Dänische Handball-Party bei EM geht in die zweite Runde

Herning (dpa) - Das handballverrückte Dänemark flippt derzeit aus. Seit der ersten Minute dieser Heim-EM feiert ein ganzes Land sich selbst - und im Vorgriff auch schon mal den dritten EM-Titel nach 2008 und 2012.

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„Dänemark auf dem Weg zum Gold“, formulierte die Boulevardzeitung „Ekstra Bladet“ forsch. Das „Danish Dynamite“-Team um Mikkel Hansen hat zwar erst die Vorrunde gemeistert. Aber wie! Nach dem 33:29 (21:17) über Tschechien am Donnerstagabend - dem dritten Sieg im dritten Spiel - wurde die Jyske Bank Boxen in Herning mit ihren 14 000 Besuchern wieder zur roten Party-Hölle.

In der Hauptrunde spielt die Mannschaft von Coach Ulrik Wilbek nun am Samstag gegen Weltmeister Spanien, ehe am Montag Ungarn und am Mittwoch Island auf dem Weg ins Halbfinale auf dem Programm stehen. Zweifel am Titel-Triumph gibt es kaum. „Ich sehe keine Mannschaft, die Dänemark schlagen kann“, sagt Nikolaj Jacobsen. Der Trainer des dänischen Meisters Aalborg HB, der im Sommer in die Bundesliga zu den Rhein-Neckar Löwen wechselt, ist in Herning als TV-Experte aktiv. Bis zu zwei Millionen Dänen sahen die ersten Partien ihrer Helden im Fernsehen, spätestens am Finalwochenende werden es voraussichtlich um die drei Millionen sein - dabei hat Dänemark nur 5,6 Millionen Einwohner. Der übertragende Sender TV2 erwartet Rekordquoten.

Vielleicht schon am Samstag. Dann wollen die Dänen unbedingt „die Revanche für Barcelona“. Vor einem Jahr verlor Dänemark das Finale der Weltmeisterschaft mit 19:35 gegen Spanien. „Diese Niederlage ist noch in unserem Kopf“, sagt Coach Wilbek. Die Schmach soll vergessen gemacht werden. Das größte Plus: Der Heimvorteil hat sich gedreht.

Gefühlt jeder Däne kramt zu den Spielen derzeit sein rotes oder rot-weißes Shirt heraus. Von der Gänsehaut-Atmosphäre in der Halle bekommen selbst die Spieler - diese harten Haudegen - noch weiche Knie. Beispielsweise der Nationalkeeper Niklas Landin, der auch das Tor des Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen hütet. Sonst gilt er nicht gerade als impulsiver oder extrovertierter Mensch, ruht ziemlich in sich. Beim EM-Auftakt der Dänen vor ein paar Tagen gegen Mazedonien fühlte er nach eigener Darstellung einen Adrenalinstoß in der ausverkauften Arena; in diesen 60 Minuten erlebten ihn Beobachter so emotional wie vielleicht nie zuvor. „Man kann die Gefühle nicht beschreiben, die man da unten auf dem Platz hat“, schwärmte Landin.