderung der Handball-Bundesliga.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. „Warten zwei Minuten“, sagt Uros Vilovski in Deutsch auf die Frage des Reporters nach einem kurzen Interview. Erst muss sich der neue BHC-Kreisläufer nach dem anstrengenden Leistungstest an der Bergischen Universität (wir berichteten) noch schnell umziehen. Den ersten indirekten Test hat der Serbe, der auch die ungarische Staatsbürgerschaft besitzt, mit seiner Antwort quasi schon bestanden. Größere Verständnis- und Eingewöhnungsprobleme muss der Handball-Bundesligist bei Vilovski offenbar nicht befürchten, zumal mit dem künftigen Sportlichen Leiter Viktor Szilágyi ja ein Übersetzer da ist, der mit seinen ungarischen Sprachkenntnissen vorerst gerne aushilft. „Zwei, drei, vier Monate“, antwortet Vilovski später lächelnd auch ohne Szilágyis Hilfe auf die Frage, wie schnell er denn Deutsch lernen werde. Eine Lehrerin soll helfen.

Die hat der zweite BHC-Zugang, Tomas Babak, nicht mehr nötig. Nach drei Jahren beim TSV St. Otmar St. Gallen in der Schweiz spricht der tschechische Nationalspieler sehr gut Deutsch. Gemeinsam haben beide den Wunsch, mal in der stärksten Handball-Liga der Welt zu spielen, den Sie sich nun beim BHC erfüllen.

Mit Babak waren sich die Bergischen schon im November bei einem Besuch in St. Gallen einig geworden. Schließlich war damals schon absehbar, dass nach der Saison ein Nachfolger für Regisseur Viktor Szilágyi gesucht würde. Große Fußstapfen, wie auch der 22-Jährige weiß. „Ich werde mein Bestes geben und will hier den nächsten Schritt in meiner Karriere machen“, sagt er. Einen der künftigen BHC-Kollegen hat er kürzlich schon in der WM-Qualifikation kennengelernt: Ace Jonovski. „Ein sehr starker Abwehrspieler, ich musste ja direkt gegen ihn spielen“, meint Babak, der mit den Tschechen gegen die Mazedonier nach einem hohen Hinspielsieg im Rückspiel das WM-Ticket noch aus der Hand gegeben hatte. Zeit, miteinander zu sprechen, sei damals aber nicht gewesen.

Ihre neuen Mitspieler sahen Vilovski und Babak komplett erst am Donnerstag beim ersten gemeinsamen Training. Helfen beim Kennenlernen soll auch das Trainingslager in den Niederlanden vom 24. bis 30. Juli. „Danach beziehe ich in Wuppertal meine eigene Wohnung und hole Freundin Kristina nach“, erklärt Babak.

Wie Vilovski, der dann eine Wohnung in Solingen erhalten wird, lebt er derzeit noch im Hotel. Seine Frau und Töchter (sieben und neun Jahre) werden übrigens in Ungarn bleiben, wo sie leben, seit Vilovski 2008 bei Champions-League-Teilnehmer Vezprem anheuerte. „Die Mädchen gehen dort zur Schule“, begründet er, nun mit Hilfe von Übersetzer Szilágyi, warum sie mit der Mama trotz seines Zwei-Jahres-Vertrags beim BHC gut 1000-Flugkilometer von ihrem Papa entfernt ihren Lebensmittelpunkt behalten werden.

Das vergangene Jahr war ohnehin tubulent für Vilovski. Erst der Wechsel zum rumänischen Club Baia Mare, wo der BHC nebenbei auch auf ihn aufmerksam wurde, als er den im Herbst geholten Mittelmann Inal Aflitulin in zahllosen Videosequenzen beobachtete. Auch Vilovski zog aus den Zahlungsschwierigkeiten der Rumänen dann Konsequenzen, ging für ein halbes Jahr nach Doha in Katar. „Das Land wollte ich ohnehin mal kennenlernen, eine tolle Erfahrung“, sagt der 1,93-Meter-Mann, der aber nun froh ist, in der Bundesliga eine längere Verpflichtung gefunden zu haben. Er wirkt jünger als seine 32 Jahre es auszusagen scheinen, ist in seiner bisherigen Karriere von schweren Verletzungen weitgehend verschont geblieben.

Der Plan von Trainer Sebastian Hinze ist, Vilovski, der Nachfolger von Max Weiss am Kreis und in der Abwehr ist, zu 60 Prozent in der Deckung und zu 40 Prozent im Angriff einzusetzen. Dort soll der junge Moritz Preuss künftig mehr Spielanteile erhalten. Hinze nennt den Serben eine Verstärkung.

„Ich habe bisher stets Abwehr und Angriff gespielt“, sieht Vilovski auch in diesem Bereich keine Anpassungsschwierigkeiten. Er wolle der Mannschaft helfen, sich in der ersten Bundesliga weiter zu stabilisieren“, lässt er Szilágyi übersetzen. Und die ersten Eindrücke aus der Bergischen Umgebung? „Sehr grün, sehr viel Wald“, meint der Selbe augenzwinkernd. Das ist nach seinem Engagement in der Wüstenmetropole Doha wohl die größte Umstellung für den erfahrenen Handballer.