Frontmann Brand geht und bleibt im Handballbund
Leipzig (dpa) - Der Frontmann geht: Heiner Brand hört im Sommer als Handball-Bundestrainer auf. Damit endet nach mehr als 14 Jahren eine Erfolgs-Ära mit dem Titelgewinn 2007 bei der Heim-WM als Höhepunkt.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa wollen Brand sowie Verbandspräsident Ulrich Strombach und sein Stellvertreter Horst Bredemeier am Mittwoch den Rücktritt des Gummersbachers zum 30. Juni dieses Jahres auf einer Pressekonferenz in der Sportschule Kamen-Kaiserau bekanntgeben.
Der 58-Jährige, der als Spieler und Trainer Weltmeister wurde, soll künftig eine andere verantwortliche Position im Deutschen Handballbund (DHB) übernehmen. Ein Nachfolger steht noch nicht fest. Als erste Anwärter gelten Brands Co-Trainer Martin Heuberger und der Isländer Dagur Sigurdsson vom Bundesligisten Füchse Berlin.
„Er ist das Gesicht des deutschen Handballs, ein guter und erfolgreicher Trainer und ein Mann mit Charakter. Wenn so ein Mann dann gehen sollte, ist das natürlich eine schwierige Situation“, sagte Bredemeier zum erwarteten Rücktritt Brands und fügte an: „Aber es geht weiter. Der DHB hat immer noch genug Strahlkraft, um einen sehr guten Nachfolger zu finden.“
Brand bereitet derzeit die Nationalmannschaft in einem Kurzlehrgang auf die bevorstehenden Qualifikationsspiele zur EM 2012 in Serbien vor. Die beiden Partien am 8. Juni in Innsbruck gegen Tabellenführer Österreich und am 12. Juni in Trier gegen Lettland sind die letzten Spiele für Brand als Bundestrainer. Aus den beiden Begegnungen braucht das DHB-Team drei Punkte, um die EM-Teilnahme zu sichern. Die EM ist auch die letzte Möglichkeit, sich für Olympia 2012 zu qualifizieren.
Damit ist nach 391 Länderspielen auf der Trainerbank Schluss für den Mann mit dem markanten Schnauzer. Seinen ursprünglich bis zum 30. Juni 2013 laufenden Vertrag wird Brand nicht erfüllen. Der Gummersbacher hatte das Amt am 1. Januar 1997 als Nachfolger des glücklosen Arno Ehret übernommen. Dieser hatte zuvor die Qualifikation für die WM 1997 in Japan verpasst.
Brands bevorstehende Demission traf selbst im Ausland auf Bedauern. Juan Carlos Pastor, langjähriger Nationaltrainer Spaniens, erklärte am Rande der Vereins-WM in Doha/Katar: „Es ist schade, dass Heiner aufhört. Wir kennen uns schon sehr lange. Er ist ein echter Freund, auch wenn es viele emotionale Spiele zwischen uns gab. Ich hoffe, dass er dem Handball nicht verloren geht und weiter für den Verband arbeitet.“ Nach dpa-Informationen wird an einem Zuschnitt für den neuen Posten Brands im DHB gearbeitet.
Nach jüngsten Misserfolgen mit dem elften WM-Platz in Schweden als Tiefpunkt sowie jahrelangen fruchtlosen Forderungen nach mehr Unterstützung aus der Liga für die Nationalmannschaft hatte Brand seit Januar seine Zukunft offen gelassen und damit Spekulationen über einen Rücktritt genährt. Bereits unmittelbar nach WM-Abschluss mit der schlechtesten Platzierung einer deutschen Mannschaft war eine „Task Force“ gegründet worden.
Der sechsköpfigen Arbeitsgruppe „Unterstützung Nationalmannschaft“ gehören neben Brand DHB-Präsident Strombach, Vizepräsident Bredemeier sowie vonseiten der Bundesliga Reiner Witte als Präsident des Ligaverbandes HBL und die Clubmanager Volker Zerbe (Lemgo) und Bob Hanning (Berlin) an. Das Gremium sollte nach Wegen aus der Krise des deutschen Männer-Handballs suchen, nachdem die Auswahl des DHB bereits bei der EM 2010 nur den zehnten Platz belegt hatte. Im Zuge dessen wurde auch die Suche nach einem potenziellen Nachfolger für Brand aufgenommen.
Im April hatten Gespräche mit den möglichen Kandidaten Staffan Olsson (Nationaltrainer Schweden), Heuberger, Velimir Petkovic (Frisch Auf Göppingen) und Sigurdsson stattgefunden. Nach dpa-Informationen kommen nur noch Heuberger und Sigurdsson als Brand-Nachfolger infrage. Eine Vorentscheidung zugunsten eines Trainers sei jedoch noch nicht gefallen.