Brand wird DHB-Manager - Abrechnung mit Bundesliga
Kamen (dpa) - Der Bundestrainer geht, Heiner Brand bleibt: Als Manager im Deutschen Handballbund (DHB) wird der „Handball-Kaiser“ künftig die Geschicke seiner Sportart bestimmen.
Nach Abschluss der EM-Qualifikation wird der 58-jährige Gummersbacher zum 30. Juni seinen Posten als Bundestrainer abgeben und ab 1. Juli in die Verbandszentrale wechseln. Vorher hat er schon einmal mit der Bundesliga abgerechnet.
Vorerst bis 2015 soll Brand sich unter anderem darum bemühen, dass der Nachwuchs schneller und besser an internationales Topniveau geführt wird. Zudem soll sich der Spieler- und Trainer-Weltmeister auch um Sponsorenbetreuung kümmern. „Wichtig ist mir, dass es nicht meine Aufgabe oder mein Wille ist, in die Belange des neuen Bundestrainers hereinzureden“, stellte Brand auf einer Pressekonferenz in der Sportschule Kaiserau klar.
Der Nachfolger soll noch im Juni bekanntgegeben werden, sagte DHB-Präsident Ulrich Strombach. „Wir sind sehr froh darüber, dass es uns gelungen ist, Heiner Brand zu halten. Zwar nicht als Bundestrainer, aber als Handball-Manager. Das ist vorerst der Arbeitstitel“, erklärte der Jurist.
Seinen Abschied als Auswahltrainer nach mehr als 14 Jahren nutzte Brand zu einer Generalabrechnung und begründete seine Demission zuvorderst mit der fehlenden Unterstützung aus der Bundesliga. Der elfte Platz bei der WM in Schweden zu Jahresbeginn sei nicht ausschlaggebend gewesen.
„Es war eine langfristige Entwicklung und keine direkte Folge des Abschneidens in Schweden. Die vierzehneinhalb Jahre dauernde mangelnde Unterstützung der Bundesliga haben bei mir Narben hinterlassen“, sagte Brand und fügte an: „Das hat mir etwas die Freude genommen. Ich bin immer Bundestrainer mit Herz und Seele gewesen und bin es auch immer noch. Um erfolgreich weiter zu arbeiten, muss man Spaß an der Sache haben. Und der ist mir abhanden gekommen.“
Ab 1. Juli soll sein Nachfolger die Mannschaft um Kapitän Pascal Hens führen. An der Suche will er sich nicht aktiv beteiligen. „Bei der Frage nach meinem Nachfolger halte ich mich bewusst zurück. Und das ist auch angemessen“, sagte Brand. Als Kandidaten sind sein Co-Trainer Martin Heuberger und der Isländer Dagur Sigurdsson vom Bundesliga-Vierten Füchse Berlin im Gespräch. „Jeder weiß, dass ich ein sehr gutes Verhältnis mit Martin habe“, sagte Brand.
„Ich finde es sehr schade, dass er aufhört und hätte schon gedacht, dass er es noch ein paar Jahre macht“, meinte Hamburgs Meistertrainer Martin Schwalb. Brand gestand, dass er sich bereits während der WM für einen Rücktritt entschieden hatte. Die Personaldiskussionen um Christian Zeitz (Kiel) oder auch Torsten Jansen (Hamburg) durch die Vereine hätten ihn geärgert. „Die Art und Weise des Umgangs miteinander haben mich in der Meinung bestärkt, dass einige Verhaltensweisen sich nicht mit meinen Wertvorstellungen decken und dass es notwendig ist, über Konsequenzen nachzudenken“, sagte der scheidende Bundestrainer.
Hinzu kamen Kritik und die Frage, ob er denn noch der richtige Trainer ist, nach der Niederlage gegen Frankreich bei der WM im Januar. „Wenn ich dann lesen, ist Heiner Brand noch der richtige Trainer, muss ich das akzeptieren, das gehört in der heutigen Zeit dazu. Nur ist das kein Ding, was ich für mich akzeptieren kann. Das lässt mangelnden Respekt gegenüber meiner Person und meinen Verdiensten erkennen. Insofern war zu dem Zeitpunkt schon für mich klar, dass die Bundestrainertätigkeit nicht mehr das ideale für mich sein würde“, erklärte Brand.
Die Nationalspieler, die er in Kaiserau zu einem großen Teil auf die auf EM-Qualifikationsspiele gegen Österreich und Lettland im Juni vorbereitete, hatte er über seinen Abschied informiert. „Aber das war ja keine große Sache mehr, weil alle schon über die Medien unterrichtet waren“, sagte Brand. „Das ist eine schlechte Nachricht. Aber die Entscheidung muss man akzeptieren, er kann auf sehr erfolgreiche Jahre als Bundestrainer zurückblicken“, sagte Rechtsaußen Christian Sprenger, der mit dem THW Kiel bei der Vereins-WM in Doha/Katar spielte. Und sein Clubkollege Dominik Klein ergänzte: „Ich finde es absolut schade, dass diese Ära zu Ende geht.“