CL: Erleichterung in Kiel - Katerstimmung in Berlin

Kiel (dpa) - Wenn am Dienstagmorgen das Viertelfinale in der Handball-Champions-League ausgelost wird, dürfte bei den Füchsen Berlin der ganze Frust wieder allgegenwärtig sein. Nur Zentimeter hatten beim 26:27 gegen Atlético Madrid gefehlt, um den großen Favoriten aus dem Wettbewerb zu befördern.

So verbleibt ein deutsches Trio mit Meister THW Kiel, der SG Flensburg-Handewitt und dem HSV Hamburg in der Königsklasse. Im Gegensatz zur Berliner Katerstimmung herrschte in Kiel Erleichterung pur. Mit dem 30:26 gegen Medwedi Tschechow fiel die Last der vergangenen Woche wie Wackersteine von den Handballprofis des Serienmeisters ab.

„Es kommt ja sonst nicht vor, dass der THW zweimal in einer Woche verliert“, sagte Regisseur Aron Palmarsson lächelnd. „Wir wollten zeigen, dass wir guten Handball spielen können“, ergänzte Gudjon Valur Sigurdsson, sein isländischer Landsmann. Und Rückraumstar Filip Jicha war „froh über die Art und Weise, auch wenn es sicher nicht überragend war“.

Die Protagonisten des THW sind überzeugt, mit dem Einzug in das Champions-League-Viertelfinale die nötige Sicherheit wiedergefunden zu haben. Welcher Gegner dem Rekordmeister in Wien zugelost wird, ist den meisten gleichgültig. Wer das Viertelfinale übersteht, ist im Final-Four-Turnier. „Ich will zwei Siege im Viertelfinale, egal, gegen wen es geht“, sagte Jicha. Als Gegner kommen der FC Barcelona, der Titelträger von 2011, der HSV Hamburg, der polnische Meister Kielce und der ungarische Serienmeister Veszprem infrage. Der THW muss zunächst sein Heimspiel austragen, da er in der Gruppenphase lediglich Zweiter geworden war. Genauso wie die Flensburger, die ebenfalls auf den HSV treffen könnte.

Der ehemalige Welthandballer Jicha denkt aber noch nicht an das Viertelfinale, das am 17. April beginnt. Die Mannschaft werde sich zunächst auf die beiden Liga-Heimspiele gegen Essen und Hamburg vorbereiten: „Wir wollen jetzt vier Punkte in der Bundesliga und werden nicht links und rechts schauen.“ In der Bundesliga beträgt der Vorsprung auf die Rhein Neckar-Löwen und die Flensburger schließlich nur zwei Punkte. „Die Meisterschaft hat bei mir absolute Priorität“, stellte Trainer Alfred Gislason klar.

Die beiden Niederlagen haben die Lage etwas komplizierter gemacht für Kiel. Der Nimbus der Unbesiegbarkeit ist vorerst dahin. Selbst der russische Meister roch noch an der Sensation, obwohl er bereits zehn Tore zurückgelegen hatte. „Es wäre schöner gewesen, wenn wir die Menschlichkeit nicht gezeigt hätten“, sagte Jicha. „Es ist einfach ein anderes Jahr“, meinte Coach Gislason in Anspielung auf die perfekte Saison 2011/12, als der THW mit 68:0-Punkten einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt hatte.

Die Bundesliga hat nun auch für die Füchse oberste Priorität - notgedrungen. In der Liga wollen sich die Berliner erneut für die Königsklasse qualifizieren. „Natürlich wäre es super, wieder da zu spielen“, sagte der traurige Bartlomiej Jaszka. „Das wird eine schwierige Aufgabe.“ Derzeit stehen die Füchse in der Tabelle auf Rang vier, der diesmal nicht automatisch die Qualifikationschance zur Königsklasse garantiert. Jaszka hatte das Weiterkommen selbst in der Hand, doch sein Wurf in letzter Sekunde landete nur am Pfosten.